Ökologisch im Bauhausstil | Gira

Gira
Ökologisch im Bauhausstil

Ökologisch im Bauhausstil
GIRA

Aus dem KAP Magazin #10

Das Gebäude bildet den passenden Abschluss einer komplett im Bauhausstil gehaltenen Straße. Durch die großen Glasfronten im Erdgeschoss und die Auskragung des Obergeschosses scheint der obere Quader auf dem unteren zu schweben, das Gebäude wirkt leicht und luftig. Die Dachterrasse ist aus dem Quader herausgestanzt und die Geometrie bleibt durch eine bewusste Fortführung der Kanten erhalten. Der Sonnenschutz ist clever in der Fassade versteckt, um das puristische Gesamtbild nicht zu stören. Durch den Quader im Erdgeschoss schiebt sich zudem ein langgestreckter Riegel, in dem unter anderem die Garage untergebracht ist. Durch das Gefälle zur Straße hin ist diese fast 3 Meter hoch.

»Keller und Erdgeschoss haben wir als Massivbau errichtet, das Obergeschoss in Holzständerbauweise«, erklärt Architektin Dagmar Pemsel. »Die leichtere Konstruktion war nötig, da wir im Erdgeschoss nur wenig tragende Wände und umso mehr Fensterflächen haben. Schlanke Stützen in den Ecken und hinter dem Küchenblock ermöglichen die Statik.« Die tragenden Wände im Erdgeschoss und die Decken sind in Sichtbeton ausgeführt und vor Ort gegossen worden.

Um die Heizkosten möglichst gering zu halten, ist das Haus gut gedämmt: Mit einer 35 cm dicken Schicht unterm Dach und 36 cm Dämmung in den Wänden im OG bzw. 26 cm an den Wänden im EG. Die Fensterflächen machen anteilig am Gebäude etwa 40 % aus, das Erdgeschoss ist sogar zu 60 % verglast. Die Dreifachverglasung mit einer Glasstärke von je 8 mm und mit 12 mm großen Zwischenräumen erreicht einen U-Wert von 0,74 W/m²K. Der Dämmwert der Gebäudehülle insgesamt liegt bei 0,26 W/m²K (EnEV). Ebenfalls ökologisch wertvoll: Das Flachdach ist begrünt.

Geheizt wird mit einer elektrischen Luft-Wärmepumpe in Verbindung mit Fußbodenheizung in den Wohnbereichen und einer Wandheizung im Keller. Zur Entlastung der Wärmepumpe besitzt der Kaminofen integrierte Wassertaschen, die beim Befeuern im Winter erhitzt und deren Wasser dem Die geometrisch strenge Form wird auch durch die große Dachterrasse nicht unterbrochen, da der Rahmen fortgeführt wird und die Terrasse wie ausgestanzt erscheint. In der Nähe von Nürnberg ist ein energetisch vorbildliches Haus im geradlinigen Bauhausstil entstanden.

Der obere Kubus scheint durch seine Auskragung und die großen Fensterflächen im Erdgeschoss beinahe zu schweben. Schichtenspeicher für Warm- und Heizungswasser zugeführt wird. Auf dem Dach ist zudem eine 10 m² Solaranlage installiert, die ca. 60—70 % zur Warmwasserversorgung und 15—20 % zur Heizungsunterstützung beiträgt. Eine Lüftungsanlage mit getrennter Zu- und Abluft sowie einem Wärmetauscher sorgt für stetig frische Luft. In Summe ergibt sich ein vorbildlicher Energiekennwert für die Heizwärme von 18 kWh/m²a nach PHPP-Berechnung (Passivhaus Projektierungs- Paket). Zum Vergleich: Der Durchschnittswert in deutschen Einfamilienhäusern liegt bei 160 kWh/m²a, mit 15 kWh/ m²a hätte das Gebäude Passivhausstandard erreicht. Der Primärenergiekennwert liegt bei ca. 60 kWh/m²a.

Ebenerdig erstreckt sich auf fast 120 m² ein großzügiger Raum mit Wohnbereich, Kochinsel und Essbereich, die riesigen Fensterflächen holen die Natur ins Haus. Blickachsen waren ein zentraler Wunsch der Bauherren, aus jeder Perspektive bietet sich ein neuer, faszinierender Ausblick ins Freie. Sichtbetonwände und Decken, weiße Wände und Möbel sowie ein dunkler Holzboden harmonieren miteinander. Eine in Sichtbeton gegossene und trotzdem filigrane Treppe führt ins Obergeschoss: Sie wurde im Betonwerk individuell gegossen und später mit einem Kran millimetergenau in den Rohbau eingepasst.

Im Obergeschoss gelangt man in die privaten Räume. Hier befinden sich das Kinderzimmer, Büro, Schlafzimmer und ein 24 m² großes Wellness-Bad mit freistehender Wanne, Sauna und direktem Zugang zur Dachterrasse. Von dort lässt sich der grandiose Blick über die angrenzenden Felder und auf die »Skyline« von Nürnberg genießen.

Die technikaffinen Bauherren wollten mit ihrem Traumhaus auch ein zukunftsfähiges, intelligentes Haus bauen. Daher entschieden sie sich für ein KNX-System, das alle Komponenten der Haustechnik miteinander vernetzt. Das »Gehirn« hinter dem Bussystem ist ein leistungsstarker Gira HomeServer, in dem sämtliche Informationen zusammenlaufen, ausgewertet und entsprechende Befehle an sogenannte Aktoren gesendet wer den.

Gesteuert wird daheim oder von unterwegs übers iPad oder iPhone: Die Gira Visualisierung ist selbsterklärend. Alle Leuchten im Haus lassen sich von hier aus aktivieren, Jalousien hoch- und runterfahren, die Heizung regulieren und vieles mehr. Einige Funktionen laufen auch automatisch im Hintergrund ab: Meldet die Gira Wetterstation starken Wind, fahren die Jalousien hoch. Geplant, installiert und programmiert wurde die Gebäudetechnik von System-Integrator Klaus Geyer: »Praktisch ist, dass sich das System jederzeit umprogrammieren, den Bedürfnissen anpassen und aufrüsten lässt – ohne die Wände aufreißen zu müssen, denn die Infrastruktur liegt ja bereits.«

Auf Gira Tastsensoren in den Räumen lassen sich ganze Szenen abrufen, beispielsweise eine reduzierte Lichtszene mit heruntergefahrenen Jalousien zum Kinoabend oder eine gezielte Beleuchtung am Esstisch mit dezenter Hintergrundmusik. »Vor Verlassen des Hauses können mit einem Tastendruck alle Energiequellen im Haus deaktiviert werden«, erklärt Klaus Geyer einen cleveren Weg, Energie zu sparen.

Leuchten und Lautsprecher sind zum Teil dezent in die Architektur integriert als Decken oder Wandeinbauvarianten. Ein Multiroom- System versorgt unabhängig voneinander vier Zonen mit Musik von zentralen Audioquellen aus. Die Gira Schalterprogramme Esprit Glas Weiß und E2 Reinweiß passen bestens zur puristischen Architektur.

Die Gira Türkommunikation mit Videofunktion sorgt für Sicherheit: So lässt sich jederzeit sehen, wer vor der Tür steht und klingelt. Dank einer Kopplung mit Skype über ein spezielles Gira TKS-IP-Gateway kann auch mobil kommuniziert werden, via iPhone, iPad sowie allen Smartphones und Tablets, für die die Skype App erhältlich ist. So lässt sich das Gespräch mit dem Besucher inklusive Video des Klingelnden führen und bei Bedarf kann auch der Türöffner ausgelöst werden.

Fotos ©  Ulrich Beuttenmüller

Fraunhofer Institut | Carpet Concept

Carpet Concept
Fraunhofer Institut
Bayreuth

Fraunhofer Institut Bayreuth
Carpet Concept

Botschafter für atmosphärische Qualität:
Der Teppich ECO SYN im herausragenden Fraunhofer Institut Bayreuth


Das neue Fraunhofer Zentrum für Hochtemperatur-Leichtbau in Bayreuth wurde mit dem Teppich ECO SYN von Carpet Concept ausgestattet. Es ist ein innovativer Teppich, der seinen Charme durch die plastischen Effekte der exzellenten, gewebten Garne gewinnt, die dynamische Oberflächen erzeugen. Auf diesem Boden lassen sich zukunftsgerichtete Forschungsideen optimal entwickeln.

Das renommierte Institut, das vom Kölner Architekturbüro kister scheithauer gross (ksg) entworfen wurde, sticht schon von weitem durch eine prägnante, individuell entwickelte Keramikfassade heraus. Der moderne Bau ist geprägt durch eine klare und kompakte architektonische Struktur:  Quadratischer Technik- und Laborbereich und anschließender mehrgeschossiger Büroriegel mit großzügigen Fensterfronten.

Fürs Interior suchte ksg nach Produkten, die diese klare, visuelle Ordnung unterstützen. »Die gesamte Innenarchitektur sollte auf das Institut zugeschneidert werden. Das ist außergewöhnlich. Den Bauherren des Fraunhofer-Instituts war klar, dass ihr Haus eine Botschaft ist, eine Visitenkarte von außen und von innen.«, erklärt Architekt Johannes Kister.

Während in den Labors und Werkstätten funktional sinnvolle Materialien und Farben eingesetzt werden, haben Foyer, Besprechungsräume und Büros einen anderen Look: warme Materialien, frische Farben dominieren. Der Eingangsbereich wurde mit Holzboden ausgestattet, der Teppich ECO SYN von Carpet Concept in hellem Grau markiert dann eindeutig die Büroetagen. Dabei stellt der mehrfach mit Designpreisen ausgezeichnete Teppich eine optische Verbindung her zwischen einem Layout-Mix aus offenen Bereichen mit loungigen Sitzelementen, Teeküchen und Büroräumen. – Hier, im Institut, liegen 1400 qm des innovativen und hochwertigen ECO SYN an der richtigen Stelle.

Foto © Yohan Zerdoun
Autor ©  Grosz-Herzig

Wenn nicht nur die Augen leuchten | Artemide

Artemide
Flagship Store von Eataly
München

Flagship Store von Eataly München
Artemide

Wenn nicht nur die Augen leuchten

Beim neu eröffneten Münchner Flagship Store von Eataly übernahm Artemide die Lichtregie. Hunderte von Leuchten setzen Markt, Restaurant und Kochschule perfekt in Szene. Das ist Bella Italia zum Anfassen, Begreifen, Schwelgen und Mitmachen.

Es ist Montag. München steckt unter einer bleiernen Wolkendecke, aus der sich feiner Nieselregen löst. Warm und freundlich empfängt hingegen Eataly in der historischen Schrannenhalle. Das illuminierte Bauwerk von 1854 summt vor Besuchern. Allein 50.000 zählte man in den ersten Tagen seit Eröffnung. Keine Frage: der einstige Getreidemarkt im Zentrum der Stadt ist zum Lieblingsort der Einheimischen und Touristen aufgestiegen, die zwischen gezielt ausgeleuchteten Marktständen, punktgenau illuminierten Einkaufsregalen und warmfarbenen Restaurants italienische Lebenskultur aufsaugen. Ein Paar tunkt gerade knuspriges Weißbrot in Olivenöl, Extra Vergine natürlich, während der Kellner kleine Köstlichkeiten auftischt: Bocconcini, Salami von der Salumeria DHO, La Gradisca, mariniertes Rindfleisch, und Previdi, Piemonteser Steinpilze in Olivenöl. Über ihren Köpfen schwebt ein halbes Dutzend Eggboard-Pendelleuchten. Ihre Low-Power-LEDs mit rotationssymmetrischen Reflektoren sorgen für angenehmes Licht auf den Tischen, während die äußere Textur aus nachhaltig recyceltem Polyester Schall schluckt und die Halle mit viel Glas und Eisenstützen auch akustisch zu einem angenehmen Ort macht. Raumkomfort, das ist perfektes Licht und angenehmer Ton.

Das Auge isst mit beim Münchner Flagshipstore von Eataly. Lichtregie übernahm Artemide. Das Ziel: Bella Italia zum Anfassen, Begreifen und Schwelgen. Wie aber gelingt das? Wie kommt das besondere Eataly-Konzept aus Markthalle, Restaurants und Kochschule zum Leuchten? Und wie setzt man Äpfel in Szene und wie einen Teller Pasta? Carlotta De Bevilacqua, bringt es auf den Punkt: »Es geht um die jeweils richtige Atmosphäre, eine etwa, die es angenehm macht, am Tisch zu verweilen«, sagt Signora De Bevilacqua, Vice President von Artemide: »Ein Licht, das zur Geselligkeit einlädt oder intimere Räumlichkeiten schafft und den verschiedenen Umgebungen angepasst ist.« Darum geht es also bei insgesamt 5630 Quadratmeter Gastro- und Verkaufsfläche – die richtige Leuchte und das richtige Konzept an jedem Ort. Unser Auge ist schließlich Experte in Sachen Licht und Frische. Auf einen Blick sehen wir, ob wir dieses Stück Lende wollen – oder doch lieber das Filet daneben. Wir sehen, ob die Feige reif und verlockend ist – oder eben doch noch nicht. Wir scannen Oberflächen in Sekundenbruchteilen.

Lichtplaner wissen, dass erst das richtige Licht die Eigenschaften von Lebensmitteln hervorbringt. Picto-Spots im Marktbereich setzen daher dank ihrer optimalen Farbwiedergabe Produkte effektvoll in Szene. Dazu schweben Nur-Pendelleuchten über den Köpfen der Besucher und erhellen den großen Raum. Sie folgen einer genau geplanten Choreographie. Leuchten vom Typ Nur 1618 sorgen für eine großflächige und gleichmäßige Ausleuchtung, während eine Reihe von Nur-Mini-Leuchten die langen Auslagen der Restaurants und ihre Spezialitäten herausstellt.

So wandeln Besucher von einem Stand zum nächsten, sehen kunstvoll drapierten Schinken und frische Pasta, bleiben vor dem Brotstand stehen und erfahren, wie gerade frischer Mozarella gezogen wird. »Unsere Gäste sollen bei Eataly probieren, sehen, erleben und mitmachen können«, sagt Andreas Reisert, Communications Manager von Eataly München, »schließlich möchten wir, dass sie unser Konzept mit allen Sinnen erleben.« Etwas macht die bayerische Dependance besonders – verglichen etwa mit New York. Ab 20 Uhr schließt der Markt und nur die Restaurants bleiben offen. Dann fährt die Beleuchtung an den Seiten herunter und der Gastrobereich leuchtet so verführerisch, dass sich kein Besucher mehr im Markt verirrt. Räumlich gestaffelte Mouette-Pendelleuchten übernehmen die Regie. Sie leuchten sowohl den Zentralbereich aus wie das für Events reservierte Obergeschoss. Gegenüber lockt das Speiselokal Adriatico von Lucio Pompilli, das gewissermaßen auch die Handwerkskunst venezianischer Glasmacher feiert. Mundgeblasene Empatia-Deckenleuchten sorgen hier für zarte Licht- und Schatteneffekte.

Artemides Beleuchtungsplaner entwickelten verschiedene Atmosphären für die tagsüber von natürlichem Licht geflutete Eisen-Glashalle. Sie begleiten die Besucher zu unterschiedlichen Zeiten und gliedern einzelne Räume durch gezielte, emotionale Lichteffekte: Eine Choreographie der Leuchten, genau auf das Ambiente und seine unterschiedlichen Funktionen abgestimmt. »Wir wollten eine warme und einladende Atmosphäre schaffen, die auch typisch für italienische Räume ist«, erklärt Carlotta De Bevilacqua. Und genau das passierte. Besucher werden förmlich hineingesogen in die Halle und treten mit dem Einkaufskorb in der Hand eine sinnliche Reise durch die Piazza an, die zu frisch gebackenem Brot führt oder zum Shop des Caffè Vergnano, wo Choose-Leuchten warmes und behagliches Ambiente verbreiten. Nach einem Cappuccino und Croissant am Tresen der Illy Gran Bar geht es kurz ins Untergeschoss, wo es nicht nur süße Köstlichkeiten gibt, sondern auch eine wunderbar sortierte Enoteca & Birroteca.

Schon auf der ausladenden Freitreppe sorgen die in Orange-Tönen gehaltenen Tagora-Deckenleuchten für angenehme Helligkeit und verbreiten geradezu heitere Atmosphäre. Sie sind zu Schwärmen zusammengefasst und in verschiedenen Größen verbaut – als abwechslungsreiche Deckenlandschaft unterschiedlicher Formen und Lichtstärken. Im Untergeschoss findet sich schließlich die dritte Säule des Eataly-Konzepts, neben Markt und Restaurant: die Kochschule. Unaufdringliche UGlare-Deckenleuchten spenden gutes Arbeitslicht. Sie verbinden hohe Leistung mit geringem Platzbedarf, ideal auch für kleine Bereiche. Denn auch darum ging es beim Artemide-Konzept: Stromverbrauch zu reduzieren.

Es ist sicher keine Kleinigkeit, 10.000 Produkte ins rechte Licht zu setzen, dazu 16 Restaurants und Stände, neun Schauwerkstätten und einen Eventbereich, doch Artemides Lichtplaner haben die dreidimensionale Vorlage des Architekten Carlo Piglione um eine neue Dimension erweitert, getreu dem »Manifest der Harmonie« von Eataly: »Unser wirkliches Ziel ist die Harmonie« – und diese ist ein »Zustand proaktiver Freude.« Dazu muss man nur einen Blick auf die Besucher werfen, die in Italiens nördlichster Stadt ein Stück Bella Italia erleben wollen. Sie scheinen zu lächeln. Buon appetito.


Eataly Flagship Store in Zahlen

Auftraggeber: Eataly
Architekt: Carlo Piglione
Fertigstellung: 2015
Anzahl Leuchten gesamt: 993
Verkaufsfläche: 5630m²
Markt: 1440 m²
Restaurantbereiche: 700 m²
Eventfläche: 270 m²
Durchschnittliche Besucher am Tag: 15000

Boardinghouse Golden Ball

Artemide
Boardinghouse Golden Ball
München-Aschheim

Boardinghouse Golden Ball
München-Aschheim

Artemide

Wohnen wie zu Hause

Das Boardinghouse Golden Ball in München-Aschheim bietet Wohlfühlatmosphäre für Gäste, die schon mal ein halbes Jahr bleiben können. Andrea und Dr. Farid Lechner schufen ein Haus mit Charakter – auf höchstem Niveau. Kein Wunder, dass auch das Licht besonders ist – dank einem eigenen Lichtkonzept und 1300 Leuchten von Artemide.

Die Tür fällt sanft ins Schloss, wir schauen uns um. Warme Holztöne, angenehme Raumgröße. Das ist eigentlich kein Hotelzimmer. Das ist eher ein Zuhause. „Hören Sie mal, wie ruhig es hier ist“, sagt Dr. Farid Lechner und öffnet das Fenster. Ein Auto zieht vorbei. Tatsächlich, nichts war zu hören im luftigen Apartment, das die Pendelleuchte »Pirce micro« in angenehmes Licht taucht. Fenster der oberen Schallschutzklasse passen perfekt zum Boardinghouse Golden Ball in München-Aschheim, das Ausstattung auf höchstem Niveau bietet: großzügig geschnittene Räume und individuellen Service. Golden Ball, das ist Wohnen auf Zeit für Geschäftsleute und Menschen, die das Gefühl der eigenen vier Wände auch in der Ferne wünschen, insgesamt 44 Wohnungen, darunter eine Grand Suite mit drei Schlafzimmern und 110 Quadratmetern und zwei Penthouse-Wohnungen mit eigener Terrasse.

»Golden Ball, das ist Wohnen auf Zeit für Geschäftsleute und Menschen, die das Gefühl der eigenen vier Wände auch in der Ferne wünschen.«

Frühlingssonne lässt die großen Pappeln im Büropark ExpoGate leuchten. Der Standort Aschheim-Dornach liegt unweit der Messe Riem, nur sieben Gehminuten von der S-Bahn entfernt. Eine anderthalb Meter große, goldene Kugel empfängt Gäste und Besucher an der Karl-Hammerschmidt-Straße 45. Verwoben in das Metallgeflecht sind Reiseszenen und Zeichen der Gastfreundschaft. Ein halbes Dutzend Stufen führen zum Foyer. Schritt für Schritt geht es in einen genau akzentuierten Raum, der Offenheit und Präzision ausstrahlt. Wie auf einem Flugfeld weisen zwei »Algoritmo« Leuchtbänder zum Empfang aus Schwarzstahl, die Wände angenehm ausgeleuchtet durch „Pad“-Strahler, die sich nicht nur in die Architektur einpassen sondern durch ein drehbares Gelenk genau auf einzelne Kunstobjekte gerichtet sind – vertikale Flächen aus versteinertem Moos.

»Artemide hat uns von Anfang an begleitet«, sagen die Eigentümer Andrea und Dr. Farid Lechner. So fand sich für »jede Anforderung die geeignete Leuchte, die zugleich in unser gestalterisches Konzept passt.« Die Lichtplanung entstand in enger Zusammenarbeit zwischen Bauherren, Architekt und Artemide. Rund 1.300 Leuchten wurden genau choreographiert, vom Foyer mit seiner speziellen Variante der »Mercury« als Individuallösung über Pendelleuchten »Pirce« in den individuell zugeschnittenen Zimmern über alle Beleuchtungskörper in Nebenräumen bis hin zu den Außenleuchten.

»Atmosphäre und Funktionalität bilden eine Einheit, die Gäste können durch intelligente Steuerungen und Leuchten ihr ganz individuelles Szenario schaffen.«

Ziel war nicht nur ein harmonisches Ganzes, sondern genau differenzierte Zonierungen – vom freundlich-klaren Empfang bis zu den Apartments, die mit verschiedenen Beleuchtungszenarien das Gefühl vermitteln, zu Hause zu sein: »Atmosphäre und Funktionalität bilden eine Einheit, die Gäste können durch intelligente Steuerungen und Leuchten ihr ganz individuelles Szenario schaffen, etwa durch ein zuschaltbares Leselicht im Wohn- und Schlafzimmer sowie eine arbeitsplatzgerechte Beleuchtung am Schreibpult«. Durch diese Steuerung reagiert das Licht auf verschiedene Tagessituationen. Das Ziel: »Immer das perfekte Licht für Architektur und Mensch zu garantieren.«

Über der Theke aus massiven Schwarzstahl – ein Element, das sich durch das ganze Haus zieht bis hinauf zur Sauna mit Dachterrasse – schweben ganze Wolkenformation silberner Leuchten – die eigens konfektionierte Leuchte „Mercury“; sie illuminiert genau jenen Bereich, der die Visitenkarte jedes Hauses darstellt: Am Empfang geben die Damen und Herren des Empfangs freundlich Auskunft und leiten Gäste weiter zu ihren Zimmern. Über eine Rampe geht es zum zentralen Atrium.

Die Raumskulptur an der Stirnseite zieht alle Augen auf sich – über drei Stockwerke perlt Wasser zu Boden und erfrischt die Luft. Hier zeigt sich die ganze Größe des Umbaus. Mit der Betonsäge wurde ein Innenhof in die ehemalige Lagerhalle geschnitten, eine verbindende Aula bis hinauf zu einem gläsernen Dach, das sich schrittweise verschatten lässt. Ein hoher Luftraum tut sich hier auf, der nachts durch einzelne Lichtbänder und die Deckenleuchte „Tagora 80“ illuminiert wird. Stählerne Geländer vermitteln das Gefühl von Solidität.

Reisen ist schön, kann aber ziemlich anstrengend sein, ließe sich frei mit Karl Valentin sagen. Denn wer kennt das nicht: Der Tag war lang, die Gespräche gut, man zieht die Zimmertür hinter sich zu und schaut sich um: Energiesparlampen erhellen eine kahle Szenerie – ein Bett, ein Tisch, ein Fernseher. Daher setzten Andrea und Dr. Farid Lechner auf eine andere Perspektive: „Wir haben bei der Gestaltung unseres Boardinghouse versucht, alles aus der Sicht des Gastes zu sehen.“ Das beginnt bei extra großen Wohnungen ab 35 Quadratmetern, extragroßen Kühlschränken und besonders gut gedämmten Türen. Dazu zählen auch Lichtschalter von Berker, Teppiche von Carpet Concept und das Lichtkonzept von Artemide. Denn Qualität lässt sich durch nichts ersetzen. Wer im Golden Ball lebt, findet ein Zuhause. Eines auf Zeit, doch ausgestattet mit allem, was man sich wünscht: Service gibt es genau dosiert, vom Frühstücks-Buffet bis zur gemütlichen Lounge mit Bar. Hier kann ein Abend an einem Eichentisch ausklingen, dessen Bohlen 400 Jahre alt sind.

Kein Wunder, dass das Golden Ball gleich die Maximalpunktezahl des Certified Serviced Apartment®-Kriterienkatalogs erhielt, fünf von fünf Haken. In der Hotellerie gelten besondere Regeln: Funktionalität und Design müssten stets im Einklang mit der Nutzung stehen, dazu kämen Energieeffizienz, Wartungsfreundlichkeit und eine gewisse Robustheit gegen Vandalismus. Dazu wurde auf »emotionale und hochwertige Beleuchtung Wert gelegt«, was ein Blick auf die Leuchten-Auswahl zeigt: »Pirce« sorgt für angenehmes Licht in den Zimmern, »Tagora 80« mit Sonderlackierung passt perfekt zum Interieur, »Cata«-Strahler bieten hohe Brillanz, »Parabola 80« sind hoch effiziente Einbaustrahler, die Lichtlinien von »Algoritmo« bieten klare Orientierung im Raum und »Mercury Individual« bietet einen wunderbaren Eyecatcher über dem Empfang. (Die silberne Wolke ist übrigens die Lieblingsleuchte von Andrea und Farid Lechner).

Golden Ball Boardinghouse in Zahlen
Adresse: Karl-Hammerschmid-Straße 45, 85609 Aschheim-Dornach
Anzahl Apartments: 44 Wohnungen mit insgesamt 98 Betten
Zertifizierung: Top-Bewertung mit 5 Häkchen nach Certified Serviced Apartment®
Lichtplanung: Artemide – alle Beleuchtungskörper inklusive Nebenräume sowie Außenleuchten
Anzahl Leuchten: 1.300

Fotos: © Linus Lintner
Autor: © Dr. Oliver Herwig, München

Verschollene DDR-Wandteppiche entdeckt | Carpet Concept

Carpet Concept
Verschollene DDR-Wandteppiche entdeckt

Verschollene DDR-Wandteppiche entdeckt
Carpet Concept

Erstaunlicher Fund, der auf dem Dachboden der Carpet Concept-Teppichboden-Manufaktur entdeckt wurde, ist erstmals in einer Ausstellung in Berlin zu sehen.

Sie waren gut verpackt. Zu gut, um direkt ins Auge zu fallen:
32 DDR-Staatsereignis-Teppiche wurden im thüringischen Münchenbernsdorf gewebt und nach 27 Jahren wieder zu Tage gefördert. Ein Stück DDR-Historie, das bislang noch wenig bekannt ist. Der Geschäftsführende Gesellschafter von Carpet Concept, Thomas Trenkamp, holte sie ans Licht.

Die Wandteppiche erzählen von Kampf, Befreiung, Revolution und Sport. Ob mit Dampfschiff, Hammer und Sichel zum 60. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Oder mit dem gewebten Treptower Ehrenmal zum 30. Jahrestag der Befreiung. Andere von sportlichen Höhepunkten wie dem Deutschen Turn- und Sportfest Leipzig oder den Welt-Festspielen der Jugend in Berlin 1973. Unikate, die hohe Kunstfertigkeit und webtechnische Qualität widerspiegeln.

Die Ausstellungseröffnung findet am 07.12.2016 im
Aedes Architekturforum in Berlin statt.
Die Ausstellung dauert bis zum 19.01.2017.

Ausstellung

Zwischen Kunst und Politik
Wandteppiche aus der DDR von 1955 bis 1989 – Eine Entdeckung

Aedes Architekturforum
Christinenstr. 18-19
10119 Berlin

Dauer: 08.12. – 19.01.2017

Die Entdeckungsgeschichte: Die Bildteppiche wurden bei Carpet Concept in der nach der Wende weitergeführten Webfabrik Münchenbernsdorf von Thomas Trenkamp, Geschäftsführender Gesellschafter von Carpet Concept entdeckt. Sie geben Einblick in die Propaganda der DDR, machen auf die hohe Kunstfertigkeit und webtechnische Qualität aufmerksam.

Fotos: © HGEsch

Unter der Oberfläche knistert es | Gira

KAP Magazin #10
Gira
Unter der Oberfläche knistert es

Unter der Oberfläche knistert es
Gira

Aus dem KAP Magazin #10
Von Christian Wendling

Souverän und zuverlässig leisten sie ihren stillen Dienst, tagein, tagaus, jahrzehntelang. Ihre Bestimmung ist es, Anweisungen entgegenzunehmen und diese unverzüglich weiterzuleiten, ohne Murren, ohne jeden Anflug von Kritik. Die Hauptrolle spielen andere, doch sie sind dabei unverzichtbares Mittel zum Zweck. Handlanger, im übertragenen Sinn, aber auch im wahrsten Sinne des Wortes. Sie dulden jede Berührung, fordern sie geradezu heraus.

Lichtschalter. Wir kennen sie eigentlich nur oberflächlich, denn viel mehr zeigen sie auch nicht von sich. Wir legen viel Wert auf ihre Oberfläche, sie soll uns nicht nur tageszeitunabhängig die Macht über Licht und Schatten verleihen, sondern sich vielmehr auch stilsicher und bereichernd in unsere gestalteten Wohn- und Arbeitswelten einfügen.

Bevor es jedoch so weit ist und wir Lichtschalter tatsächlich nutzen können, gehen sie einen langen Weg von der ersten Ideenskizze über die Entwicklung, die Serienfertigung bis hin zur Installation.

Im Gespräch erläutern Andreas Pajurek, Projektleiter, und Andreas Vole, Produktmanager Elektromechanik, die Entstehung eines Lichtschalters.

Ein Patent für Kippschalter begründete 1905 den Start des mittelständischen Unternehmens Gira, zunächst in Wuppertal, seit 1910 mit Sitz in Radevormwald im Oberbergischen Land. Mit seinen heute 1.200 Mitarbeitern und Niederlassungen in 40 Ländern zählt Gira zu den führenden Herstellern von Schaltern, Steckdosen, Kommunikationstechnik und Gebäudeautomation. Gira ist Gründungsmitglied des KAP Forums.

KAP Magazin: Als einer der führenden Hersteller von Gebäudetechnik werden Sie ein ureigenes Interesse an Innovation haben. Wie erhalten Sie Ihre Impulse für die Entwicklung neuer Produkte? 

Andreas Vole: Technik verfolgt bei uns keinen Selbstzweck. Bei der Fragestellung, die vor der Entwicklung eines neuen Produktes steht, geben wir dem Anwendungskontext den höchsten Stellenwert. Wir befinden uns dazu in einem regelmäßigen Austausch mit Architekten, Fachplanern und Installateuren, holen uns Rückkopplung ein von den alltäglichen Nutzern unserer Produkte. Im Hinblick auf die strategische, funktionale und ästhetische Entwicklung arbeiten wir zudem sehr eng mit unserer Leitagentur schmitz Visuelle Kommunikation zusammen.

»Linoleum erlebt eine Renaissance nicht nur als klassischer Fußbodenbelag, sondern auch in Möbeloberflächen.«

… und im Besonderen, z.B. bei dem aktuellen Schalterprogramm Esprit Linoleum-Multiplex, welches Sie bei der Light + Building 2014 vorgestellt haben, der wohl wichtigsten Leitmesse Ihrer Branche? Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Materialkombination?

Andreas Vole: In unserer Palette spiegelt sich die lange Erfahrung in der Verarbeitung einer großen Materialvielfalt: Es kommen z.B. hochwertige Kunststoffe, Glas, Edelstahl, Aluminium und andere Metalle zum Einsatz. Mit der nun neuen Kombination aus Linoleum und Multiplex treffen wir mit dem Material wie auch mit der klaren Formensprache die Vorlieben insbesondere von Designliebhabern und Architekten. Linoleum erlebt eine Renaissance nicht nur als klassischer Fußbodenbelag, sondern auch in Möbeloberflächen. Seine Vielseitigkeit und Robustheit hat uns inspiriert für eine Kombination mit dem ebenfalls sehr variablen und widerstandsfähigen Multiplex. Gemeinsam mit qualifizierten Lieferanten haben wir dann eine Strategie für das neue Programm und seine Gestaltung entwickelt.

Beide Materialien sind Naturprodukte mit einer besonderen haptischen und optischen Qualität, die optimal zur Geltung kommen soll. Die Schichtung ist deutlich erkennbar: Auf den Kunststoffrahmen, der die Verbindung zur Unterputz installierten Mechanik herstellt, selbst aber durch die Schattenfuge in den Hintergrund tritt, folgt eine 5-lagige Multiplexschicht aus finnischem Birkenholz aus nachhaltigem Anbau, darüber als Abschluss das Linoleum in einer Auswahl von sechs Farben.

Sicherlich gibt es in der Entwicklung aber nicht nur die ästhetische Komponente? 

Andreas Pajurek: Nein, die Schritte von der Idee zum Produkt sind tatsächlich komplexer. Esprit basiert wie alle unsere Schalterprogramme seit 1998 auf dem Plattformgedanken; es ist modular aufgebaut, so dass man innerhalb eines Programmes grundsätzlich verschiedene Materialien, Rahmen, Mechanik und Elektrik miteinander kombinieren kann, und das nicht nur beim Ersteinbau, sondern auch zu einem späteren Zeitpunkt. Die Modularität erfordert höchste Passgenauigkeit, da sind insbesondere bei der Kombination unterschiedlicher Materialien mechanische und physikalische Eigenschaften aufeinander abzustimmen, z.B. eine unterschiedliche Wärmeausdehnung oder das Verhalten bei schwankender Luftfeuchtigkeit.

»Wir überprüfen die Produkte permanent in Korrekturschleifen, angefangen vom ersten Prototyp über die Weiterentwicklung der Muster bis hin zur Erstlieferung und der sich anschließenden Serienproduktion.«

Also ist die Qualitätskontrolle ein ständiger Begleiter schon in der Entwicklung? Worauf wird dabei besonders geachtet? 

Andreas Pajurek: Wir überprüfen die Produkte permanent in Korrekturschleifen, angefangen vom ersten Prototyp über die Weiterentwicklung der Muster bis hin zur Erstlieferung und der sich anschließenden Serienproduktion. Dabei wird das Produkt in seinen Entwicklungsstadien in enger Rückkopplung aller Beteiligten so lange konzipiert, begutachtet und bewertet, bis wir uns sicher sind, dass es optimal funktioniert. Im Hinblick auf ein Höchstmaß an Maßhaltigkeit im Modulsystem werden auftretende Kräfte, Durchbiegung und Verzug unter verschiedenen Klimabedingungen überprüft, in einem Klimaschrank bei Temperaturen zwischen -20°C und 70°C und einer relativen Luftfeuchte zwischen 0% und 93%. Eine hohe Prüfintensität simuliert in 336 Stunden quasi im Zeitraffer den gesamten Lebenszyklus, ob für eine Verwendung in Deutschland oder weltweit. Eine Lufttemperatur von 50°C im Betrieb ist nichts Ungewöhnliches für unsere Produkte.

Gibt es Beispiele, wie diese Prüfungen sich wiederum auf die Konstruktion ausgewirkt haben? 

Andreas Pajurek: Schauen Sie sich den Rahmen und die Multiplexplatte aus nächster Nähe an: Sie ist beiderseits mit einer sehr dünnen schwarzen Schicht versehen, einem sogenannten Gleichzugspapier. Es kompensiert die unterschiedlichen mechanischen und physikalischen Eigenschaften von Multiplex und Linoleum auch unter extremen klimatischen Bedingungen. Dass es fünf Multiplexlagen sind und nicht etwa sieben, ist ebenfalls ein Resultat unserer Tests. Wir prüfen jedoch nicht nur die alltägliche Nutzung. Vielmehr werden im Hinblick auf Installation, Montage und Demontage tiefgehende Testaufbauten durchgeführt, in Wänden aus unterschiedlichsten Materialien und Konstruktionsweisen, mit Kombinationen verschiedenster Untergründe und Wandoberflächen. Kein Szenario ist uns fremd.

»Dank des modularen Konzeptes fügen sich Schalter, Rahmen, Mechanik und Elektrik stets mit jeweils aktuellem Entwicklungsstand optimal zusammen.«

Wir sprachen bisher über die Entwicklung des sichtbaren Teils des Schalters. Gilt Ähnliches für den dahinter verborgenen Teil, die Mechanik und Elektrik? 

Andreas Vole: Tatsächlich gibt es da unterschiedliche Entwicklungszyklen für das, was auf der Wand sitzt, Rahmen und Wippe, und das darunter, den Einsatz. Mit der Kombination aus Linoleum und Multiplex treffen wir mit dem Material wie auch mit der klaren Formensprache die Vorlieben insbesondere von Designliebhabern und Architekten. Mechanik und Elektrik der Schalter werden rein funktional entwickelt; es bekommt sie im Normalfall ja nur der geschulte Elektroinstallateur zu sehen. Anpassungen der Mechanik führen wir bei Bedarf durch. Hier sind grundlegende Wechsel etwa alle 20 Jahre branchenüblich. Dies ist nicht nur auf die technische Lebensdauer z.B. der sich häufig bewegenden Schalterwippen zurückzuführen, sondern auch auf die sich ändernden Montagearten – so werden heute aus Kostengründen bevorzugt Schnellinstallationen durchgeführt. Auch die immer präziser werdenden Werkzeuge ermöglichen eine Weiterentwicklung der Mechanik, z.B. kleinere Maßtoleranzen und damit kleinere Spaltmaße. Was die Elektrik betrifft, reagieren wir schnell auf die allgemeine technische Entwicklung. Selbstverständlich umfasst unser Sortiment auch die immer häufiger gewünschten Bussysteme mit KNX-Technologie, und dank des modularen Konzeptes fügen sich Schalter, Rahmen, Mechanik und Elektrik stets mit jeweils aktuellem Entwicklungsstand optimal zusammen.

Teppich-Manufaktur in Deutschland | Carpet Concept

Carpet Concept
Teppich-Manufaktur in Deutschland

Teppich-Manufaktur in Deutschland
Denkende Hände.
Carpet Concept

Die Weberei in Münchenbernsdorf – oder über den Mut, ungewöhnliche Wege zu gehen

Stille. Es ist halb sechs Uhr morgens. Langsam zieht sich der Nebel zurück, der um diese Zeit noch in Fetzen zwischen den Bäumen von Münchenbernsdorf schwebt. Die schmalen Straßen des ostthüringischen Städtchens, die gepflegten Grünflächen – alles verschlafen, dunstig im dämmernden Morgen, menschenleer.

Fast. Ein Stakkato klingt durch die Halle. Ein Geräusch, das entsteht, wenn sich mehr als 4000 Platinen zum Rap versammeln. Diese Musik hört Rosmarie Götz seit 46 Jahren. Damals war Münchenbernsdorf ein bedeutendes Zentrum in der Teppichindustrie. Heute ist von den sechs Webereien noch eine in Betrieb. Hat es gegen alle Prognosen, die Konkurrenz aus Belgien und den Verfall der Webpreise geschafft.

Fort-Schritt kann so einfach sein

„Zuerst glaubte niemand mehr an das Thema Teppichweben in Deutschland“, erzählt Thomas Trenkamp, Geschäftsführer des Unternehmens Carpet Concept. „Heute werden wir fast überrannt.“ Alltag ist, dass die Webstühle in drei Schichten Tag und Nacht laufen, ihre Garne dreimal die Welt umspannen könnten.

Grund: Die in Deutschland gewebten Teppiche erleben eine Renaissance. Nirgendwo auf der Welt wird mit solch starken Auflagen zwischen Brandschutz, Emissionsschutz und Ökostandards produziert. Das andere Motiv: Teppiche helfen, Probleme zu lösen. Ob Akustik, Schall oder Luftverbesserung – im Büro stehen sie bei der Planung weit vorn. Das sah vor fünfzehn Jahren noch anders aus: „Das alte Handwerk brauchte Zukunft, aber die war mit dem spießigen Image des Teppichs nicht einlösbar“, so Trenkamp.

Seine Idee: die Weberei mit überraschenden Teppichkollektionen in die Zukunft zu führen. Nicht die bekannt mausgraue Auslegeware für Büros zu produzieren, sondern innovative Materialien von namhaften Architekten und Designern neu entwerfen zu lassen.

»Made in Germany, mit Sachverstand und in traditioneller Technik hergestellt, aber mit Grips und Innovation beflügelt.«

Emotion, der unterschätzte Wirtschaftsfaktor

So schaffte es der gebürtige Niederrheiner, der einstigen Auslegeware nicht nur ein neues Image zu verpassen, sondern die Teppichkultur zu revolutionieren und 60 Arbeitsplätze in Münchenbernsdorf zu erhalten. Die Nachfrage und Fortentwicklungen verlangten nach drei neuen Webmaschinen, die die Größe von Sattelschleppern haben, und nach einer Unternehmenskultur des Miteinanders. Für die Chefs tut man hier einiges. Die „jungen Männer“, wie man hier sagt, die ihre Teppiche inzwischen weltweit verkaufen. Made in Germany, mit Sachverstand und in traditioneller Technik hergestellt, aber mit Grips und Innovation beflügelt.

Nichts für Feiglinge – Materialinnovation

5,5 Millionen Fußtritte – danach sollte der Teppich immer noch gut aussehen. D, darauf 50 Tonnen Sand und Schmutz. Das sind könnten schnell die erlebten Durchschnittswerte eines Teppichjahres in öffentlichen Gebäuden sein. Für Axel Hücker, Geschäftsführer der Weberei in Münchenbernsdorf, keine Frage. Seine Teppiche sollen halten, auch unter Hochbelastungen. Der ausgebildete Diplomingenieur beschäftigt sich seit 26 Jahren mit Teppichen und ist ein Profi. Mit prüfendem Blick betrachtet er die gewebte Ware, die sich langsam aus dem Webstuhl schiebt. „Es darf nicht passieren, dass ein Faden plötzlich zu Ende ist und die Maschine webt weiter“, berichtet er. Selbsttätig können die 25 Tonnen schweren Webstühle nicht laufen. Für die ständige Qualitätskontrolle, das Spannen und Überwachen der Garne, die Muster und Vielfalten sind immer noch die Menschen in Münchenbernsdorf zuständig. Jeder Knoten, jede Noppe wird per Hand perfektioniert. Handwerk und Hightech fließen zusammen, das macht den Erfolg aus. Aber auch die Herausforderung. „Die machen da Architektur für den Boden“, bemerkte mal einer der Besucher. „Das war für uns ein schönes Kompliment“, sagt Axel Hücker mit Blick auf die Maschinen in der Webhalle, die der Morgen in ein weißliches Licht taucht. Es riecht nach Garnen, Stahl und Zukunft. Wer seine Vision umsetzen will, braucht einen guten Partner, überzeugte Mitstreiter und Menschen, die das verstehen. Das ist ein Beispiel. Nicht aus New York, Paris oder Madrid – sondern aus Münchenbernsdorf.

Design-Ikonen aus der Sommerfrische | Kusch+Co

KAP Magazin #10
Kusch+Co
Design-Ikonen aus der Sommerfrische

Design-Ikonen aus der
Sommerfrische
Kusch+Co

Im Sauerland entstehen Möbel für die Drehachsen der Welt. Das Unternehmen Kusch+Co produziert für die internationalen Airports und Offices — von Dublin bis New York.

von Inken Herzig

Immer tiefer verlieren sich die Landstraßen in dichte Wälder. Fingerhut und Spitzwegerich strecken sich aus den Wiesen, Dörfer mit Fachwerkhäusern, Wanderwege und Skipisten lösen sich ab. Seit dem 19. Jahrhundert steht das Hochsauerland für soliden Tourismus – zugleich gilt es als Region, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Doch was wäre der Flughafen Paris- Charles-de-Gaulles ohne die westfälische Mittelgebirgsregion? Ebenso der Flughafen Kapstadt, der Vienna International Airport, Stockholm Arlanda oder die Flughäfen von Düsseldorf und Liverpool?

Sie alle verbindet ein Unternehmen, das für Design »made im Sauerland « steht: Kusch+Co. Das Unternehmen – oder man könnte auch sagen die Manufaktur – produziert Objektmöbel in einem Landstrich, der zwar nicht als Wegmarke auf der Weltkarte erscheint, sich jedoch mit seiner Leidenschaft für Gestaltung direkt ins Herz des Weltmarkts hineinkatapultiert. Seine Klassiker kennt man, auch wenn man das Unternehmen nicht kennt. Zum Beispiel die Wartebänke »Terminal« des dänischen Designers Prof. Jorgen Kastholm. Mit bequem ausgeformten Sitzen, die an die Bauhaus-Ära erinnern, haben sie unzähligen Fluggästen einen verlässlichen Platz angeboten. Ein Möbel, das in über 200 Flughäfen der Welt zu Hause ist.

Sleepless in Hallenberg: Nähert man sich dem Stammwerk, hämmert und sägt, vibriert und kreist es. Die Produktion des 1939 gegründeten Unternehmens läuft 75 Jahre später auf Hochtouren. Rund 330 Mitarbeiter stellen Tische und Sitzmöbel für Objekteinrichtungen her. Und doch duftet es nicht anders als einst: nach würzigem, sauberem Holz aus den umliegenden Forsten. Fast ein Drittel der Kusch+Co Produktion widmet sich Möbeln aus dem nachwachsenden Rohstoff. »Made in Germany« bedeutet bei Kusch+Co: Vom Baumstamm bis zum fertigen Produkt wird nahezu alles in Hallenberg hergestellt. »Qualität ist durch nichts zu ersetzen«, war schon Leitsatz des Firmengründers und »Selfmademan« Ernst Kusch, der sein Werk in einer großen Lagerhalle in Hallenberg startete. Fährt man heute durch die 4500 Einwohner große Gemeinde, in der das Vereinsleben aktiv und die Verbindlichkeit füreinander hoch sind, gehört das Unternehmen längst nicht mehr zu den Hidden Champions.

In dritter Generation geleitet, zählt es zu den Top-Firmen der deutschen Familienunternehmen und wird geschäftsführend von Ricarda und ihrem Vater Dieter Kusch geführt. Vor rund zehn Jahren kehrte die Betriebswirtin und Innenarchitektin nach ihrer Ausbildung in Großbritannien wieder in die Heimat zurück, um die Traditionen des Unternehmens mit zu gestalten. »Ich habe nach acht Jahren im multikulturell geprägten Großbritannien sehr stark hinterfragt, wie ›deutsch‹ wir als Unternehmen in Zukunft auftreten wollen, vor allem in Bezug auf die Marke,« erzählt Ricarda Kusch. »Mit Hilfe eines Grafik Designers aus London, Damian Schober, haben wir den Kusch+Co Auftritt internationaler und auch ein bisschen ›sexier‹ weiterentwickelt.«

In diesem Zug kam es später auch zur Allianz mit zwei jungen skandinavischen Designern, die für Kusch+Co das preisgekrönte Programm Njord entwarfen. Mit viereinhalb Kilogramm ist er leicht wie ein Stuhl und mutet optisch wie ein Sessel an, gewann 2012 neben drei weiteren Designpreisen den Red Dot Award für gute Gestaltung und verknüpft nordische Gestaltungstradition mit deutschem Handwerk. Seine Entwerfer, die in Kopenhagen arbeitenden Designer Antonio Scaffidi und Mads K. Johansen, waren begeistert, als sie zum ersten Mal nach Hallenberg kamen und die unzähligen, sauber geschichteten Holzbohlen sahen, die zum Trocknen gelagert wurden: »Sie schienen nur darauf zu warten, handwerklich in ein Möbelstück umgesetzt zu werden«, erzählt Antonio Scaffidi. »Wir wussten gleich, dass wir uns damit beschäftigen werden. Und natürlich waren wir beeindruckt von den Produktionsstätten – die sind imposant!« Das Unternehmen, das aktuell 14 Ausbildungsberufe anbietet, setzt mit eigener Holz- und Metallverarbeitung, Pulverbeschichtung- und Verchromungsanlage auf Eigenständigkeit. Über 150 Handwerker arbeiten bei Kusch+Co und sorgen mit dafür, dass das Sauerland, die drittgrößte Industrieregion Deutschlands, internationale Wertschätzung und zahlreiche Preise erhält. Die Produkte präsentieren sich in der modernen Ausstellungshalle des Unternehmens, die von innen als schwebende Gangway durch die Kojen mit den Klassikern und Evergreens der Kusch+Co Historie führt. Im Infocenter, welches der BDIA für die Innenarchitektur auszeichnete, steht eine museumsreife Sammlung von Stühlen.

Übrigens sieht man hier auch die ersten »Colanis«. Prof. Luigi Colani, der in den 1970er und 1980er Jahren mit seinen biomorphen Formen Erfolge feierte, arbeitete 1968 bei Kusch+Co. »Er holte wie jeder andere hier seine Lohntüte ab«, erzählt Tommy Rube, Prokurist und Ressortleiter Marketing des Unternehmens, und erinnert an den Designer, der frischen Wind nach Studien der Aerodynamik aus Paris nach Hallenberg brachte und für die Kollektion Möbel entwarf, die sich heute noch zeitlose Klassiker nennen dürfen. Auch die jüngsten Innovationen finden sich hier: vom edlen Loungemöbel bis zu formschönen Antworten auf die wachsenden Bedürfnisse einer »Silversurfer-Gesellschaft «. Möbel, die dem Wunsch nach dem Hotelgefühl in Pflegezentren und Kliniken entgegen kommen. Der Kundenstamm für diese hochspeziellen Möbel wächst. Nicht zuletzt liegt hier auch eine Qualitätskompetenz der Hallenberger, die mit den strengen Normen des deutschen Hygieneund Brandschutzes für die sichersten Standards der Welt stehen.

Um schnellen Erfolg geht es dem Unternehmen nicht, sondern um Werte, Nachhaltigkeit und Qualität. So erhielt das Programm 6000 São Paulo von Norbert Geelen jüngst den »FIRA Ergonomics Excellence Award«. Hiermit werden Produkte ausgezeichnet, die die Anforderungen der europäischen Standards noch übertreffen, dem Nutzer ein überdurchschnittlich hohes Maß an Sicherheit, Ergonomie und Bedienungsfreundlichkeit bieten. Designqualität »made in Hallenberg«. Wo mit Anspruch und Liebe zum Detail zwar hinterm Berg produziert wird, aber mit Leidenschaft Berge überwunden werden.

Zwischen Hightech und Handarbeit | Dornbracht

KAP Magazin #10
Dornbracht

Zwischen Hightech und Handarbeit

Traditionelles Manufakturhandwerk
macht sich bei Dornbracht
auf den Weg ins digitale Zeitalter

Automatisierung und Digitalität sind fester Bestandteil unseres Lebens geworden, eine neue Technologie überholt die nächste. Mit dem Smartphone als ständigem Begleiter kommunizieren, planen, organisieren wir – permanent. Doch bei aller Präzision und Effizienz der modernen Technik gibt es zugleich eine Sehnsucht nach dem Echten, Handgemachten. Traditionelle, handgefertigte Produkte liegen im Trend und immer mehr Menschen sind bereit, ihr Geld wieder in mehr Qualität und Langlebigkeit zu investieren. Versteht man die Rückbesinnung auf »ehrliche« Handarbeit als Gegenentwurf zur fortschreitenden Technisierung, kann man schnell den Eindruck gewinnen, Hightech und Handarbeit seien zwei auseinanderliegende, unvereinbare Pole. Doch müssen wir uns wirklich entscheiden?

»Ganz und gar nicht«, sagt Andreas Dornbracht. Der Unternehmer leitet gemeinsam mit seinem Bruder Matthias in dritter Generation das Familienunternehmen Dornbracht, das sich seit Jahrzehnten als Innovationsführer im hart umkämpften Markt der Premium-Armaturen behauptet. »Die Entweder-oder-Frage stellt sich für uns nicht. Vielmehr müssen wir uns heute damit beschäftigen, wie wir traditionelles Manufakturhandwerk mit Technik – und insbesondere digitalen Mehrwerten – in Einklang bringen.« Tatsächlich ist dieser Brückenschlag bereits gelungen. In 2014 präsentierte Dornbracht »Smart Water«, ein intelligentes System, das die Möglichkeiten digitaler Vernetzung auf Anwendungen in Bad und Küche überträgt. Damit positionierte sich der Armaturenhersteller als Vorreiter im Bereich der intelligenten Sanitärsysteme – und bleibt gleichzeitig seiner Kernkompetenz treu: hochwertige Design-Armaturen, Made in Germany.

»Made in Germany« trifft dabei selbst auf die kleinste Schraube zu, denn Dornbracht produziert nicht nur in Deutschland, sondern arbeitet auch fast ausschließlich mit Zulieferern aus der näheren Umgebung zusammen. »Im Premiumsegment, in dem wir uns bewegen, kann es keine Kompromisse geben. Wo ›Made in Germany‹ draufsteht, muss ›Made in Germany‹ drin sein«, sagt Andreas Dornbracht. Bis heute fertigt der Armaturenhersteller vergleichsweise kleine Stückzahlen – oder sogar Einzelstücke – und kann nicht zuletzt dadurch eine gleichbleibend hohe Qualität der Verarbeitung gewährleisten. Letztere geht dabei in jedem Fall vor Quantität, wie Matthias Dornbracht betont. »Bei unseren Armaturen wird kein Radius und keine Kante geändert, damit pro Zeiteinheit mehr Teile gefertigt werden können«, erklärt er und macht damit auch die Kompromisslosigkeit deutlich, mit der man bei Dornbracht den eigenen Qualitätsanspruch verfolgt.

Ihren pointierten Ausdruck findet diese Kompromisslosigkeit in der unternehmenseigenen Maxime der »5 Ps«, die Dornbracht all seinen Produkten zugrunde legt: Proportionalität, Präzision, Progressivität, Persönlichkeit, Performance. Die Erfüllung dieser Kriterien wird streng hinterfragt und dient als Kontrollinstanz, als interner Gradmesser für die Qualität aller Produkte und Systemlösungen, die die Fabrik in Iserlohn verlassen. Deshalb setzt Dornbracht auch nicht auf eine klassische Fließbandproduktion. Stattdessen werden viele Fertigungsschritte noch manuell ausgeführt, was es zudem ermöglicht, auf individuelle Wünsche von Kunden einzugehen. Auf diese Weise haben die Mitarbeiter einen ganz anderen Bezug zu »ihrer« Armatur – und Verantwortungsgefühl, da sind sich die Dornbracht- Brüder einig, ist eine der zuverlässigsten Formen der Qualitätssicherung.

»Als führendes Unternehmen der deutschen Sanitärindustrie ist es für uns ein besonderes Anliegen, die Diskussion über einen schonenden Umgang mit der Ressource Wasser voranzutreiben.«

Auf dem Fabrikgelände im westfälischen Iserlohn wird schnell deutlich, dass traditionelles Manufakturhandwerk und technologischer Fortschritt bei Dornbracht Hand in Hand gehen: Von der Entwicklung neuer Produktlösungen und der Programmierung entsprechender Software über die Galvanik bis hin zur Montage findet jeder einzelne Arbeitsschritt am Standort Iserlohn statt. »Bei uns arbeiten alle eng zusammen – Konstrukteure, Entwickler, Produktmanager, Handwerker, Vertriebler«, erzählt Matthias Dornbracht. Und das ist ganz wörtlich, nämlich räumlich, zu verstehen: In sogenannten Modulen, autarken Hallen mit jeweils eigener Infrastruktur, arbeiten Mitarbeiter verschiedener Kompetenzfelder in direkter räumlicher Nähe zueinander. Separierte Büros und verschlossene Türen sucht man hier vergeblich. Diese Offenheit ermöglicht einen Austausch, der in konventionellen Abteilungen oftmals nicht stattfindet. »Das Wort Abteilung kommt nicht umsonst von ab-teilen «, so Andreas Dornbracht. »Diese Art von Zuständigkeitsdenken gibt es bei uns nicht. Bei uns sprechen die Entwickler mit den Ingenieuren, die Vertriebler mit den Produktmanagern und umgekehrt. So fließt zum Beispiel das Feedback der Kunden und Fachhändler direkt in die Weiterentwicklung unserer Produktlösungen zurück.« Das Besondere: Die Module sind flexibel strukturiert, so dass die Zusammensetzung der Teams aktuellen Erfordernissen jederzeit angepasst werden kann. Immer bereit, auf Veränderungen schnellstmöglich zu reagieren. Nichts ist starr, alles fließt.

Autor © Anke Siebold-Laux

Eine saubere Sache | Alape

KAP Magazin #10
Alape
Eine saubere Sache

Eine saubere Sache
Alape

Das Herz am rechten Fleck und dort wo es hingehört: Alape setzt auf feine Manufakturarbeit — und das mit Tradition seit 1896.

Von Christina Gräwe.

Zarte Wassertropfen in Form der Weltkarte auf einer mattweißen, bis auf einen angedeuteten Knick im Hintergrund unberührten Fläche: Wir befinden uns auf der Eingangsseite des Webauftritts der Firma Alape. Eigentlich ist damit schon alles gesagt. Es geht um Wasser und die weltweite Verbreitung des Produkts, mit dem Alape diesen Stoff auffängt, nutzbar macht und zelebriert, nämlich unzählige Waschplätze. Und die Vielfalt an Becken wächst – seit 1896.

Das Zentrum der traditionsreichen Firma liegt beschaulich am Rande der Kaiserstadt Goslar am Harz. Auf dem Weg dorthin durchquert man einen Stadtteil mit dem schönen Namen Baßgeige. Ein charmantes altes Holzhaus, dem man den Zahn der Zeit ansieht, empfängt den Besucher. Dahinter dann der eigentliche Firmensitz mit Showroom, Besprechungsraum und Büros, unaufdringlich und elegant wie die Waschbecken, die in den Werkshallen nebenan gefertigt werden. Das Hervorstechende und in dieser Konsequenz Einzigartige von Alape besteht einerseits im Material und andererseits in der Fabrikation. Stahl trifft auf Emaille (»glasierter Stahl« wird dieser Verbundstoff hier genannt), der Manufakturgedanke auf roboterunterstützte Technik – das Ergebnis sind Waschbecken, die auf einer Skala in Sachen Ästhetik, Robustheit und Nutzbarkeit die volle Punktzahl erhalten dürften. Rund 200 Mitarbeiter an zwei Standorten in Deutschland sorgen für die Produkte, Handelspartner aus 40 Ländern für ihre Verbreitung. Die Produktion der Becken findet ausschließlich am Goslarer Standort statt. Es gibt keinen Direktverkauf, Interessenten müssen sich an den Sanitärgroßhandel wenden, wobei Architekten als willkommene Partner und Multiplikatoren auftreten. Ins Ausland kann eine Lieferung auch schon mal direkt an den Einzelhändler gehen, in Deutschland ist hingegen das Dreistufensystem Großhandel – Sanitäranbieter/ Installateur – Kunde üblich.

»Der Manufakturgedanke auf roboterunterstützte Technik – das Ergebnis sind Waschbecken, die auf einer Skala in Sachen Ästhetik, Robustheit und Nutzbarkeit die volle Punktzahl erhalten dürften.«

Die Firmenchronik

Doch zunächst zur Firmenchronik, beginnend im ausgehenden 19. Jahrhundert, als Adolf Lamprecht aus Köln kommend in Penig (zwischen Chemnitz und Leipzig) ein Stanz- und Aluminiumwerk gründete. Aluminium als Werkstoff war damals neu und hatte »Hightech-Status«. Vornedran sollten im Führungsstab Herr Lamprecht, seine Mitarbeiter sowie Nachfolger bleiben. Ein erstes Patent erwarb der Firmengründer für nahtlose Ofenrohre. Dem Sanitärbereich wandte er sich ab 1926 zu; jetzt löste Emaille das Aluminium beinahe vollständig ab, da Letzteres an Wert verlor. Das Kerngeschäft seit damals sind Waschplätze. Sohn Edgar Lamprecht baute die Firma aus. Er begann 1930 mit Marketingstrategien, wozu auch die Entwicklung eines ersten Logos sowie eine Neuheiten- und dazugehörige Preisliste für Großhändler gehörten. Alape entwickelte sich zum ersten Spezialisten in der deutschen Sanitärbranche und setzte seinen Werkstoff beinahe monopolistisch ein. Bei aller Vorwärtsgewandtheit vergaß die Firma aber nicht die Tradition, aus der sie kam und mit der sie Werte wie Zuverlässigkeit und sauberes Handwerk transportiert(e). Alape fokussierte sich nicht ausschließlich auf Waschbecken, die Firma beschäftigte sich ab den 1930er Jahren auch mit den dazugehörigen Möbeln und lieferte Sonderteile wie Einsätze für Becken an Tischlereien: Der Weg zum Einbaumöbel war beschritten.

Das Ausgussbecken wird Verkaufsschlager

1930 war das Geburtsjahr für das sogenannte Ausgussbecken – jede(r) kennt es aus dem eigenen Haushalt oder dem der (Groß-) Eltern mit dem hinten hochgeknickten Rand und dem Klappgitter für Eimer und Gummistiefel. Bis heute ist es der Verkaufsschlager, 150.000 bis 180.000 davon werden jährlich ausgeliefert. Das Jahr 1953 brachte eine Zäsur: Edgar Lamprecht verließ aus politischen Gründen Penig, hinterließ die Firma mit der gesamten Ausstattung und siedelte mit einer Zwischenstation nach Goslar um. In einem ehemaligen Gerätelager der Wehrmacht fing er mit Spülbecken und -tischen ganz von vorne an. (Die alte Fabrik in Penig wurde 1972 enteignet und in die VEB Sanitäremaille umgewandelt. Heute liegt das Areal im Dornröschenschlaf.) Ab 1960 übernahm Heinrich Feldhege, der Schwiegersohn Edgar Lamprechts, die Geschicke von Alape. Er baute die »Markenarbeit« weiter aus, entwickelte beispielsweise (in Varianten) das langjährige Logo aus Schriftzug und stilisiertem Diamant. Der stand für die Attribute, die auch den Erzeugnissen zugeschrieben werden: Robustheit und Wertigkeit. Mit solchen – heute selbstverständlichen – Gedanken zur Außenwirkung war Feldhege in den 1960er Jahren früh dran. Die Produkte wurden immer weiter Richtung Flexibilität und Kombinierfähigkeit entwickelt.

Architekten als Gestalter

Mit der Serie W120 kam 1965 die erste Badschrank-Waschtischkombination auf den Markt – das Einbaumöbel wurde salonfähig. 1970 folgte EW3, ein Einbaubecken mit 28 verschiedenen Geometrien, gerne in Orange-Rot und anderen zeittypischen Farben. Ein Detail aus dieser Phase sorgt für ein Grinsen und ist heute längst verschwunden: ein im Waschbeckenrand integrierter Aschenbecher. Erstmals waren jetzt Architekten gestaltend oder beratend am Entwicklungsprozess beteiligt, eine Zusammenarbeit, die, wie auch mit einigen »Stammdesignern« wie sieger design, bis heute gepflegt wird. Ihr Einfluss, so der Abteilungsleiter Marketing Peter Theissing in der Rückblende, machte sich durch klarere und reduziertere Formen bemerkbar. Farbe, Form und Funktion, ohne die Ästhetik zu vergessen, die enge Verknüpfung von Handwerk und Technik, dieses Credo blieb tonangebend. An der Materialverbesserung wurde ständig gefeilt, neue Serien erfunden.

Rückbesinnung und neue Allianzen

Die Produktgeschichte von Alape ist auch ein Spiegel ihrer Zeit. In der postmodernen Phase etwa dominierten Kombinationen aus den Grundformen Quadrat, Kreis und Dreieck. Seit 1985 existiert an Die Produktgeschichte von Alape ist auch ein Spiegel ihrer Zeit. In der postmodernen Phase etwa dominierten Kombinationen aus den Grundformen Quadrat, Kreis und Dreieck. einem zweiten Standort auch ein Möbelwerk, das die passenden Umbauungen für die Becken liefert. Spiegel und Leuchten wurden in das Programm aufgenommen, Badewannen und Duschtassen hingegen nie. Um die Jahrtausendwende schließlich (Heinrich Feldhege war überraschend gestorben, die Nachfolge nicht eindeutig geregelt) kränkelte Alape erstmals ein wenig. Das Rezept dagegen: Die Rückbesinnung und Konzentration auf das Kerngeschäft, nämlich die individuelle Gestaltung von Waschplätzen und die Herstellung von Becken. Eine nach 1953 weitere fruchtbare Zäsur fand 2001 statt, als Alape Teil der Dornbracht Group wurde. Dornbracht und Alape arbeiten dabei weiterhin eigenständig und ergänzen sich in ihrem Angebot. Der Großteil der Objekte wurde überarbeitet. In den Hohlräumen der Stahlkörper werden Ablageflächen und Technik wie Steckdosen integriert. Um das Angebot noch besser auf die Anforderungen zuzuschneiden, differenziert Alape seit 2007 zwischen Privatbädern und halböffentlichen Sanitärräumen. Seit 2012/13 ergänzen die modulartigen Serien »A˘sytem addit« und »A˘system init« die Kombinierfähigkeit der einzelnen Teile. Zu dem Logo, das seit Mitte der 1980er Jahre auf den Schriftzug beschränkt ist, kommt der kleine, nach oben offene Bogen als stilisierte Waschschüssel hinzu, vielleicht auch als Aussprachehilfe, denn Alape betont man auf der letzten Silbe. Die Auseinandersetzung nicht nur mit dem einzelnen Stück, sondern auch mit dem Raum intensivierte sich schon seit den 1970er Jahren. Fotobeispiele belegen das: sie zeigen zunehmend Raumsituationen und nicht nur Einzelobjekte.

Die Zukunft: beobachten, reagieren, weiterentwickeln

Inzwischen ist das Thema Raum fester Bestandteil des Entwicklungsprozesses und wird vom Bereich »Kreativmanagement und Produktentwicklung« unter der Leitung der Innenarchitektin Andrea Jürgens betreut. »Was passiert in Waschräumen, welche sich ändernden Anforderungen stellen sie, und wie reagieren wir darauf?«, diese Fragen treiben sie um. Verkürzt ausgedrückt, verfolgt ihre Abteilung zwei Pfade parallel. Einer ist die Öffnung der Räume, ein Trend, auf den Alape mit einem neuen Einrichtungskonzept antwortete. Das heißt nicht, dass nun die Dusche direkt neben dem Bett steht, sondern raumgliedernde Waschplätze schaffen Übergangszonen zwischen Schlaf- und Wohnbereich. Aber auch das Gegenteil stellt Andrea Jürgens fest: Die Urbanisierung erreicht das Bad. Vor allem in Großstädten werden diese Räume immer kompakter. Es geht um effektive Raumausnutzung, etwa integrierten Stauraum an Stellen, die bisher noch nicht als solcher genutzt wurden wie innerhalb der Beckenverkleidungen. Oder um die Bündelung möglichst vieler Funktionen auf engstem Raum. In der Optimierung von Kleinstbädern sieht Andrea Jürgens viel Entwicklungspotential, denn: »Ein Thema, das an Bedeutung gewinnen wird und mit dem wir uns intensiv auseinandersetzen.« Jürgens entwirft außerdem die jährlich neu gestalteten Messestände passend zum Thema. Das Engagement lohnt sich – Alape spielt längst wieder oben mit und ist besonders bei Architekten sehr beliebt. Das Jahr 2011 war reich an Designpreisen für einzelne Produkte, Messeauftritte und auch Publikationen. Das Werk leistet sich modische Exkurse wie kristallin geformte Becken, wobei das Beiwort modisch nicht zum Wortschatz der Mitarbeiter gehört. Experimente sind ebenfalls nicht tabu, wie die freistehende »Wasserstellen« als Raumteiler. Für diese bestechende Idee brauchen die Kunden aber offensichtlich noch ein wenig, um anzubeißen. Luxus darf ebenfalls sein. Das derzeit teuerste Objekt – »beliebt bei Prominenten« – ist ein Waschtisch, der gänzlich auf den Beckencharakter verzichtet: Hier läuft das Wasser (spritzfrei!) auf eine ebene Fläche mit Ablaufrinne am Rand. Das übergeordnete Ziel aber bleibt, an und mit den über 100-jährigen Erkenntnissen und Ergebnissen weiter zu arbeiten.

Das Herz des Unternehmens…

… ist die Manufaktur selbst. Die Werkshallen sind sympathisch menschlich in ihren Dimensionen. Die einzelnen Arbeitsschritte lassen sich auch vom Laien gut nachvollziehen, der ganze Rundgang ist so lohnend, dass der Idee, Werksführungen auch offiziell anzubieten, nur zugestimmt werden kann. Im Produktionsprozess arbeiten Metallbauer, Emaillierer, Lackierer sowie eine Chemikerin. Alape bildet auch aus, denn, so Daniel Dorgau von der Kommunikationsabteilung, der den Rundgang begleitet: »Die Produktion ist hoch spezialisiert, entsprechend ist der Bedarf an qualifizierten Fachkräften — zum Beispiel in der Emaillierung.«

Vorbereitung: Tiefziehen, Stanzen, Schneiden

Gleich am Eingang zur Produktionsstraße liegt turmartig das Rohmaterial für das Haupterzeugnis, die Waschbecken in all ihrer Vielfalt: verschieden groß geschnittene, lediglich wenige Millimeter starke Stahlplatinen. Ohne Ouvertüre geht es los: Links und rechts stehen beeindruckende Pressen, in die die »Werkzeuge«, die Negativformen für die verschiedenen Mulden der späteren Becken, eingesetzt werden. Die Pressen ziehen mit 1.000 Tonnen Druck das Stahlblech über die Form. Tiefziehen heißt dieses Verfahren. Zuvor werden die Bleche gefettet, um Risse zu vermeiden. Weiter hinten entstehen an einem eigenen Arbeitsplatz kleine Schalenbecken, in dem rund geschnittene Platten gegen die Negativform gedrückt werden. Die Muldenform ist durch das jeweilige Negativwerkzeug vorgegeben, die Position innerhalb des späteren Waschtischs aber frei wählbar. Der letztendliche Beckentyp wird per Laserschnitt festgelegt. Mit diesem Verfahren ist die serielle Anfertigung genauso möglich wie die individuelle. In der »Autowaschanlage« genannten Straße werden die Becken gereinigt, Stanzen schneiden in weiteren Schritten die Überlauflöcher und Öffnungen für die Armaturen aus.

Nachbereitung: Kanten, Schweißen, Schleifen

Die soweit vorbereiteten Becken gelangen in ein Zwischenlager, den Materialpool für alle weiteren individuellen Weiterverarbeitungen: Projektspezifische Anforderungen wie individuelle Lochbohrungen oder Ausschnitte für Abwurfklappen können so unkompliziert und ohne zusätzliche Wartezeiten realisert werden. Zur Weiterbehandlung gehören Nacharbeiten wie das Umfalten der Beckenränder an der Kantbank, das Schweißen der offenen Ecken, das Entgraten und Polieren. Das geschieht sowohl per Hand als auch bei unhandlichen Waschbecken durch die Mithilfe von Robotern. Die erhalten computergesteuert exakte Angaben zu dem Werkstücktyp, den sie dann vermessen und schleifen. Die Roboter stehen in geschützten Kabinen und scheinen dort ein Eigenleben zu entwickeln, wenn man sie so konzentriert vor sich hinarbeiten sieht.

Veredelung: Glasieren und Brennen

Die Mitarbeiter sind aufgefordert, ständig auf raue Stellen oder unregelmäßige Schweißnähte zu achten – denn je makelloser die Oberfläche, desto lupenreiner wiederum gelingt der nächste Arbeitsschritt, der das Becken schließlich veredelt: das Glasieren beziehungsweise Emaillieren. Gemeint ist derselbe Vorgang, unter Emaillieren hätten jedoch viele die Vorstellung althergebrachter Produktion und beuliger Emaille-Becher, weshalb Alape lieber von glasiertem Stahl spricht. Und wie glasiert sehen die Oberflächen auch aus, wenn sie in den Spritzkabinen mit drei hauchdünnen Sprühschichten versehen wurden und drei Brenndurchgänge bei bis zu 830 Grad Celsius durchlaufen haben. Auch die Beschichtung stellt Alape selbst her: In großen Trommeln werden sogenannte Emaille-Flakes – natürliche Mineralien in Flockenform – mit Wasser und Farbzuschlägen gemahlen. Die Lackierer füllen hier ihre Spritzpistolen, möglich sind für Kleinserien alle Farbtöne der RAL-Palette. Einen eigenen Weg gehen die berühmten Ausgussbecken aus Großmutters Waschküche: Als das Produkt der Firma, das in der mit Abstand höchsten Stückzahl hergestellt wird, durchlaufen sie die einzige vollautomatisierte Fertigungsstraße. Wenn alle Becken dann die letzte strenge Qualitätskontrolle unter speziellem Licht erfolgreich durchlaufen und das Siegel mit der Produktionsnummer erhalten haben, werden sie noch einer »Soundprobe« unterzogen. Das Verfahren wurde von Alape mit der Technischen Universität Berlin entwickelt und wird ähnlich auch in der Autoindustrie eingesetzt. Denn nicht blechern sollen die Ergebnisse klingen, wenn man dagegen klopft, sondern ein satter Klang soll ertönen. Dazu verhelfen passend zugeschnittene Bitumenmatten, die unsichtbar unter den Becken verklebt werden.

»Wie Zahnräder greifen die einzelnen Schritte ineinander, an keiner Stelle war
– trotz aller Betriebsamkeit –
Hektik zu verspüren.«

Das fertige Stück

In der Verpackungsabteilung wird dann das Gesamtpaket mit allem Zubehör für die Montage geschnürt. Dazu gehören auch Spezialkleber und feine Styropor®-Ringe, die die ewig schmuddelnden Silikonfugen beim Einbau überflüssig machen, von Handwerkern aber gerne für Verpackungsmaterial gehalten und entsorgt werden … Ein wenig Überzeugungsarbeit ist stellenweise noch nötig. Beim Verpacken wird ein weiterer Vorteil des Verbundmaterials »glasierter Stahl« deutlich: Im Vergleich zu dickerwandigen keramischen Becken sind die Pakete so leicht, dass sie meist mit dem ganz normalen Paketdienst verschickt werden können. Der Versand geschieht vom Goslarer Werk aus; die Möbel und Accessoires wie Spiegel und Leuchten (die Alape ebenfalls zusammen mit »ihren« Architekten und Designern gestalten) kommen aus der nahegelegenen Tischlerei dazu.

Nach dem Rundgang wundert einen der meist reibungslose Ablauf des Gesamtprozesses nicht. Wie Zahnräder greifen die einzelnen Schritte ineinander, an keiner Stelle war – trotz aller Betriebsamkeit – Hektik zu verspüren. Selbst die Lautstärke hält sich an den meisten Arbeitsplätzen einigermaßen in Grenzen. Aber natürlich fallen auch hier Fehlproduktionen an. Einen Nachgang kann man sich pro Stück erlauben, dann wird es zur Seite gelegt. Dieses Stück landet aber nicht auf einem ständig wachsenden Stahlmüllberg, sondern es wird zurück in den Kreislauf gegeben. Denn der Stahl kann eingeschmolzen und zu einer neuen Platte gegossen werden, die Glasurschichten schwimmen dann als Schlacke oben auf und werden beispielsweise im Straßenbau wiederverwendet. Wenige bis gar keine Rückstände also, auch darauf weist Alape zufrieden hin. Den größten Vorteil ihres soliden Fertigungsverfahrens in Kombination mit frischen Ideen sieht das Team aber weiterhin darin, flexibel und individuell auf eine große Bandbreite an Sonderwünschen reagieren zu können.