Nachlese
Baustelle Hamburg

Hamburg neu denken. Aufbruch an der Elbe.
Grundsatzreferat von Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor der Freien und Hansestadt Hamburg und lebendige Projektberichte bei der Veranstaltung „Baustelle Hamburg.“

Was für ein Auftakt im vollbesetzten Foyer des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg. Über 200 Interessierte erlebten einen fulminanten Abend. Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor der Freien und Hansestadt Hamburg, setzte den Ton, als er in einem Grundsatzreferat die Chancen der Elbmetropole herausstellte. Er werde alles dafür tun, dass die Räume nicht so bleiben, wie sie sind. Die Räume? Das sind stadtplanerische Brachen an den Ausfallstraßen, den Magistralen. Statt wie bisher Briefmarkenplanung zu betreiben, gehe es nun darum, langfristige Konzepte zu erstellen. Der Oberbaudirektor machte klar, dass sich Wachstum nicht einfach abstellen lasse, ebenso wenig könne man Tausende in Hamburg benötigte Wohnungen an ebendiesen Magistralen einfach abstellen, als „belebter Lärmschutz“ für die zweite Reihe. Das Kernproblem dieser Räume: Sie seien bislang nicht ernst genommen worden. Höing gab zugleich die Gründe für diese stadtplanerische Zurückhaltung an. Diese Räume seien eben „sperrig, spröde, maßstabslos und unanschaulich.“

Das wird sich in den nächsten Jahren ändern. Höing kokettierte einen Augenblick mit seiner Position als „Zugereister“, der noch einen Blick von außen mitbringe, zugleich machte er in seiner lebendigen Präsentation deutlich, welche Potentiale noch zu heben sind: neben der Innenstadt, neben dem „wunderbar weißen Hamburg“ – und das nicht einfach nur an den Rändern, sondern mittendrin, in den Leerstellen des städtischen Gefüges. In den nächsten Jahren werde ein Gesamtverkehrsplan für die Hansestadt entstehen: „Wir müssen Mobilität neu aufstellen.“ Und alles zusammendenken: Stadtentwicklung, Mobilität und Stadtgesellschaft. „Städtischer werden“ – das hallte noch lange nach.

Drei spannende Projektberichte schlossen sich an das Grundsatzreferat an:

Dennis Barth,
Geschäftsführer der Procom Invest, stellte das Projekt „Nicolai Insel“ vor: zwischen Denkmalschutz, „grauer Energie“ und zweistufigem Architektenwettbewerb.

Theja Geyer,
geschäftsführender Gesellschafter der Quest Investment Partners skizzierte den Wandel eines ganzen Quartiers am historischen Hopfenmarkt vom Ort des Miteinanders über die Zeit der „autogerechten Stadt“, die gnadenlose Verkehrsschneisen ins alte Gefüge trieb, bis hin zu Neuansätzen urbanen Lebens: Mittendrin die „Neue Burg“ (Am Hopfenmarkt).

Dr. Nora Cavara,
Geschäftsführerin der gemeinnützigen Stiftung Hammerbrooklyn, öffnete schließlich Perspektiven auf die digitale Transformation der Stadt, ihrer Bürger und Unternehmen. Die Stiftung „Hammerbrooklyn – Stadt der Zukunft“ wird ihren DigitalPavillon im Frühsommer 2020 eröffnen. Das Gebäude selbst war der einstige amerikanische Pavillon der Mailänder Expo, der nun ertüchtigt für Hamburger Winter seinen Platz am Stadtdeich einnimmt.

Wir danken der Direktorin des MKG Hamburg, Professor Tulga Beyerle, für den herzlichen Empfang und freuen uns auf eine langfristige Zusammenarbeit.

Text: Oliver Herwig