Nachlese: Vom Klang der Architektur mit Prof. Dipl.-Ing. Eckhard Gerber

Nachlese
Prof. Dipl.-Ing. Eckhard Gerber
Vom Klang der Architektur.

Nachlese
Vom Klang der Architektur
Prof. Dipl.-Ing. Eckhard Gerber

VOM KLANG DER ARCHITEKTUR

Nach einer anderhalbjährigen, coronabedingen Zwangspause fand – endlich, da war die Meinung einhellig! – wieder ein Abend des KAP Forums in Köln statt. Und dann gleich mit einem Klangfeuerwerk an Projekten und Visionen zum Thema Bauen, wie Hausherr Kaspar Kraemer in seiner Einführung vor vollem Haus bemerkte. Ein gut aufgelegter Eckhard Geber brachte in seinem fulminaten Vortrag die Steine sprichwörtlich zum Klingen. Eine Vorlesung zu den Grundlagen von Architektur, eine Zeitreise durch 50 Jahre Baugeschichte, von Deutschlands Nachkriegszeit bis in heutige Phase des globalen Bauens. Mit einem „Ständchen“ schuf das renommierte Jazzduos Bruno Leicht, Trompete und Daniel Oetz, Bass leibhaftig die Verbindung zwischen Architektur & Musik. Großes Kino!

Einen guten Einblick in die Gedankenwelt von Eckhard Gerber gibt das große KAP-Interview, das wir letztes Jahr führten:

„Immer hat mich das Architekturgeschehen über die Jahre bewegt und geprägt. Dabei hat sich das Bauen über die Jahrhunderte, was seine Sinnhaftigkeit anbetrifft, nicht wesentlich verändert. Immer wieder werden heute Themen ausgerufen, die häufig selbstverständlich und gar nicht neu sind, wie etwa die Nachhaltigkeit“

Herzlich

Andreas Grosz
Oliver Herwig
Tobias Groß

Nachlese: Tina Kortmann

Nachlese
Tina Kortmann
UNStudio
»… whatever the future may bring.«

Nachlese
Reihe Vordenker
Tina Kortmann
Senior Associate Architektin
UNStudio
»… whatever the future may bring.«

Orte des Miteinanders
Tina Kortmann referiert über intelligentes Bauen und kollaboratives Arbeiten bei UNStudio.

Sportlich. Ohne Umschweife sprang Tina Kortmann, Senior Associate Architektin bei UNStudio, für den verhinderten Ben van Berkel ein. Ein volles Auditorium im Kölner MAKK erlebte eine dynamische Baumeisterin, die seit Jahren zwischen Amsterdam und Frankfurt am Main pendelt, wo sie als Gesamtprojektleiterin das Hochhausprojekt FOUR Frankfurt überwacht. Es gehe nicht einfach um Häuser, sondern um Orte für Menschen, war ihre zentrale Botschaft. Kortmann referierte zu sozialen Räumen, die entscheidend seien für funktionierende Gesellschaften. Dazu dienten auch Technologien der Nachhaltigkeit – von bedruckten Solarzellen bis hin zu interaktiven Räumen –, die unmittelbar auf Gefühle der Nutzer antworten. Solche Experimente gehörten einfach dazu.

Moderne Informationstechnologie ist bei UNStudio nicht nur ein wichtiges Werkzeug beim Entwurf, sie hat einen durch und durch positiven Charakter, wie Kortmann im nachfolgenden Gespräch betonte: „Technologie hilft uns Orte effizienter zu machen – und lebenswerter.“ Dabei gebe es viel Nachholbedarf. Die 1978 in Aachen geborene Architektin hatte einen prägnanten Vergleich zur Hand: Während wir gesellschaftlich längst im Zeitalter der Smartphone lebten, wäre das Bauen im Walkman-Zeitalter steckengeblieben. Und so fragte Kortmann, warum sich Gebäude immer noch so schwer recyklieren und technologisch aufrüsten ließen. Nur zu rund 20 Prozent seien Bauten in die Kreislaufwirtschaft eingebunden. Geschweige denn intelligent.

In Zukunft gehe es auch darum, Gebäude und ganze Städte technologisch aufzurüsten. Wie aber soll das funktionieren? Beziehungsweise: Wie gehen die niederländischen Architekten vor? Nun, UNStudio bezieht beim Entwurf ganz selbstverständlich Experten aus anderen Disziplinen – bis hin zu Künstlern – in den Entwicklungsprozess ein und expandiert laufend in neue Felder. Damit ist nicht etwa Städtebau gemeint, den das Büro ohnehin betreibt, es geht eher um Felder wie Industrial Design oder Verknüpfungen zwischen Psychologie und Informationstechnologie. Vor allem aber geht es um Unternehmergeist: Lasst uns etwas zusammen entwickeln, lautet die Devise. Dass sich von solchem Teamgeist offenbar auch die Bauherren anstecken lassen, macht den Charme und den Erfolg von UNStudio aus.

Einen Schwerpunkt legte Kortmann naturgemäß auf das Frankfurter Projekt. Mit seinen vier skulpturalen, genau aufeinander bezogenen Türmen rund um eine zentrale öffentliche Freifläche, dem „multifunktionalen Podium“, stellt es augenblicklich eines der wichtigsten und größten Projekte des international tätigen Architektenbüros dar. Das Turmgeviert sieht Kortmann angeordnet um einen Stadtraum, der „gesund und glücklich macht.“ UNStudio möchte Widersprüche auflösen zwischen Nachbarschaft und Hochhaus, Bürgern und Baumassen. Denn im Zentrum ihrer Architektur stehe der Mensch, sagte Tina Kortmann, es gehe um die Gestaltung von inklusiven Räumen und Orten des kreativen Miteinanders.

Text: Oliver Herwig und Andreas Groß
Fotos: Studio für Gestaltung

Nachlese: Baustelle Hamburg

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Baustelle Hamburg

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Baustelle Hamburg

Hamburg neu denken. Aufbruch an der Elbe.
Grundsatzreferat von Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor der Freien und Hansestadt Hamburg und lebendige Projektberichte bei der Veranstaltung „Baustelle Hamburg.“

Was für ein Auftakt im vollbesetzten Foyer des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg. Über 200 Interessierte erlebten einen fulminanten Abend. Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor der Freien und Hansestadt Hamburg, setzte den Ton, als er in einem Grundsatzreferat die Chancen der Elbmetropole herausstellte. Er werde alles dafür tun, dass die Räume nicht so bleiben, wie sie sind. Die Räume? Das sind stadtplanerische Brachen an den Ausfallstraßen, den Magistralen. Statt wie bisher Briefmarkenplanung zu betreiben, gehe es nun darum, langfristige Konzepte zu erstellen. Der Oberbaudirektor machte klar, dass sich Wachstum nicht einfach abstellen lasse, ebenso wenig könne man Tausende in Hamburg benötigte Wohnungen an ebendiesen Magistralen einfach abstellen, als „belebter Lärmschutz“ für die zweite Reihe. Das Kernproblem dieser Räume: Sie seien bislang nicht ernst genommen worden. Höing gab zugleich die Gründe für diese stadtplanerische Zurückhaltung an. Diese Räume seien eben „sperrig, spröde, maßstabslos und unanschaulich.“

Das wird sich in den nächsten Jahren ändern. Höing kokettierte einen Augenblick mit seiner Position als „Zugereister“, der noch einen Blick von außen mitbringe, zugleich machte er in seiner lebendigen Präsentation deutlich, welche Potentiale noch zu heben sind: neben der Innenstadt, neben dem „wunderbar weißen Hamburg“ – und das nicht einfach nur an den Rändern, sondern mittendrin, in den Leerstellen des städtischen Gefüges. In den nächsten Jahren werde ein Gesamtverkehrsplan für die Hansestadt entstehen: „Wir müssen Mobilität neu aufstellen.“ Und alles zusammendenken: Stadtentwicklung, Mobilität und Stadtgesellschaft. „Städtischer werden“ – das hallte noch lange nach.

Drei spannende Projektberichte schlossen sich an das Grundsatzreferat an:

Dennis Barth,
Geschäftsführer der Procom Invest, stellte das Projekt „Nicolai Insel“ vor: zwischen Denkmalschutz, „grauer Energie“ und zweistufigem Architektenwettbewerb.

Theja Geyer,
geschäftsführender Gesellschafter der Quest Investment Partners skizzierte den Wandel eines ganzen Quartiers am historischen Hopfenmarkt vom Ort des Miteinanders über die Zeit der „autogerechten Stadt“, die gnadenlose Verkehrsschneisen ins alte Gefüge trieb, bis hin zu Neuansätzen urbanen Lebens: Mittendrin die „Neue Burg“ (Am Hopfenmarkt).

Dr. Nora Cavara,
Geschäftsführerin der gemeinnützigen Stiftung Hammerbrooklyn, öffnete schließlich Perspektiven auf die digitale Transformation der Stadt, ihrer Bürger und Unternehmen. Die Stiftung „Hammerbrooklyn – Stadt der Zukunft“ wird ihren DigitalPavillon im Frühsommer 2020 eröffnen. Das Gebäude selbst war der einstige amerikanische Pavillon der Mailänder Expo, der nun ertüchtigt für Hamburger Winter seinen Platz am Stadtdeich einnimmt.

Wir danken der Direktorin des MKG Hamburg, Professor Tulga Beyerle, für den herzlichen Empfang und freuen uns auf eine langfristige Zusammenarbeit.

Text: Oliver Herwig

Nachlese: Was bleibt vom Bauhaus(-Jahr)?

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Was bleibt vom Bauhaus(-Jahr)?

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Was bleibt vom Bauhaus(-Jahr)?

Raus aus der Nische
365 Tage Bauhaus – ein Fazit

Bald ist es rum. Das Bauhaus-Jahr. Zeit für eine Bilanz: Was hat sich getan? Und wie geht es weiter? Eine überraschende Erkenntnis: Vor dem Jubiläum sei das Bauhaus in Deutschland gar nicht so präsent gewesen, sagte Dr. Florian Strob, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Bauhaus Dessau.

Strob hatte erst am Morgen erfahren, dass er für die verhinderte Bauhaus-Direktorin Dr. Claudia Perren einspringen sollte. Das war seinem souveränen Vortrag nicht anzumerken. Sportlich navigierte er durch die Geschichte des Bauhauses, beschrieb die Anstrengungen der Dessauer Institution 2019 und formulierte schließlich ein vorsichtiges Fazit der rund 2.000 Veranstaltungen an 800 Orten zum Thema Bauhaus. Seine Überzeugung: Das Bauhaus-Jahr habe sich gelohnt. Die Institutionen Berlin, Weimar und Dessau hätten ihre Zusammenarbeit verfestigt, das Bauhaus sei aus der Nische raus und stoße national wie international auf immer mehr Interesse. Allein in Dessau hätten sich die Besucherzahlen auf 250.000 mehr als verdoppelt. Nicht zu vergessen der enorme Wissenszuwachs. Alleine die Fachliteratur zu sichten und die neu entdeckten Verflechtungen kritisch einzubinden in eine verbesserte Erzählung des Bauhauses werde Jahre brauchen. Schließlich sei das historische Bauhaus vor allem durch seinen Mut gekennzeichnet, den Mut, in eine neue Zeit aufzubrechen und den Alltag der Moderne grundlegend zu gestalten.

Was schon ein Blick auf die vielen Ausstellungen und Publikationen zum Thema gezeigt hatte: Die Forschung zu Frauen und/am/im Bauhaus bietet den vielleicht größten Erkenntnisfortschritt der jüngeren Vergangenheit – und zeigt zugleich, dass unsere Bauhaus-Rezeption eben nicht unabhängig von den Fragen der jeweiligen Zeit ist.

Im Zwiegespräch mit Professor René Spitz von der Rheinischen Fachhochschule Köln wurde deutlich, wie sehr Wissenschaft heute ihren Standpunkt reflektiert: „Wir erzählen mehr von uns – vielleicht geht das historische Bauhaus darüber verloren.“ An diesem Abend im Kölner MAKK war das Bauhaus ganz gegenwärtig. Auch wenn Strob augenzwinkernd bekannte, dass die Zeitläufte auch am Bauhaus nicht spurlos vorübergegangen seien. Die weltbekannten Balkone seien heute nicht mehr zu betreten. Nicht weil sie baufällig seien. Das Geländer entspräche nicht mehr aktuellen Bauvorschriften.

Ein rundweg interessanter und facettenreicher Abend im Zeichen des Bauhaus-Jubiläums. Einzig die kritische Einschätzung, was denn vom Bauhaus-Jahr für unser heute und für die Zukunft bleibt, wurde vermisst. Dafür schlugen die Wogen dann im kleineren Kreise nach der Veranstaltung um so höher. Wird fortgesetzt!

Text: Dr. Oliver Herwig und Andreas Groß
Fotos: Studio für Gestaltung

Nachlese: SMART – KOLLABORATIV – TRANSPARENT

Nachlese
SMART – KOLLABORATIV – TRANSPARENT

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SMART – KOLLABORATIV – TRANSPARENT:
NEUE PLANUNGSMODELLE FÜR DIE WELT DES BAUENS.

Nichts für Einzelkämpfer
Kommunikation ist alles – aber ohne wechselseitiges Verstehen nichts. Architekten, Softwarespezialisten und Forscher diskutieren im KAP Forum in Hamburg die Gestaltung der Zukunft.

Software ist gut, miteinander Reden besser. Das Digitale braucht das Analoge. Das war das überraschende Fazit einer lebendigen Veranstaltung des KAP Forums im Business Club Hamburg. Moderiert von Oliver Herwig gaben vier Referenten aus Forschung, Praxis und Software-Entwicklung Einblicke in den heutigen Stand vernetzter, transparenter und intelligenter Wege in der Bauwelt.

„Wir glauben an die Intelligenz der Vielen“, sagten Vanessa Brand und Thomas Jansen von RKW Architektur+ in Düsseldorf und machten deutlich, wie entscheidend das Gespräch mit allen – wirklich allen – Beteiligten am Bau sei. Und das, bevor ein erster Plan gezeichnet, ein Modell gebaut oder ein Begriff in die Luft geworfen wird. Das Werkzeug „define“ setzt auf kleine Gruppen, die miteinander reden – und übereinander. Jeder fragt jeden. Die moderierte Diskussion benutzt analoge Technik, Fragebögen und anonyme Notizen, die aus Menschen herauskitzeln, was sie sonst nicht preisgeben würden. Mitarbeiter würden relevant, weil ihre Stimme zähle. Ihre Ideen, Wünsche und Ängste werden zeitgleich in eine visuelle Tapete übersetzt. So entsteht Raum für gemeinsame Visionen – und aus vagen Vorstellungen konkrete, nachvollziehbare Wünsche an Raum. „define“ geht es um Grundsätzliches: eine Basis zu schaffen für das gemeinsame Arbeiten. Danach erst kommt das Bauwerk.

Herz und Hand, Mensch und Technik – Gegensatzpaare wie diese werden oft in Stellung gebracht, wenn es darum geht, technologische Epochenwechsel zu beschreiben. Und dieser ist einer, vergleichbar etwa mit dem Buchdruck, meinte Martin Schnitzer, Geschäftsführer der Softwareberatung Schnitzer & in München. Der Übergang zu integrierter Planung in der Architektur aber sei aber keineswegs „Teufelszeug“, wie manche Architekten schon in den Neunziger Jahren wähnten, als CAD die Rapidographen verdrängte und Fehler noch mit der Rasierklinge ausgewetzt wurden. Dieses Verletzungsrisiko, scherzte Schnitzer, habe ihn von Computern überzeugt. „Alles werde anders“, versprach der Software-Spezialist, aber die Bauwelt werde nicht auf den Kopf gestellt. Entscheidend sei, dass Menschen mit dem gleichen Wissensstand an Projekten arbeiteten: BIM sei nichts für Einzelkämpfer.

Diese Aussage galt für den ganzen Abend. Markus Hammes, Inhaber und Partner von hammeskrause architekten in Stuttgart, machte deutlich, dass weder die Software perfekt sei noch manche Abläufe, dass es aber doch darum gehe, einen Kulturwandel zu mehr gesicherter Zusammenarbeit zu vollziehen. Er wolle bestmögliche Ausführungsqualität – und unsere gegenwärtige Bauweise müsse sich ändern, damit auf der Baustelle weniger Pfusch herrsche und mehr Miteinander und verantwortliches Planen. Da sei es eben entscheidend, ob ein Haus zu 100 Prozent modelliert sei – oder man bei 80 Prozent stehen geblieben sei. Sein Credo: Technik ersetzt nicht den Austausch – im Gegenteil, sie befördert neue Wege, miteinander zu arbeiten. Und die Natur zu schonen, denn Bauen an sich sei ja nicht smart, sondern oft genug Zerstörung der eigenen Umwelt.

Wenn aber schon so viel über Kommunikation die Rede war, von transparenter Zusammenarbeit und neuen Tools wie dem Building Information Management, lag es nahe, einen Kommunikationsprofi zu Wort kommen zu lassen: Einen wie Professor Jan Krause von der Bochum University of Applied Sciences, der am Fachbereich Architektur Media Management junge Gestalter zu Experten der Digitalen Kommunikation macht. Krause weitete den Blick für die nächste Stufe der Kollaboration: die kollaborative Lehre, in der Dozenten verschiedenster Fachrichtungen neue Perspektiven für Architekturstudierende öffnen, zusammen mit Psychologinnen, Betriebswirtinnen und Geodätinnen.

„Heute gestalten Sie den Rest Ihrer Zukunft“, meinte Thomas Jansen in seinem Eingangsstatement und schob nach: Was wir heute nicht denken, könne morgen auch nicht Realität werden. Insofern fügte sich ein Abend aus verschiedensten Perspektiven zu einem inspirierenden Ganzen. Ob mit oder ohne Software – es geht um Zusammenarbeit in der Bauwelt. Denn eigentlich ging es um etwas Grundlegenderes, um die Fähigkeit, ja das Glück, mit Menschen zu reden, die einen bereichern. Und diese Chance wurde in Hamburg noch bis spät in die Nacht genutzt.

Text: Oliver Herwig und Andreas Groß
Fotos: u. a. Jürgen Pollak

Nachlese: Prof. Dr. Uwe Schneidewind

Nachlese
Prof. Dr. Uwe Schneidewind

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Werden Sie Zukunftskünstler/in.
Prof. Dr. Uwe Schneidewind brilliert im KAP Forum
in der Reihe Vordenker am 19.06.2019 im MAKK

»Wie kriegen wir diese Welt überhaupt über die Runden?«

Fragen dieser Art sind Professor Uwe Schneidewind, seit 2010 Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie und Professor für Innovationsmanagement und Nachhaltigkeit an der Bergischen Universität Wuppertal, nicht fremd. Im Gegenteil. Der promovierte Betriebswirt beschäftigt sich schon lange mit der »Großen Transformation«, also dem kulturellen Projekt, das unsere Welt wieder ins globale Gleichgewicht bringen soll – und bald zehn Milliarden Menschen Zugang zu einem „guten Leben“. Schneidewinds Antworten klingen erstaunlich einfach. Etwa zur Mobilität. Diese brauche zunächst gar kein »High-Tech, im ersten Schritt gehe es um die Vermeidung und Verlagerung von Verkehr.« Konkret: »Um eine gute Stadt- und Regionalplanung, kurze Wege, Attraktivität fürs Laufen und Radfahren, ein gutes System des öffentlichen Verkehrs.« Erst dann gehe es um das »Verringern von Belastungen durch effiziente Motoren, neue Antriebe und insbesondere Ride-Sharing-Angebote.«

Auch wenn Schneidewind das Wort Verzicht vermied, ging es doch um die Frage, wie wir lieb gewonnene Gewohnheiten ablegen. Die moralische Wende besteht eben weniger in einem ökologisch korrekten Konsum – der die Welt im übrigen nicht retten könne – ohne »begleitende Formen der Suffizienzpolitik.« Sondern in eigenen Taten. Das gute Leben für alle bedeutet ein genügsameres Leben der hoch entwickelten Länder. Schneidewind geht es um ein moralisches Projekt. Auch wenn er keine Angst für die Erde als Ganzes habe, sähe er doch, dass die humanitären Katastrophen des 20. Jahrhunderts nichts seien gegen die bevorstehenden Katastrophen des 21. Jahrhunderts. Wenn, ja wenn die Privilegierten – wir – den bevorstehenden Wandel nicht annähmen.

Schneidewinds Transformation ist eng verbunden mit dem humanistischen Ideal, mit der Vorstellung, dass es noch etwas anderes gibt als wirtschaftliche Wachstumszahlen. Nämlich einen moralischen Überbau, der den Blick für das große Ganze freigibt. »Wir brauchen ein Verständnis dafür, wie sich Handlungsstrukturen verändern«, forderte Schneidewind. In seinem aktuellen Buch heißt das: Der Einzelne ist nicht nur »als transformativer Konsument, sondern noch sehr viel stärker als transformative Bürgerin, zivilgesellschaftlich Engagierter oder Verantwortungsträger in gefordert, die sich in ihren Umfeldern als Pioniere des Wandels einsetzen.«

Eine Form der Rettung liegt daher im unmittelbaren Umfeld. In der konkreten Geste, der sozial aktiven Tat in der Stadt, die per se ein Feld des Wandels darstelle. Und wo genau also liegt die Verantwortung der Gestalter? Nun, Professor Schneidewind sieht in ihnen Agenten des Wandels schlechthin: Menschen, die Veränderung bewirken. Stadtplaner – diese Tätigkeit erfordere einen ganzheitlichen Blick, den man im Wissenschaftsbetrieb viel zu selten sehe. Der Blick fürs Ganze, fokussiert im Kleinen. Und so machte Scheidewind zuletzt am Kölner Otto & Langen-Quartier den Mut zu authentischen Stadtvisionen fest. Die rund 200 Zuhörer applaudierten. Allen anderen sei das aktuelle Buch empfohlen: »Die Große Transformation. Eine Einführung in die Kunst gesellschaftlichen Wandels.« Dort heißt es ganz am Schluss: »Die Welt des Jahres 2050 kann eine bessere und nachhaltigere sein. Sie haben es in der Hand. Werden Sie Zukunftskünstlerin. Machen Sie eine nachhaltige Entwicklung möglich.«

Text: Dr. Oliver Herwig, KAP Forum
Fotos: Tobias Groß,  Studio für Gestaltung

»Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt.«

Mahatma Gandhi

Nachlese: Zukunft Hamburg

Nachlese
Zukunft Hamburg

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Zukunft Hamburg

Qualität vor Wachstum
Wohin entwickelt sich die Hansestadt? Feurige Diskussion mit Experten im Hamburger Business-Club.

Was für ein Abend für die Baukultur in Hamburg: Oberbaudirektor Franz-Josef Höing nutzte seinen Impulsvortrag, um im »Schweinsgalopp durch die Stadtgeschichte« zu pflügen, wortgewaltig und streitlustig, versöhnend, lobend und tadelnd. Statt dauernd über Zahlen zu reden, wie die ominösen 10.000 Wohnungen, die Jahr für Jahr zu errichten sind, sollten wir endlich über Qualitäten sprechen. Qualitäten, wie sie Hamburg schon immer geboten habe. Auch wenn der Stadtstaat im Vergleich etwa zu Wien recht locker bebaut sei, gehe es darum, durch Verdichtung mit Maß die Vorzüge der Stadt zu bewahren. »Das ist das Tafelsilber, von dem wir zehren«, sagte Höing, und setzte hinzu: »Die alten Recken haben sich angestrengt – und das sollten wir auch.«

Wir, das war an diesem Abend eine illustre Runde aus Stadtplanern, Lehrenden und Pragmatikern: Bernd Kniess an, Professor für Urban Design an der HCU Hafen City Universität, Karin Loosen, Präsidentin der Hamburgischen Architektenkammer sowie Achim Nagel, Architekt und Investor (Primus Developments).

Von den Experten waren durchaus nachdenkliche Töne zu hören: »Wir leben auf viel zu großem Fuße«, merkte etwa Bernd Kniess an, Professor für Urban Design an der HCU Hafen City Universität. »Wir haben uns die Familienwohnungen angeeignet« – und nun zeige sich, dass Haus und Nutzung nicht mehr zusammenpassten. Kniess verlangte, den gedanklichen Container zu sprengen, wonach Architekten nur Funktionen sortierten. Stattdessen sollten sie am tatsächlichen Gebrauch erkennen, was wirklich benötigt werde. Eine fundamentale Wende also in der Art, wie Architektur betrachtet und geschaffen wird. »Raum ist sozial produziert.«

Auch Stadtplanerin Karin Loosen, Präsidentin der Hamburgischen Architektenkammer, ging es um Fundamentales: Wer sind überhaupt die Nachfrager? Die Bedürfnisse von Patchwork-Familien und älteren Menschen würden noch zu wenig berücksichtigt. Doch so sehr sich Architekten auch um neue Modelle bemühten, am Ende stehe oft nur der »förderwürdige Klassiker.« Stattdessen schwebten der Stadtplanerin Mehrwertmodell vor, die viel cleverer mit Raum und Ressourcen umgingen. »Wir müssen lernen in Geschichten zu denken, nicht in Quadratmetern.«

Achim Nagel, Architekt und Investor, konnte dem nur zustimmen. Gerade als Investor würde er dort auftreten, wo die Rahmenbedingungen stimmten, wo etwa zu einem Neubau auch eine passende Grünfläche entstünde, ein Park – und eine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Dabei gelte es, auch die ökologischen Rahmenbedingungen im Blick zu behalten: »Heute bauen wir noch Klimaschleudern.« Wie es anders ginge, etwa mit dem Baustoff Holz, zeige das vielfach prämierte Studentenheim »Woody«.

Alles in Butter also? Nicht ganz. Ein Körnchen Salz streute Oberbaudirektor Franz-Josef Höing in die beherzte Diskussion. Man dürfe jetzt nicht die Fehler der Sechziger Jahre wiederholen und groß bauen, ohne Infrastruktur und Umfeld mitzudenken. Hamburg sei dafür gerüstet, aber es bleibe eine Herkulesaufgabe, auch die spröden Lagen, die schrundigen Räume in einen städtebaulichen Kontext zu fügen.

Fazit: Bei solchen Akteuren muss einem nicht bange werden um die »wachsende Stadt« Hamburg. Mehr Diskussion auf diesem Niveau. Das KAP wird weiter Architekten, Stadtplaner, Immobilienwirtschaft und Hochschulen an einen Tisch bringen.

Text: Oliver Herwig
Fotos: Martina van Kann

Nachlese: Neue Materialien München

Nachlese
Die Super-Materialisten

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Die Super-Materialisten

Grandioser Materialabend in München +++ Architektur und Design kommen zusammen +++ KAP zeigt an der TU High-Tech-Materialien zum Anfassen

Was wäre ein Expertenabend zu neuen Stoffen in Architektur und Design ohne entsprechende Materialproben? Hannes Bäuerle (Raumprobe Stuttgart), Florian Freihöfer (München) und Prof. Claudia Lüling (Frankfurt) präsentieren daher eindrückliche Beispiele ihrer Arbeit „hands-on“: zum Fühlen. Besonders faszinierten Basaltfasern, Carbonfasern und Metallgewebe, die eigentlich für Industrieförderbänder und Rundsiebe gedacht sind.

Aus seinem Fundus von rund 50.000 Musterexponaten der Stuttgarter „Raumprobe“ holte Hannes Bäuerle einige Leckerbissen hervor: faserverstärkten Zement etwa. Der Experte sieht sich als „Sammler“, der seit anderthalb Jahrzehnten besondere Stoffe, Gewebe und Metalle zusammenstellt und systematisch katalogisiert. Die Stuttgarter Raumprobe wurde so seit 2005 zu einer Referenz für Architekten und Designer, die immer auf der Suche sind nach neuen, unverbrauchten Materialien. Zwei Fragen würden ihm immer wieder gestellt, berichtete Bäuerle: Was gerade neu sei (und wie man das Neue verwenden könne) sowie was eigentlich sein Lieblingsmaterial sei. Da musste Bäuerle schmunzeln. Eigentlich könne er nur von seinem je aktuellen Lieblingsmaterial sprechen, das sich immer wieder ändere. Und von der Haut des Menschen, die ihn fasziniere: atmungsaktiv, adaptiv, fest und elastisch zugleich.

Der Stoff, aus dem Architektenträume sind, ist tatsächlich: textiles Gewebe. Professor Claudia Lüling (Frankfurt) faszinierte mit leichten, adaptiven Fassadenelementen aus Textil und präsentierte damit ein zeitgemäßes Update der Theorie der Bekleidung. Sie öffnete ein faszinierendes Spannungsfeld aus sinnlichem Erlebnis von Texturen und Oberflächen sowie systematischer Konstruktion: „Architektur mag zwar digital machbar sein“, sagte die Architektin, „am Ende aber wird sie immer analog ihre Qualität haben müssen, durch Material, Farbe und Licht. Dabei spielt hier nicht nur das Material selbst spielt eine wesentliche Rolle. Materialgestaltung wird durch neue Verarbeitungstechnologien wie Lasercut oder 3D-Print vorangetrieben, aber eben auch durch alte Techniken wie Weben, Striken, Wirken und Flechten –  mit Hightechmaschinen.

Das war eine Steilvorlage für den Designer der Runde: Florian Freihöfer. Der Wahlmünchner brachte es auf den Punkt. Gestalter wollten Geschichten erzählen – und dafür brauche es sinnliche Anschauung: „Materialien geben uns die Möglichkeit, Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Es bleibt die Herausforderung, mit Ihnen verantwortungsvoll umzugehen.“

Genau hier setzte eine rege Publikumsdebatte ein: Wie steht es eigentlich mit der Nachhaltigkeit der vielen neuen Stoffe? Wie werden sie hergestellt? Und was für Ideen und Ideale stehen dahinter? Professor Thomas Herzog plädierte nachdrücklich dafür, aktuelle Probleme nicht immer mit alten Lösungen anzugehen. Es ist schon erstaunlich: Vieles, was Frei Otto und andere Freigeister wie archigram vor Jahrzehnten propagierten, lässt sich nun tatsächlich bauen – und trotzdem geht es kaum je über faszinierende Pavillons hinaus. Professor Lüling konterte, es sei schon erstaunlich, wie klein der Etat etwa der DFG für Forschungen im Bereich Bauwesen sei: gerade ein Prozent.

Dieser Abend war handgreiflich. Mit vielen Proben zum Fühlen und Be-Greifen sorgten die Referenten immer wieder für sinnliche Erlebnisse. Und für spannende Impulse. Das Publikum ließ sich im Vorhoelzer-Forum der TU München von den Experimenten der drei Experten mitreißen und verlangte mehr Mut in der Architektur.

Das KAP Forum dankt den Kooperationspartnern TU München und der Architekturgalerie München, speziell Nicola Borgmann.

Text: Oliver Herwig
Fotos: Marian Wilhelm

Nachlese: Werner Sobek

Nachlese
Werner Sobek

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Werner Sobek

Die Welt dreimal neu bauen
Werner Sobek über die Zukunft des Bauens, des Lebens und der Erde überhaupt. Eigenschönheit statt Entsagungsästhetik.

»Ich weiß nicht, wie die Zukunft des Bauens aussieht«, leitete Werner Sobek seinen pointierten Thesenvortrag zur Zukunft des Bauens ein. Für sich nahm er das Privileg des Außenstehenden in Anspruch: Die Politik versage komplett angesichts der Herausforderungen der Zukunft. Nicht viel anders viele Ingenieurswissenschaftler, die sich in Partialutopien ergingen. Er werde also über die Zukunft sprechen als »strategisch erarbeitetes Szenario.«

Allein die Zahlen, die der Stuttgarter Weltbürger zusammentrug, beeindruckten: Wenn man global nach deutschen Standards bauen würde – also mit rund 490 Tonnen Baustoffen pro Bürger – könnte man auch gleich eine 30 Zentimeter starke Mauer um den Äquator ziehen, und diese wäre in einem Jahr bereits rund 2200 Meter hoch. Im Folgejahr hätten die Bauarbeiter schon Schwierigkeiten, in großer Höhe vernünftig zu atmen.

Bauen wie vor 2000 Jahren
Mit einem Mal wurde das ganze Ausmaß der Ressourcenverschwendung am Bau deutlich, einer »Industrie«, die in vielem nicht weiter sei als vor 2000 Jahren. Dazu käme die Hybris vieler Architekten, die glaubten, für die Ewigkeit zu bauen. Gebäude aber müssten auch mit Anstand verschwinden dürfen. Denn insgesamt müsse so viel für die steigende Bevölkerung gebaut werden wie nie zuvor in der Geschichte: Alleine bis 2050 könnte man die gesamte bestehende Welt dreimal neu bauen.

Architektur als Luxusproblem? Auch. Aber viel eher ein Effizienzproblem. Und ein Emissionsproblem. Wir seien einfach nicht in der Lage – und willens, vernünftig zu planen. Statt den Fokus auf Energieeinsparung zu legen, sollte man das Umweltproblem als Emissionsproblem begreifenlernen, die Emissionen als das eigentliche Problem zu sehen. Energie hätten wir im Überfluss – alleine die Sonne böte ein Vielfaches dessen, was wir je verbrauchen könnten –, nicht aber emissionsfreies Bauen oder aber einen emissionsfreien Betrieb von Gebäuden.

80 Prozent weniger Material
Zwei Thesen stellte der Stuttgarter Baumeister ins Zentrum seiner Überlegungen: Mehr mit weniger bauen – und keine fossilen Energieträger mehr verbrauchen. Professor Sobek ging mit gutem Beispiel voran. Einsparungen bei den Materialien seien möglich, und zwar um die Hälfte, wenn nicht gar um 80 Prozent. Doch was sollte man sich darunter vorstellen? Ausgezehrte Bauten?

Ein Dorn im Auge war ihm jede Form von »Entsagungsäthetik« – Bauen solle vielmehr Spaß machen. Vielmehr Sobek plädiertedeshalb Sobek für materialoptimierte Strukturen, mit einem Innenleben, das den Kraftlinien folgt, und nah am Gewichtsminimum. Wer diesen Weg konsequent verfolge, käme automatisch zu einer »Optimalstruktur«, die noch dazu hochästhetisch sei. Sobek sprach von »Eigenschönheit.« In einem zweiten Schritt könne man die hierzulande völlig überdimensionierten Bauten – ausgerichtet auf den höchsten Grad der Beanspruchung – durch intelligente Sensoren und Aktoren aktivieren, wie in einem Experimentalbau in Stuttgart bereits geschehen. Dort verschieben drei Aktoren die Auflastpunkte einer Schale so, dass zusätzlich auftretende Belastungen gleichmäßig über die gesamte Schale verteilt werden. Ein Ansatz, der weit über bionische, kräfteoptimierte Bauweisen hinausweist und Häuser plötzlich aktiviert wie Lebewesen, die Schnee von ihrem Pelz schütteln.

Hoch hinaus mit textilem Material
Gar nicht weit entfernt davon war der Experimentalturm für Magnetaufzüge von Thyssen Krupp im beschaulichen Rottweil: 246 Meter hoch, verkleidet mit einem textilen Gewebe, das unerwünschte Luftwirbel und Sonneneinstrahlung minimiert und damit eine Gewichtseinsparung von 15 Prozent erlaubt. Ein Negligee, scherzte Sobek und war sichtlich angetan von den Qualitäten textiler Baustoffe: Präzision auf den Millimeter. Hier blitzte jene Zukunft des Bauens auf, die Werner Sobek in seinen Ausführungen kurz umrissen hat.
Ein weiterer, verblüffender Aspekt war die Ansage, nicht nur auf wiederverwendbare und sauber trennbare Materialien zu achten, sondern solche Recyclingstoffe auch in großem Maße in Neubauten einzubinden. Wobei es Recycling kaum trifft. Materialien wie abwaschbare Wände aus ehemaligen Küchenbrettchen zeigten in ihrer marmorartigen Erscheinung Upcyling-Qualitäten.

Starke Thesen, starker Auftritt: Es blieb ein nachdenkliches Gefühl. Nicht umsonst zitierte der Optimist Sobek mehrfach den Philosophen Bloch: Es bleibe nichts als das Prinzip Hoffnung. Es ginge schließlich um nichts Geringeres als unser aller Zukunft und nicht um ein Arrangement mit dem Status Quo.

Text: Oliver Herwig und Andreas Groß
Fotos: Studio für Gestaltung

Nachlese: Architektur & Wein N°02

Nachlese
Architektur & Wein N°02

Nachlese
Architektur & Wein N°02

Architektur und Wein, das ist nicht nur beim KAP Forum eine gelungene Kombination. Es begann in den Neunziger Jahren im Napa Valley mit dem Dominus Weingut von Herzog und de Meuron, breitete sich über ganz Europa aus – und ist heute so selbstverständlich wie ein gut gestaltetes Etikett. Winzer investieren nicht länger nur in die Qualität ihrer Lagen und Keller, sie sehen auch in der Architektur ihrer Güter ein entscheidendes Marketing-Instrument.

Architektur als Hüllenkunst? Gott bewahre! Die französischen Baumeister Laurent Brunier, Architecte Directeur de Projets bei Wilmotte & Associes (wilmotte.com) und Arnaud Boulain (Atelier Architektur BPM Boulain, Pirrovani, Maziéres, Bordeaux, bpm-architectes.com) zeigten, dass es vor allem um Prozesse geht. Der Weg der Trauben von der Lese bis zur Gärung wurde zu einem Fest der Augen. Und ein bislang unscheinbares Weingut zu einem Stück Marken-Architektur, die den Anspruch eines Gutes im Aufbruch verkörpert.

Augustin Lacaille, Leiter des Château Pédesclaux (chateau-pedesclaux.com) und Andreas Brensing, Leiter des Kölner Weinkellers, verliehen dem Abend die nötige Tiefe und ließen rund 70 geladene Gäste Komplexität und Faszination des Bordeaux spüren.

Text: Dr. Oliver Herwig
Fotos: Studio für Gestaltung