Dänische Spezialitäten | Kusch+Co

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Dänische Spezialitäten
Uformel Kopenhagen

Uformel Kopenhagen
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Dänische Spezialitäten

Dalí für den Gaumen, „Hygge“ für das Gefühl, The Notorious B.I.G. für die Ohren und eine behagliche Atmosphäre: Das Restaurant Uformel – eines der besten Restaurants in ganz Kopenhagen – lädt zu einem nordischen Rundum-Erlebnis für alle Sinne ein.

Direkt gegenüber dem weltbekannten Tivoli-Vergnügungspark fand das Lokal im Herzen Kopenhagens seinen Platz in einem ehemaligen Nachtclub. So besonders wie dieser Ort, ist auch das Konzept des 2014 eröffneten Restaurants. Zusammen mit den Designern Søren Vester und Antonio Scaffidi erschuf das Team um Küchenchef Frederik Alexander Rudkjøbing, Sommelier Martin Iuel-Brockdorff Bek und den beiden Besitzern Rune Amgild Jochumsen und Kristian Arpe-Møller einen Gegenpol zum noblen Restaurant formel B, das von ihnen bereits 2003 eröffnet wurde. Denn bei Uformel geht es – wie der Name (dänisch: „informell“) schon verrät – etwas familiärer zu: Die Preise sind erschwinglich, der Service ist persönlich und die Stimmung entspannt. Kredenzt wird junge Küche ohne viel Gehabe, aber mit viel Liebe zum Detail und einem großen Maß an Qualität. Aus französischen, italienischen und skandinavischen Komponenten kreiert Frederik Alexander Rudkjøbing einzigartige Gerichte, die er jedes Mal neu interpretiert und kunstvoll anrichtet. Jene sind „mehr Dalí als da Vinci“, philosophiert der Küchenchef selbst über seine Kreationen.

– In dem ehemaligen Nachtclub werden ausgefallene Drinks und exklusive Weine serviert. Das beleuchtete Kunstwerk hinter der Theke ist eine Extraanfertigung für das Restaurant – ebenso wie die deckenhohen Weinregale, die über ein raffiniertes Kühlsystem verfügen. –

Den Innenraum gestalteten die Designer dabei Schritt für Schritt. Ihr Ziel: eine Harmonie zwischen den kulinarischen Kunstwerken, dem Genussmoment und dem räumlichen Erlebnis zu schaffen. Wo früher lässig an der Bar gesessen und verwegen das Tanzbein geschwungen wurde, hat jetzt ein Teil der dänischen Lebensart Einzug gehalten. „Hygge“ nennen die Dänen diese entspannte Einstellung, sagt Antonio Scaffidi. Dabei vereint das Gestaltungskonzept atmosphärisch diese ungezwungene Gemütlichkeit mit der Exklusivität und Lässigkeit eines früheren Nachtclubs. Im Hintergrund tönt dazu 70er-Jahre-Disco-Musik und Rap aus den späten 80er- und frühen 90er-Jahren.

– In geselliger und gelockerter Atmosphäre steht das Erlebnis für den Gast sowie die kulinarische Darbietung im Mittelpunkt – ein Ausdruck des dänischen Brauchs „Hygge“, das Leben zu genießen: mit Freunden, Familie, warmem Licht und in entspannter Stimmung. –

– Die akzentuierte Beleuchtung schafft eine warme Atmosphäre im Restaurant Uformel. Dabei erfüllen die erdig-warmen Töne der Materialien den Raum mit einer gemütlichen und zugleich exklusiven Stimmung. –

Gediegenes Kerzenlicht, deckenhohe Weinregale und dunkle, erdig-warme Töne verbreiten eine behagliche Stimmung. Den Raum prägen großformatige, florale Wandmotive, goldene Wandflächen, bodenlange, anthrazitfarbene Vorhänge, dezent schillernde Messingtische sowie eine unaufdringliche Deckenbeleuchtung. Alte, dunkle Eichenholzdielen und quadratische Filz-Mosaike an den Wänden unterstützen diese dämmrige Atmosphäre und strukturieren das Lokal in warmen, zurückhaltenden Farben.

Und auch die Sitzmöbel fügen sich perfekt in dieses Ambiente ein. Kein Wunder: Sie tragen ebenfalls die Handschrift von Antonio Scaffidi, der sie gemeinsam mit Mads K. Johansen entwarf. „Njord“ definiert kleine private Räume und umfängt die Gäste mit Wärme. Charakteristisch sind dabei sowohl das Gestell aus massiver, gebeizter Buche sowie die weiche, rundliche Struktur der umschließenden Sitzschale aus Polyester-Filz – eine gelungene Symbiose aus gerader Form, geschwungenen Konturen, natürlicher Stofflichkeit und haptischem Erleben. Dementsprechend spiegelt der Sessel das Konzept des gesamten Restaurants wider: eine Mischung aus „nordischer Wärme“ und „coolem Nachtclub“.

– Zurücklehnen und genießen: Das Programm 3000 Njord von Kusch+Co sorgt für hohen Sitzkomfort und bringt das gestalterische Konzept von Uformel auf den Punkt: handschmeichlerisch, komfortabel und lässig zugleich. –

Uformel zelebriert die Freude an gutem Essen, lokalen Produkten, hochwertigem Wein, entspannter Atmosphäre, dänischer Lebensart und formvollendetem nordischen Design. Und so ist das Restaurant ein gediegener Ort für die junge Metropole Kopenhagen, an dem sich alle Gäste komfortabel zurücklehnen können.

Martin Iuel-Brockdorff Bek, Betreiber des Uformel

„In unserem Restaurant ist Raum für Kreativität!“

Herr Iuel-Brockdorff Bek, Sie arbeiten seit fast 15 Jahren in der Restaurant-Elite. Seit kurzem schmückt sich das Restaurant Uformel nicht nur mit dem Titel „Bestes Restaurant der Stadt 2015“, sondern auch „Bestes Restaurant der Stadt 2016“ – was ist Ihr Erfolgsrezept?

Seit fast 15 Jahren sind wir nun Teil der Kopenhagener Restaurant-Szene und unsere Idee von diesem Metier verändert sich fortlaufend. Ein spezielles Erfolgsrezept könnte ich aber nicht benennen. All unsere Lokale vereinen jedoch den Gedanken, dass der Gast im Mittelpunkt steht. Und obwohl wir immer wieder durch Auszeichnungen geehrt werden, bleibt unser Credo, den Gästen gutes Essen, hochwertige Produkte, beste Qualität und einen tollen Abend zu bieten.

Welche Philosophie und welches Konzept stecken hinter dem Restaurant?

Wir verstehen Uformel tatsächlich als Gegenpart zu einem typischen Michelin-Stern-Restaurant. Bei uns geht es einfach wesentlich entspannter zu: Die Atmosphäre ist ungezwungen und die klassischen Attitüden eines noblen Restaurants werden negiert. Wir sind nah am Gast und bieten einen persönlichen Service: Bei Uformel wird ein Gefühl von „nach Hause kommen“ vermittelt. Durch qualitativ hochwertige und lokale Lebensmittel bieten wir den Besuchern so ein Erlebnis mit Nachhall.

Was genau macht den Service denn so persönlich?

Unsere Mitarbeiter sind sehr gut ausgebildet: Die meisten der Servicekräfte haben eine zusätzliche Qualifikation als Sommeliers. Oft ist unser Restaurant für Sie nicht die erste Arbeitsadresse. Mit dieser langjährigen Erfahrung geben sie unseren Gästen ein entspanntes Gefühl, bei dem diese sich zurücklehnen können. Komfort, Intimität und persönlicher Service haben bei uns oberste Priorität. Der Umgang mit den Gästen ist sehr direkt: Wir scherzen miteinander und behandeln den Besucher wie einen Freund oder ein Familienmitglied. Unterstützt wird diese Atmosphäre durch die Outfits der Servicekräfte: Unter einer Lederschürze tragen sie leger ihre normale Alltagskleidung. Und aus den Lautsprechern kommt zudem laute Disco-Musik der 70er- sowie dunkler New Yorker Rap der späten 80er- und frühen 90er-Jahre.

Herr Rudkjøbing, wie viel Dänemark steckt eigentlich in diesem Restaurant und in Ihren Koch-Kreationen?

All unsere Produkte sind – soweit es uns möglich ist – dänisch und biologisch angebaut. Verfeinert wird unsere Küche durch Kochtraditionen der ganzen Welt. Qualität und Geschmack liegen im Fokus und durch Trends wie „Culinary Art“ wollen wir uns nicht in begriffliche Zwangsjacken einengen lassen. Das ist uns sehr wichtig.

Frederik Alexander Rudkjøbing, Küchenchef

„Wenn wir schon bei der Kunst bleiben, dann ist unsere Art und Weise der kulinarischen Darbietung mehr Dalí als da Vinci.“

Verstehen Sie den Terminus „Culinary Art“ denn als Floskel?

Natürlich birgt der Begriff die Gefahr, das Kochen auf eine visuelle Ebene und das reine Resultat zu reduzieren. Die Substanz sind aber die Lebensmittel, die Kunst der Kombination sowie die Interpretation des Gerichts durch die Köche. Wir verstehen dies als dynamischen Vorgang: All unsere Gerichte sind einzigartig und sehen immer wieder anders aus. Die Erfahrung des Küchenchefs bedeutet dabei mehr als raffinierte Eleganz und kulinarische Konzepte. Aber wenn wir schon bei der Kunst bleiben, dann ist unsere Art und Weise der kulinarischen Darbietung mehr Dalí als da Vinci.

Ihre Gerichte sehen in der Tat wie Kunstwerke aus – was inspiriert Sie beim Kochen?

Die wichtigste Inspirationsquelle sind die französische und die italienische Küche – den reichen Geschmack und die Frische liefern skandinavische Traditionen und lokale Produkte. Dabei ist der Schlüssel die Kombination: Die italienischen und französischen Einflüsse sind geschmacksintensiv, männlich und herb. Die Kräuterwelt des Nordens trumpft mit eleganter Eindringlichkeit und femininem Feinsinn auf. Saisonale Einflüsse sowie nordische Kräuter vermögen es, sonst schweren Speisen, Leichtigkeit und Eigenwilligkeit einzuhauchen.

Was macht den Besuch im Restaurant Uformel zu einer besonderen Erfahrung?

In einem Satz: Das Gefühl, man selbst zu sein, entspannen zu können und die Zeit zu genießen mit den besten Zutaten Dänemarks und den hochwertigsten Weinen Europas.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

Martin Iuel-Brockdorff Bek, hat eine Leidenschaft für gute Weine. Nach Stationen im Restaurant l’Alsace und Krogs Fiskerestaurant in Kopenhagen, ließ er sich 2001 zum Sommelier ausbilden und arbeitete mit seiner Passion bis 2003 im gleichnamigen Restaurant Le Sommelier in Kopenhagen. Bis 2014 bewies er sein Können im formel B und empfiehlt seither als Betreiber und Restaurantmanager im Uformel den passenden Tropfen.

Frederik Alexander Rudkjøbing liebt es, zu kochen. Von 2009 bis 2011 war er im Kopenhagener Restaurant Geranium Assistent von Rasmus Kofoed, der 2011 den Goldbocuse beim Bocuse d’Or in Lyon gewann. Anschließend folgte ein Zwischenstopp im Sterne-Restaurant In de Wulf in Belgien, bevor er von 2012 bis 2014 als Sous Chef im formel B fungierte. Seit 2014 kocht er nun als Betreiber für das Uformel in Kopenhagen.

Das gesamte Uformel-Team (von links nach rechts): Rune Amgild Jochumsen, Martin Iuel-Brockdorff Bek, Frederik Alexander Rudkjøbing und Kristian Arpe-Møller.

Uformel in Zahlen

Adresse: Studiestræde 69, Kopenhagen
Auftraggeber: Uformel
Designer: Antonio Scaffidi Design | Søren Vester
Gründungsjahr: 2014
Sitzplätze: 80
Fotos: Kristine Funch | Marie Louise Munkegaard

Autor: Svenja Brüggemann

Valdimar Harðarson | Kusch+Co

Kusch+Co
Valdimar Harðarson
Inspiration Island

Valdimar Harðarson, Reykjavik
Kusch+Co

Inspiration Island

„In meiner Vorstellung bedeutet Kultur, Dinge gut zu machen – und dies war immer meine Hauptphilosophie.“ Valdimar Harðarson hat viele Dinge im Laufe seiner Karriere gut gemacht. Dass sich Privates und Berufliches dabei gegenseitig ergänzt und verbunden haben, zeugt davon, dass Harðarsons Arbeit nicht an der Bürotür aufhört, sondern dass der Isländer Gestalter mit Leib und Seele ist.

Valdimar Harðarsons Tochter heißt Sóley. Wörtlich übersetzt bedeutet der Name auf Isländisch „Sonneninsel“, so wie dort auch die Butterblumen genannt werden. Die Tochter des inzwischen 66-Jährigen ist mittlerweile längst erwachsen und ihr außergewöhnlicher Vorname wird bei Valdimar Harðarson nicht nur Erinnerungen an seine Zeit in Reykjavík als junger Familienvater aufleben, sondern ihn wohl auch immer an jenen Tag im Jahr 1982 zurückdenken lassen, an dem er einen mutigen Schritt wagte: Damals traf er auf einer Messe in Köln auf Dieter Kusch – seinerzeit Geschäftsführer von Kusch+Co. Den Prototypen eines von ihm entworfenen Klappstuhls hatte er über die Schulter gehängt. Kurzentschlossen präsentierte er dem gelernten Stuhlbauer seinen Entwurf und konnte ihn auf Anhieb von dessen Design und Funktion überzeugen. „Was für ein ausgezeichneter Stuhl! Man sieht ihm ja gar nicht an, dass er ein Klappstuhl ist. Er hat definitiv das Zeug, ein Klassiker zu werden.“ kommentierte Dieter Kusch spontan. Und so dauerte es nicht lang, bis das Programm 2750 Sóley – richtig, Harðarson nannte es genauso wie seine Tochter – 1983 schließlich realisiert wurde.

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– Mittlerweile ist das Programm 2750 Sóley eine Design-Ikone, der ihre über 30-jährige Geschichte kaum anzusehen ist. Dabei basiert die gewagte Gestaltung des Klappstuhls auf einer einfachen aber genialen Konstruktion, die schon 1983 die Architektur- und Designszene überraschte. 1984 wurde das Sitzmöbel von der Zeitschrift „Schöner Wohnen“ als „Möbel des Jahres“ ausgezeichnet. Und auch die Neuauflage von 2012 kann sich durchaus sehen lassen! – 

Und Dieter Kusch hatte durchaus Recht: Heute gehört der 2012 neu aufgelegte Klappstuhl, dessen schlichte, geometrische Grundformen gleichermaßen einprägsam wie pragmatisch sind, zu den zeitlosen Designklassikern. Ganz im Sinne der Naturbezogenheit, die in Island überall gegenwärtig ist, findet sich in seinen Formen auch das Gegensatzpaar von Sonne und Mond wieder: nämlich in dem kreisrunden Sitz und der dazugehörigen, sichelförmigen Rückenlehne. Dabei startete Valdimar Harðarson seinen beruflichen Werdegang ursprünglich gar nicht als Designer, sondern vielmehr als Architekt. Er interessierte sich schon früh für Kunst und Handwerk, und sah in der Architektur die perfekte Verbindung aus beidem. Nach einem Ausflug nach Schweden, wo er 1980 erfolgreich sein Architektur-Studium an der Universität Lund absolvierte, kehrte er in seine Heimatstadt Reykjavík zurück und gründete 1982 zusammen mit Kollegen sein eigenes Studio, das sich seit 1999 ASK arkitektar nennt, wichtige Beiträge zur Gestaltung des Stadtbilds von Reykjavík leistet und für die Entwürfe öffentlicher Gebäude Islands und privater Residenzen schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Das Büro wird heute von neun Partnern geführt und beschäftigt etwa 20 Architekten, Innenarchitekten und Assistenten. Neben klassischer Architektur gehören auch Sanierungsprojekte, Planungs- und Designmanagement, aber auch Möbeldesign zu den Tätigkeitsfeldern. ASK arkitektar hat sich Nordic Built – einer Initiative zur Förderung der Entwicklung nachhaltiger Gebäudekonzepte angeschlossen, die von den Nordischen Ministern für Industrie und Handel ins Leben gerufen wurde. Das Programm verbindet nordische Schlüsselqualifikationen, bietet Bühnen für Kooperationen und setzt konkrete Projekte als Vorlage für skalierbare, weltweit anwendbare Lösungen um. Insgesamt spielt für Valdimar Harðarson seine Heimat Island eine wesentliche Rolle: „In meiner architektonischen Arbeit werde ich von der Natur Islands inspiriert und ich möchte die traditionellen isländischen Baumethoden in eine moderne Sprache übersetzen.“

Valdimar Harðarson,
ASK arkitektar, Reykjavík

„Ein Architekt muss all seine Fähigkeiten bezüglich Ästhetik, Konstruktion und Materialeigenschaften einsetzen, um ein Möbel zu gestalten – was sehr anspornend ist.“

Ein erstklassiges Beispiel dafür ist das Sommerhaus in Gata, unweit der südisländischen Gemeinde Hrunamannahreppur, für das ASK arkitektar 2007 für den Mies van der Rohe Award nominiert wurde. Das erdbedeckte Gebäude verschmilzt beinahe mit der umgebenden Landschaft und sein mit Gras bewachsenes Dach wird zur Fortsetzung des Hügels, in den es gebaut wurde. Gleichzeitig kann es dabei als Reminiszenz an die traditionellen isländischen Häuser verstanden werden, deren Außenwände ursprünglich aus Torf und Stein hergestellt, und – um eine bessere Wärmedämmung zu erhalten – mit einer Erdschicht bedeckt wurden. „Ein Architekt muss all seine Fähigkeiten bezüglich Ästhetik, Konstruktion und Materialeigenschaften einsetzen.“ sagt Harðarson und beschreibt gleichzeitig, dass ihm dies bei seiner Arbeit als Möbeldesigner sehr zugute kam und ihn gleichwohl anspornte. „Auf dem Gebiet des Möbeldesigns war der Klappstuhl Sóley ein großer Erfolg für mich, weil er zum Designklassiker wurde. Ich bin sehr dankbar, dass die Familie Kusch an dieses Projekt geglaubt und dessen Umsetzung möglich gemacht hat.“ Ob seine Tochter zu Hause allerdings auch ein Exemplar ihres Namensvetters stehen hat, hat der Designer nicht verraten …

– Als eine moderne Neuinterpretation der traditionellen isländischen Architektur kann das Sommerhaus in Gata Hrunamannahreppur verstanden werden. Der Entwurf von 2003 brachte ASK arkitektar 2007 eine Nominierung für den Mies van der Rohe Award – den renommiertesten europäischen Architekturpreis – ein. –

– Inspiration Island: Von seiner Heimat und der atemberaubenden Natur Islands, die aus dramatischen Vulkan- und Wasserlandschaften besteht, ist Harðarson tief inspiriert. Sein Ziel als Architekt ist es, die traditionellen Baumethoden in eine zeitgenössische Form zu übersetzen. – 

– An der Ostküste Islands stellt das 2014 errichtete Wohnhaus in Hof Öræfum das aktuell letzte Projekt von ASK arkitektar im Bereich „Grüne Architektur“ dar. Durch die temperierende Erdüberdeckung ist das in den Hügel gebaute Einfamilienhaus im Sommer angenehm kühl, im Winter behaglich warm und zudem vor starker Witterung geschützt. –

– Sólheimar (deutsch: „Heimat der Sonne“) ist das erste Öko-Dorf Islands und Hauptort der Gemeinde Grímsnes og Grafningur im Südwesten der Insel. 2006 erhielt Sólheimar den Umweltpreis des isländischen Touristenverbands. Im gleichen Jahr wurde von ASK arkitektar auch die Kirche fertiggestellt, die zu einem beliebten Treffpunkt der, mit knapp über 100 Einwohnern eher kleinen, Ortschaft geworden ist. –

Valdimar Harðarson ist 1951 in Reykjavík, der nördlichsten Großstadt Europas, geboren. Seine Leidenschaft für Kunst und Handwerk veranlasste ihn, Architektur zu studieren. Das unerwartete Zusammentreffen mit Dieter Kusch verhalf ihm schließlich zu der Möglichkeit, zudem seine Fähigkeiten als Möbeldesigner erfolgreich unter Beweis zu stellen.

 

Valdimar Harðarson

Adresse: ASK arkitektar, Geirsgata 9, 101 Reykjavík > www.ask.is
Fotos: Birgit Niebisch | Kusch+Co | Gunnar Sverrisson | ASK arkitektar | Ragnar Th. Sigurdsson

 

Autor: Susanne Dubbert

The Westin Hamburg | Artemide

Artemide
The Westin Hamburg
in der Elbphilharmonie

Artemide beleuchtet The Westin Hamburg
in der Elbphilharmonie
Artemide

Foto Credit: The Westin Hamburg
Text: Dr. Oliver Herwig

Nichts als Licht und Weite

Das Westin Hamburg, Luxushotel in der Elbphilharmonie, punktet durch spektakuläre Architektur, Ausblicke über die Hansestadt und Wohlfühlatmosphäre, zu der 3592 Leuchten von Artemide wesentlich beitragen. Viele von ihnen wurden speziell für das Haus gefertigt.

Da gleitet sie vorbei. Man streckt die Hand aus und glaubt, den Luxusliner anfassen zu können, so nah wirkt die Queen Mary 2 vom 20. Stock der Elbphilharmonie und ihres Luxushotels The Westin Hamburg. Das Zimmer ist erfüllt von Licht und Weite. Schlanke Stahlprofile und raumhohe, gekrümmte Scheiben lenken den Blick auf die Speicherstadt. Spektakulärer geht es kaum mehr.

Das Innere wirkt angenehm aufgeräumt und zurückhaltend. Ein ausgefeiltes Lichtkonzept sorgt dafür, dass sich Gäste sofort wohlfühlen. Schon im Flur empfangen speziell gefertigte Wandleuchten die Besucher und bereiten sie auf die Lichtstimmung ihrer Zimmer vor. Der Berliner Designer Tassilo Bost entwickelte zusammen mit Ingenieuren und Lichtplanern von Artemide ein völlig neues Leuchtensystem: Sofocle. Ihr geschwungener Körper aus klarem Acryl greift die spektakuläre Fassade der Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron in verkleinerter Dimension auf. Die Leuchtenserie ist bespoke, speziell gefertigt für dieses außergewöhnliche Haus. Sofocle folgt einem klaren Bauplan. Die gewölbte Abdeckung aus Acryl ist mit einer opalen Diffusorfolie versehen und sitzt in einem weiß lackiertem Rahmen.

Was als Bettleuchte eine gute Figur macht, lässt sich auch als Schreibtischleuchte einsetzen und in einem länger gezogenen Rahmen ebenfalls als Stehleuchte.

Tassilo Bost,
Berlin

„Hinter die gebogenen Acrylglasscheiben haben wir eine warmtonige Streulichtfolie gesetzt, die mit jeder Art von Motiv bedruckt werden könnte. Dadurch kann über die Zeit hin die Stilistik der Zimmer beeinflusst und/oder verändert werden. Wir haben diese Idee über ein Jahr lang mit den Technikern von Artemide in Mailand entwickelt.“

Zeitlos und genau für diesen Ort entwickelt: Sofocle

Sofocle ist zeitlos und passt sich perfekt an verschiedenste Einrichtungsstile an. Es fällt daher schwer zu glauben, dass Tassilo Bost das Leuchtenkonzept eigentlich schon vor über zehn Jahren entwickelte, als noch niemand an Bauverzögerungen der Elbphilharmonie dachte. Die Lichttechnik hatte sich inzwischen rasant weiterentwickelt. Sofocle ist daher mit LED ausgestattet und fügt zur ästhetischen Langlebigkeit ganz praktische Aspekte hinzu: sie ist sparsam und pflegeleicht.

Die Kunst bestand darin, die besondere Stimmung des Westin Hamburg und seiner Zimmer – bis zu 110 Meter über dem Grund – mit den Wünschen seiner Gäste nach Intimität (nachts) und Ausblick (tagsüber und nachts) zu verbinden. Denn die konvexen Panoramascheiben reichen vom Boden bis zur Zimmerdecke, in der Maisonette Suite in der 19. Etage sogar über zwei Geschosse. Zum Glück sind alle Scheiben individuell bedruckt, und zwar genau dort, wo sonst zu viel Sonne in die 205 Zimmer und 39 Suiten des Hotels fallen würde. Somit wird eine Blendung vermieden und die Zimmer nicht unkontrolliert von der Sonne aufgeheizt.

Während die Zimmer und Suiten in rund 40 Meter Höhe beginnen und bis unters Dach der Elbphilharmonie reichen, liegen im roten Klinkerbau des ehemaligen Kaispeicher A der Elb Spa mit Pool sowie das Restaurant „The Saffron“. Es setzt auf gehobenes Ambiente und folgt einem „ausgewogenen Design-Konzept mit stimmungsvoller Beleuchtung und zurückhaltender Dekoration, das den kulinarischen Spezialitäten den Vorzug gibt.“ Auch hier bewies Artemide mit zahlreichen Sonderanfertigungen, dass es für projektspezifische Anforderungen immer eine passende Lösung findet.

Sonderleuchten für Restaurant und Bar

Das Restaurant „The Saffron“ ist erfüllt von warmem Licht. Tassilo Bost und Artemide entwickelten Pendelleuchten, die ein wenig an Hummerkörbe erinnern. Für diese Leuchten wurden insgesamt über 7.500m Lederband verwendet. Dieses wurde in Handarbeit um ein Draht-Gestell geschlungen. Nach unten tritt das Licht konzentriert aus und schafft so angenehme Helligkeit punktgenau über den Tischen. An den Seiten diffundiert das Licht blendfrei in den Raum. Das schafft Atmosphäre und passt perfekt zu den mit Leder ausgeschlagenen Wänden des alten Speichers. Dabei erinnern die Fenster an gerahmte, bewegliche Bilder, die je nach Tageszeit unterschiedliche Momentaufnahmen des Hafens bieten. Für das perfekte Licht in der „The Bridge Bar“ sorgen eigens für den Raum entworfene Leuchten. Die Pendelleuchten über den frei stehenden Tischen korrespondieren als Lichtwelle perfekt zum Ausblick auf den Kai und seine Schiffe.

Tassilo Bost,
Berlin

„Da wir das Hotel in weiten Teilen puristisch ausgestattet haben, war es wichtig, die Lichtatmosphäre im warmtonigen Bereich anzusiedeln. Dafür ist es natürlich notwendig sämtliche Lichtquellen dimmen zu können. Verschiedene Tages und Abendstimmungen sind so gut programmierbar.“

Poesie, Effizienz und Geradlinigkeit zeichnen die Atmosphäre dieses besonderen Hotels in der Elbphilharmonie aus. Wie in den Konzertsälen ging es um den perfekten Zusammenklang aller Elemente: vom Boden bis zur Decke, vom Bett bis zur Lichtstimmung, für die 3.600 Leuchten von Artemide sorgen. Viele davon entstanden als Sonderanfertigungen, die genau auf das Haus zugeschnitten sind.

„Wir bieten keine Zimmer mit Aussicht, sondern Ausblick mit Zimmer“, sagte General Manager Dagmar Zechmann schon beim ersten Gang durch ihr Haus. Sie hat Recht behalten. Die anspruchsvolle Aufgabe der Lichtplaner bestand darin, auf allen 21 Stockwerken für ein angenehmes Ambiente zu sorgen. Erst in der individuellen Mischung von Tageslicht, Ambient Lighting und Spots (wie etwa am Schreibtisch und über dem Bett) zeigt sich, dass jedes Zimmer Intimität und Ausblick zugleich bietet. Die Leuchten von Tassilo Bost übertragen mit ihren Reflexionen im Glaskörper die besondere Architektur des Hauses, seine gläserne Haut, in eine andere Dimension.

The Westin Hamburg in Zahlen

Adresse: Platz der Deutschen Einheit 2, 20457 Hamburg
Anzahl Zimmer und Suiten: 244
Lichtplanung/sämtliche Beleuchtungskörper inklusive Nebenräume:
Tassilo Bost, Berlin in Zusammenarbeit mit Artemide
Anzahl Leuchten: ca 3.600

westinhamburg.com
info.westinhamburg@westin.com
www.artemide.de

Foto Credit: The Westin Hamburg
Text: Dr. Oliver Herwig

Berlin, auf ein Neues! | Kusch+Co

Kusch+Co
Berlinische Galerie

Berlinische Galerie Berlin
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Berlin, auf ein Neues!

Mitten in Kreuzberg, in einem alten Glaslager aus den 60er-Jahren, hat die Berlinische Galerie ihr Zuhause. Die Geschichte des Museums spiegelt dabei auch die Geschichte Berlins: Sie ist geprägt von Brüchen, Umbrüchen und Erneuerungen. Unter der Leitung von Thomas Köhler konnte sich die Institution mittlerweile als feste Größe in der Berliner Kulturlandschaft etablieren – mit steigenden Besucherzahlen! Im Sommer 2014 dann der Schock: Wegen einer defekten Sprinkleranlage muss das Haus für mehrere Monate schließen. Ein Neustart. Schon wieder.

– Die Berlinische Galerie widmet sich in Berlin entstandener Kunst von 1870 bis heute, sowohl mit einem regionalen und internationalen Schwerpunkt als auch mit einem interdisziplinären Ansatz: Fotografie, Architektur und Grafik gehören ebenfalls zur Sammlung. –

Herr Köhler, wie haben Sie diese Hiobsbotschaft aufgenommen?

Zunächst hat mich das schon ein paar schlaflose Nächte gekostet. Doch bald stand fest, dass die Arbeiten nicht bei laufendem Betrieb durchgeführt werden können, da der ganze Staub und Schmutz die Kunst zu sehr gefährden würden. Also haben wir uns entschlossen, ein paar Monate komplett zu schließen. Und sobald dies klar war, haben wir uns vielmehr darüber Gedanken gemacht, wie wir diese Zeit sinnvoll überbrücken können.

Welche Herausforderungen bringt so eine mehrmonatige Zwangspause mit sich?

Am wichtigsten ist natürlich, im Gespräch zu bleiben und dafür zu sorgen, dass es immer wieder Nachrichten gibt, die das Haus verbreiten kann. Dementsprechend haben wir für die Zeit der Schließung eine Kommunikationsstrategie entwickelt. Hier spielen unsere Website und Social-Media-Kanäle eine große Rolle, aber auch Projekte wie das „Küchenmonument“ – eine temporäre Architektur von raumlaborberlin, die für Veranstaltungen vor dem Museum aufgebaut, oder vielmehr aufgeblasen, wird. Eine sehr beeindruckende Installation! Außerdem nutzen wir Themen für die Kommunikation, die normalerweise eher im Hintergrund bleiben: Forschung und Digitalisierung zum Beispiel, es geht also um die Arbeit hinter den Museumskulissen.

Thomas Köhler, Direktor der Berlinischen Galerie

„Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass wir als Museum nicht abweisend oder elitär erscheinen, sondern dass wir eine möglichst offene Kommunikationsplattform sind.“

Mit Projekten wie dem „Küchenmonument“ tritt das Museum vor die eigene Haustür. Werden Sie diesen Ansatz, der ja eigentlich aus der Not geboren wurde, nach der Pause weiterverfolgen?

Die Eroberung des Außenraums werden wir sicher weiter betreiben! Tatsächlich hat sich gezeigt, wie gut unser Umfeld funktioniert. Man ist damals schon ein Wagnis eingegangen, als man die Berlinische Galerie in einem reinen Wohngebiet eingerichtet hat. Unser Programm im Freien hat nun mit einem Mal ganz andere Leute angelockt. Es war geradezu rührend zu sehen, wie niedrig die Schwellenangst war. Viele Menschen kamen vorbei und haben einfach mitgemacht, mitgekocht, mitgegessen oder mitgebaut. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass wir als Museum nicht abweisend oder elitär erscheinen, sondern dass wir eine möglichst offene Kommunikationsplattform sind.

– Während der Sanierungspause diente unter anderem die begehbare Installation „Küchenmonument“ – entwickelt von raumlaborberlin – vor dem Museum für Veranstaltungen, um hier gemeinschaftlich zu kochen, zu diskutieren und Vorträgen zu lauschen. –

Die erste Ausstellung nach der Wiedereröffnung im Frühjahr 2015 war eine Schau zur Architektur im Berlin der 60er-Jahre. Weshalb haben Sie dieses Thema gewählt?

Die Berlinische Galerie ist nicht nur ein Kunstmuseum, sie ist auch für den Bereich der Architektur zuständig. Und dieser Teil der Sammlung verdient durchaus mehr Aufmerksamkeit, zumal unsere Bestände einfach unglaublich sind. Die Kuratorin Ursula Müller hat eine sehr gute Spürnase bewiesen und viel interessantes Material entdeckt. So eine Ausstellung hat schließlich nicht nur mit gebauter Form beziehungsweise Architektur zu tun, sondern auch mit dem kulturellen Gedächtnis einer Stadt. Viele der 60er-Jahre-Bauten – insbesondere im Ostteil Berlins – sind ja schon wieder verschwunden. Für die Berlinische Galerie ist diese Ausstellung außerdem insofern eine Art Neuanfang, als es die größte Architekturausstellung war, die wir je aus unseren Beständen zusammengestellt haben. Und dieser Bereich soll auch in Zukunft immer wieder mit größeren Ausstellungen auftreten.

– Auch nach der Wiedereröffnung im Frühjahr 2015 lassen sich im Foyer, Café, den Büros und Depots der Berlinischen Galerie wieder die Sitzmöbel aus dem „Programm 1100 Trio, Modell 1164/2” mit gepolsterten Sitzschalen, von Kusch+Co finden, auf denen sich die Besucher Platz für eine Verschnaufpause gönnen können. –

In den Tiefen der Sammlung warten sicher noch viele unentdeckte Schätze. Welchen möchten Sie selbst einmal ins Licht der Ausstellungsräume heben?

Vom späten 19. Jahrhundert bis in die 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts hinein gab es in Berlin eine Firma für Glasmosaiken: Puhl & Wagner. Jene hat viele öffentliche Aufträge bekommen und für diese Mosaikentwürfe damals angesagte bildende Künstler angefragt. Diesen Bestand würde ich mir sehr gerne einmal genauer ansehen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass daraus eine Kombinationsausstellung entsteht: einerseits die Mosaikarbeiten – die Bauornamentik, wenn man so will –, andererseits die entsprechenden Werke der bildenden Künstler. So ließe sich gut zeigen, wie umfassend die Querverbindungen im Berlin jener Zeit tatsächlich waren.

Vielen Dank für das Gespräch!

Thomas Köhler, Jahrgang 1966, schloss 1994 sein Studium der Kunstgeschichte, Klassischen Archäologie und Romanistik in Frankfurt am Main ab und promovierte 2003 zum Dr. phil. an der Universität Darmstadt. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main, „curator in residence“ am Whitney Museum of American Art in New York, Programmdirektor der documenta X in Kassel, kommissarischer Leiter des Kunstmuseums Wolfsburg und leitete ab 2008 die Sammlungen sowie das Ausstellungsprogramm der Berlinischen Galerie als ihr stellvertretender Direktor. Seit 2010 ist er Direktor der Berlinischen Galerie.

Berlinische Galerie in Zahlen

Adresse: Alte Jakobstr. 124-128, 10969 Berlin
Auftraggeber: Berlinische Galerie > www.berlinischegalerie.de
Gründungsjahr: 1975
Ausstellungsfläche: 4.600 Quadratmeter
Fotos: Nina Straßgütl | Harry Schnitger | Kusch+Co | raumlaborberlin/Amin Akhtar | raumlaborberlin

Autor: Myriam Guedey

Flughafen Charles de Gaulle | Kusch+Co

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Flughafen Charles de Gaulle

FLUGHAFEN CHARLES DE GAULLE Paris
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Start und Landung

Abheben, davonfliegen und in neue Welten entschwinden – das geht eigentlich von jedem Flughafen weltweit. Doch manchmal können die Orte, an denen eine Reise beginnt, auch einen (Neu-)Start im eigenen Leben markieren. So lassen sich auch vom Pariser Flughafen Charles de Gaulle, nicht nur funktionale oder gestalterische Geschichten erzählen, sondern vor allem Schicksale mit persönlichen Neuanfängen.

Für die meisten Menschen ist ein Flughafen der Ort, an dem sie ankommen oder zu Neuem starten. Von hier aus begeben sie sich auf Geschäftsreisen, befinden sich auf dem Weg zu geliebten Menschen oder lassen sich vom Fernweh treiben und an unbekannte Orte bringen. Es soll sogar Menschen geben, die sich auf Flughäfen lediglich aufhalten, um Flugzeugen beim Starten und Landen zuzusehen, um dabei ein bisschen von der weiten Welt zu spüren. Welchen Grund ein Aufenthalt am Flughafen auch hat, es handelt sich dabei stets um einen Transitraum, in dem sich Reisende bewegen und zumeist nur kurzfristig aufhalten – auch, wenn es sich dabei um einen der größten Flughäfen der Welt handelt.

Hier in Roissy-en-France – knapp 25 Kilometer vom Zentrum der französischen Hauptstadt entfernt – wurde Ende der 60er-Jahre mit dem Bau des ersten Terminals sowie der Landebahnen vom Aéroport Paris Charles de Gaulle begonnen, um die steigende Anzahl an Reisenden und damit an Flugzeugen aufzunehmen. Die Inbetriebnahme erfolgte schließlich nach sechsjähriger Bauzeit im März 1974.

Mit der Planung dieses Großprojekts wurde der damals erst 30-jährige Architekt Paul Andreu beauftragt, der 1968 gerade sein Diplom an der École des Beaux-Arts in Paris erhalten hatte. Mit diesem Bau konnte der Franzose den Grundstein seiner weltweiten Karriere, die noch rund 50 weitere Flughäfen hervorbringen sollte, legen.

– Der nach dem französischen General und Staatsmann Charles de Gaulle benannte Flughafen gehört mit über 60 Millionen Passagieren nicht nur zu den größten Flughäfen weltweit, sondern versteht sich auch als Drehkreuz der Air France und mit über 75.000 Beschäftigten als einer der wichtigsten Wirtschaftsstandorte der Île-de-France. –

Seine Visionen für den neuen Flughafen nach Paris-Orly waren dabei nicht nur vielfältig, sondern für die Zeit vor allem neuartig: So wurden die Start- und Landebahnen parallel zueinander gebaut, um deren gleichzeitige Nutzung zu gewährleisten. Im Gegensatz zu den meisten Flughäfen der 60er-Jahre, die als Terminal lediglich mit einer großen Halle aufwarten konnten, plante Andreu ein speziell auf die Bedürfnisse der Fluggäste ausgelegtes Abfertigungsgebäude. Doch nicht nur diese funktionalen Überlegungen waren innovativ, auch die Architektur passte sich dem damals vorherrschenden Zeitgeist an: Sieben sogenannte Satelliten wurden um ein rundes Zentralgebäude kreisförmig angeordnet. Zu den auf dem Vorfeld befindlichen „Außenstationen“ kommen die Passagiere auch heute noch durch Tunnel oder weit spannende Rolltreppen. Diese futuristisch anmutende Gestaltung vermittelt – trotz Modernisierung und Neukonzeption der Inneneinrichtung – das Gefühl, sich auf eine Reise durch Zeit und Raum zu begeben. Mittlerweile wurden diese Gebäude durch die Terminals 2 und 3 zwar erweitert, das Herzstück jedoch bleibt das im Volksmund auch als „Beton-Camembert“ bezeichnete Terminal 1.

– Die Architektur des Pariser Flughafens präsentierte sich von Beginn an visionär und innovativ. Das hat sich auch mit der Neuausstattung durch zeitgemäße Sitzgelegenheiten nicht geändert: So ist zum Beispiel die Energieversorgung durch integrierte Steckdosen in der Tragkonstruktion der Wartebänke „7500 Terminal” von Kusch+Co stets gewährleistet. –

Doch nicht nur die Ausführung des Flughafens war für die 60er- und 70er-Jahre zukunftsweisend, Paul Andreu ging bereits in seinem Entwurfsprozess ungewöhnliche Wege: Er organisierte in der Planungsphase Workshops sowie Gesprächsabende und lud dazu Gestalter und Künstler aus unterschiedlichen Disziplinen genauso wie Musiker und Psychologen ein, um einen Diskurs über die Funktionen, die Atmosphäre und natürlich über die Gestaltung zu führen und dadurch das bestmögliche Ergebnis zu erhalten. Unter den Experten: Der junge Schweizer Schriftentwerfer Adrian Frutiger, der mit seiner 1957 erschienenen Erfolgsschrift „Univers“ die Beschilderung entwickeln sollte. Doch für die schnelle Wahrnehmung auf Wegweisern schien ihm diese Schrift zu geometrisch und geschlossen, also griff er auf einen sieben Jahre alten Sans-Serif Entwurf namens „Concorde“ zurück, entwickelte diesen weiter und der neue Schnitt „Roissy“ entstand. Seine stetige Überarbeitung brachte 1975 schließlich die nach ihm benannte Schriftart „Frutiger“ hervor. In der fachsprachlichen Kategorisierung serifenlose Linear-Antiqua genannt, hat sie sich bis heute als Informationsschrift an Flughäfen, öffentlichen Gebäuden, Kliniken und Universitäten etabliert. Der Grund hierfür ist vor allem ihre erstaunliche Lesbarkeit aus weiter Entfernung sowie aus den verschiedensten Blickwinkeln. So ist es beispielsweise auch möglich, einen zehn Zentimeter großen Buchstaben noch aus 20 Metern zu erkennen – also bestens geeignet für Bauten mit viel Publikumsverkehr.

– Als der Flughafen im März 1974 eingeweiht wird, kann Adrian Frutiger mit seinem gut lesbaren Leitsystem neue Maßstäbe setzen: Für die Beschilderung entwarf der Schriftgestalter aus „Concorde“ die Schriftart „Roissy“ – eine frühe Form der „Frutiger“. –

14 Jahre später, bahnte sich 1988 am Pariser Flughafen Charles de Gaulle ein weiterer Neubeginn der besonderen Art an: Mehran Karimi Nasseri, im Iran geboren, strandete hier als Flüchtling und nannte insgesamt 18 Jahre lang diesen dafür wohl ungewöhnlichsten Ort sein Zuhause. Da Nasseri selbst immer wieder unterschiedliche Angaben zu seiner Herkunft und Geschichte gibt, ist es nicht einfach, seinen Lebensweg nachzuzeichnen. Er selbst erzählt Reportern gerne folgende Geschichte: Nach einem Studium in England wurde er wegen Protesten gegen das iranische Schah-Regime unter Mohammad Reza Pahlavi 1977 verhaftet und später aus seinem Heimatland ausgewiesen. Nach einer längeren Odyssee durch mehrere europäische Staaten wurde ihm in Belgien der Flüchtlingsstatus zuerkannt. Also flog er 1988 nach Paris in der Absicht, nach London zu reisen. Da ihm in Paris jedoch seine Reisedokumente gestohlen wurden, konnte er weder seinen Status als Flüchtling noch seine Identität beweisen. Daher wurde in London seine Einreise abgelehnt und Nasseri nach Paris zurückgeschickt, wo ihm allerdings ebenfalls die Einreise verwehrt wurde. Ohne Chance, sich auszuweisen, richtete er sich in den folgenden Jahren im Terminal 1 des Flughafens ein, wo er von August 1988 bis August 2006 lebte, bis er angeblich wegen einer nicht näher genannten Erkrankung ins Hospital gebracht werden musste.

Ende 2004 lief in Deutschland Steven Spielbergs Film „Terminal“ an, der auf dem Schicksal Nasseris beruht und mit Tom Hanks in der Hauptrolle glänzte. Für seine Geschichte erhielt Nasseri damals 275.000 US-Dollar, lehnte es jedoch standhaft ab, seine langjährige Heimat – das Terminal 1 – zu verlassen. Nach Presseberichten soll er nach seinem Klinikaufenthalt im März 2007 nun in ein Pariser Obdachlosenheim gezogen sein.

Die bewegte Geschichte des Pariser Flughafens hat aber mit Gewissheit nicht nur Paul Andreu, Adrian Frutiger oder Mehran Karimi Nasseri einen (Neu-)Start beschert, es gibt sicherlich noch eine Vielzahl weiterer persönlicher, einzigartiger und vielleicht auch skurriler Schicksale, die hier ihren Start- oder Endpunkt gefunden haben …

 

Flughafen Charles de Gaulle in Zahlen

Adresse: 26 Kilometer nordöstlich von Paris
Betreiber: Aéroports de Paris (ADP) > www.parisaeroport.fr
Architekt: Paul Andreu Architecte Paris > www.paul-andreu.com
Fertigstellung: 1974
Fläche: 3.500 Hektar
Terminals: 3
Fotos: Paul Andreu Architecte Paris | Paul Maurer | Devin Lindsay, Elise Milani | Henk Gianotten | Corgi Books | DreamWorks, LLC | Kusch+Co

Autor: Sabine Marinescu

Das Alte und das Neue | Kusch+Co

Kusch+Co
Das Alte und das Neue

Miele House Shanghai
Kusch+Co

Das Alte und das Neue

Seit Anfang der 90er-Jahre erlebt China einen nie da gewesenen Bauboom. Jenem fielen allerdings auch große Teile des alten Shanghais zum Opfer – bis schließlich ein Umdenken einsetzte: Heute erstrahlen viele historische Gebäude der Stadt wieder in neuem Glanz. Nicht ganz unschuldig daran sind zwei Architekten aus Venedig, die vor 15 Jahren einen Neuanfang in Shanghai wagten. Sie restaurierten auch das Miele House – ein Ausstellungsraum in einer Shanghaier Stadtvilla aus den 30er-Jahren, gebaut vom chinesischen Architekten Fan Wenzhao, nun modernisiert von Kokaistudios und ausgestattet mit Sitzmöbeln von Kusch+Co.

Würde Fan Wenzhao heute durch die Straßen Shanghais schlendern, würde er seine Heimatstadt wohl nur an wenigen Stellen wiedererkennen: In den 20er-Jahren prägten flache Lilong-Bauten, Gärten, Tempel, Teehäuser und einige europäisch anmutende Bauten an der Uferpromenade das Stadtbild. Heute ist Shanghai zu einer pulsierenden Mega-City herangewachsen – reich an Einwohnern, Einkaufszentren und Wolkenkratzern.

– Der Ausstellungsbereich ist als Raum im Raum gestaltet, um die historischen Oberflächen zu schützen – eine futuristische Interpretation von Wohnraum, in dem alle Hausgeräte unsichtbar integriert sind. –

Fan Wenzhao war seinerzeit einer der ersten chinesischen Architekten, die sich fern der Heimat ausbilden ließen. Nachdem er von seinem Studium an der Pennsylvania University wieder nach Shanghai zurückkehrte, verband er traditionelle chinesische mit modernen westlichen Elementen. So auch bei der Stadtvilla Shimen Yi Lu 82, die Wenzhao in den 30er-Jahren baute – ein elegantes, dreistöckiges Gebäude aus Beton, mit geschwungenen Dachsparren und Details, die an einen chinesischen Palast erinnern.

Nicht weit davon entfernt hat das Architekturbüro Kokaistudios im Nachbarbezirk Xuhui seinen Sitz. Die beiden Inhaber, Andrea Destefanis und Filippo Gabbiani, stammen aus Italien. Sie haben ihr Büro 2000 in Venedig gegründet – einer Stadt, die von ihrer Geschichte, von den jahrhundertalten Gebäuden und den Straßen aus Wasser lebt. Zwei Jahre nach der Bürotaufe erhalten Destefanis und Gabbiani jedoch einen Anruf aus China mit der Frage, ob sie nicht die Sanierung eines der alten Konzessionsgebäude an der berühmten Uferpromenade Bund in Shanghai übernehmen möchten? Sie zögern nicht.

Die Italiener reißen ihre Zelte in Venedig ab und ziehen mit dem noch jungen Büro nach China – in ein Land, das mit seinen denkmalgeschützten Bauten bis dato nicht lange fackelte, sie lieber abriss statt zu sanieren und auch sonst eine völlig andere Haltung zum Bauen hatte. „Als wir ankamen, waren die Unterschiede in jedem Teil des Planungsprozesses enorm. Ganz besonders die Geschwindigkeit, mit der gebaut wurde“, erinnert sich Andrea Destefanis, „mittlerweile gleicht sich vieles an, aber das Tempo ist immer noch atemberaubend.“

– Als Inspiration für das Ornament des Kupfergitters vor der Fassade dienten Originalelemente der Stadtvilla sowie Details eines der ersten Miele-Produkte. –

In nur zwei Jahren setzt Kokaistudios das anspruchsvolle Projekt um, plant vom Nutzungskonzept bis hin zur Eröffnungsfeier alles. Neu ist für die Auftraggeber die Art, wie die Italiener arbeiten: Sie restaurieren behutsam und kombinieren das Historische mit zeitgenössischem Design. „Bund 18“ wird ein voller Erfolg, die Adresse eine der angesagtesten im opulenten Nachtleben der Stadt, ausgezeichnet durch die UNESCO – ein Leuchtturm für den Umgang mit Shanghais Altbauten, der weit über die Stadt hinausstrahlt.

Andrea Destefanis,
Kokaistudios, Shanghai

„Wir mussten die baulichen, historischen und sozialen Werte dieses Kulturdenkmals berücksichtigen und gleichzeitig einer Marke mit ihren ganzeigenen Werten gerecht werden.“

2010 entdeckt schließlich der Hausgeräte-Hersteller Miele in Shanghais Innenstadt ein leerstehendes, marodes Gebäude, das gut geeignet scheint für einen geplanten Ausstellungsraum in China. Es ist Wenzhaos Stadtvilla mit den geschwungenen Dachsparren. Miele beauftragt Kokaistudios mit der Instandsetzung und dem Innenausbau – ein Spagat für die Architekten, sagt Destefanis: „Wir mussten die baulichen, historischen und sozialen Werte dieses Kulturdenkmals berücksichtigen und gleichzeitig einer Marke mit ihren ganzeigenen Werten gerecht werden.“ Kokaistudios macht sich an die Arbeit und auf die Suche nach Werten, die beide teilen. Und jene sind bald gefunden: auf der einen Seite ein Gebäude, das traditionelle chinesische Elemente mit innovativem Betonbau verbindet, auf der anderen Seite ein Unternehmen mit hundertjähriger Geschichte, das auf neueste Technologien setzt. Es entsteht ein Zusammenspiel von Alt und Neu, Tradition und Innovation.

– Auch im Innenraum begegnen sich Gegensätze, die sich ergänzen: Vergangenheit und Zukunft, Tradition und Innovation. Modernität bringt vor allem „Programm 3000 Njord” zum Ausdruck – ein Sitzmöbel, das perfekt auf die vorherrschenden Grundtöne abgestimmt ist. –

Die Architekten restaurieren und modernisieren die alte Stadtvilla, reparieren das imposante Dach, legen die Originalfassade frei, dämmen das Gebäude mit Vakuumgläsern in den historischen Fensterrahmen. Alle Elemente, die sie neu hinzufügen, so wie das Kupfergitter vor der Fassade oder die multifunktionale Box im Ausstellungsraum, wahren dabei einen respektvollen Abstand zu den historischen Oberflächen und berühren sie nicht. Im Inneren wird die Villa wieder als Wohnraum zum Leben erweckt und vollständig sowie hochwertig mit Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche eingerichtet. Besucher des Miele House gewinnen den Eindruck, bei einer modernen Shanghaier Familie zu Gast zu sein. Die feinfühlige Synthese von Alt und Neu ist Kokaistudios einmal mehr gelungen.

Und wie denken die Architekten rückblickend über ihren Neuanfang in Shanghai? „Nach dem Erfolg von ‚Bund 18’ haben wir beschlossen, noch etwas länger zu bleiben. 15 Jahre und über 200 Projekte später sind wir immer noch hier“, sagt Andrea Destefanis. Ein Glück für die wunderschönen Altbauten der Stadt.

Würde Fan Wenzhao heute durch die Straßen Shanghais schlendern und das elegante Haus mit den geschwungenen Dachsparren entdecken, es würde ihm sicher gefallen, ein Stück von seinem Shanghai darin wieder zu erkennen.

Miele House in Zahlen

Adresse: No. 82, Shi Men Yi Road, Jing’An District, Shanghai
Auftraggeber: Miele & Cie. KG | www.miele.cn
Architekt: Kokaistudios | www.kokaistudios.com
Fertigstellung: 2010
Fotos: Charlie Xia | Kusch+Co | Andrew Rowat

Autor: Myriam Guedey

Skandinavisch-urbane Büroästhetik | Carpet Concept

Carpet Concept
Skandinavisch-urbane Büroästhetik

Sparebanken Vest Headquarter
Norwegen

Skandinavisch-urbane Büroästhetik


Urbaner Dialog

Verbindungen und Bezüge schaffen war das große übergeordnete Thema dieses Gebäudes. Das Grundstück der Sparebanken Vest liegt im Zentrum von Bergen entlang der Kulturachse der bedeutenden Hafenstadt: zwischen kleinen typischen Holzhäusern auf der einen Seite und einer Skyline moderner Stadtentwicklung auf der anderen Seite. Dort sollte die neue Gebäudestruktur Bezüge zum urbanen Quartier schaffen, um sich optimal zu integrieren. Kein leichtes Unterfangen. Denn auf diesem kompakten Areal mit 3.500 qm Fläche sollte eine Arbeitsstätte für immerhin 900 Mitarbeiter entstehen – ein volumiges Gebäude war also gefragt.

»Was außen Glas ist, setzt sich innen aus Holz fort. Denn die wellenartige Glasfassade ist doppelwandig.«

Die Architektengruppe Cubus aus Bergen lieferte nach einem ausgeschriebenen Wettbewerb im Jahr 2008 den überzeugenden Vorschlag: Eine Charakter gebende Architektur, die durch klare Einschnitte und Versatz das Volumen auflockert und eine visuelle Öffnung zum benachbarten Theater und Hafengebiet ermöglicht.

2015 wurde das neue Headquarter der Sparebanken Vest eröffnet. Auf zehn Stockwerken mit einer Bruttofläche von 20.000qm hat Cubus ein asymmetrisches Gebäude von markanter Eleganz kreiert, das zwar kantig und zur einen Seite keilförmig wie ein Schiffsbug ist, aber keine rechten Winkel hat.

Impulsgebend für die gesamte Architektur waren die kulturelle Tradition Norwegens und seine Natur: So spielt Wasser eine große Rolle und die Verarbeitung von Hölzern aus dem Westen des Landes, die auch in den malerischen Holzhäusern der Stadt zum Einsatz kommen. Jan Erik Rossow: „Wir haben beispielsweise eine spezielle Fassade aus Glas entwickelt, die vom Wasser inspiriert ist. Sie wird quasi als wellenartige Hülle um das Gebäude geführt. Sie reflektiert das Licht und spiegelt die Umgebung. Je nach Tages- und Jahreszeit wirkt es immer wieder anders.“

Maßgeschneiderte Perfektion

Im Interior dieser Bank manifestieren sich dann typisch skandinavische Ästhetik und Handwerkstradition. Warme natürliche Materialien und Farben, reduzierte moderne, zeitlose Formensprache und eine helle, freundliche Atmosphäre dominieren. „Was außen Glas ist, setzt sich innen aus Holz fort.“ erklärt Rossow, „Denn die wellenartige Glasfassade ist doppelwandig.“

»Die größte Herausforderung war es, höchste Architekturqualität bis ins kleinste Detail zu bewahren. Wir haben sehr hart an Materialverbindungen und Konstruktionslösungen gearbeitet.«

Vertäfelte Wände aus Holz sorgen also im Interior für nordische Atmosphäre. Auch die wellenartige Fassadenform wurde in manchen Bereichen wieder aufgenommen – etwa im beeindruckenden Auditorium. Lediglich die Meetingräume sind mit Glaswänden getrennt. Und in den oberen Etagen, sind manche Wände in Blau-Grau- Abstufungen gestrichen.

„Die größte Herausforderung war es, höchste Architekturqualität bis ins kleinste Detail zu bewahren. Wir haben sehr hart an Materialverbindungen und Konstruktionslösungen gearbeitet“, sagt Rossow.

Ehrliche, hochwertige Materialien

In den öffentlichen Bereichen und Meetings Rooms kommen robuste Holzfußböden zum Einsatz und in der Eingangshalle Keramikfliesen. Sonst sind überall Teppichböden verlegt. Es ist die Kollektion Eco Syn von Carpet Concept mit innovativer, elegant feiner Webstruktur, die an organische Formen erinnert und die wellenartige Gebäudehülle wiederspiegelt. Auf insgesamt 8200 qm wird der Teppich in einem Naturbeige zu einem optischen und taktilen Erlebnis. Die einzigartige Struktur von Eco Syn fügt sich bestens in außergewöhnliche Konzepte mit asymmetrischer Architektur, wie hier bei der Sparebanken Vest. Dass ein großer Bereich des Gebäudes mit Eco Syn ausgelegt wurde, hat nicht nur optische Gründe: Open Space Architekturen generieren einen enormen Geräuschpegel. Durch den Einsatz dieses textilen Bodenbelags wird die Akustik enorm verbessert. Eichensäulen mit integrierten Schalldämpfern und Akustikputz werden ergänzend verwendet.

Bezug zum Wasser

Je nachdem ob es draußen hell oder dunkel ist, variiert die Stimmung im gesamten Gebäude. Tagsüber ist es im beeindruckenden Atrium hell und sonnig. Man kann überall sehen, welche Aktivitäten sich auf den einzelnen Etagen abspielen. – Auch so betrachtet spielt Dialog eine große Rolle. – Bei Dunkelheit leuchtet das Atrium in sich – eine imposante Inszenierung, die tatsächlich einem Kunstwerk gleicht.

Erdgeschoss und erstes Stockwerk sind als gemeinsamer Bereich angelegt: hier befinden sich Rezeption, Foyer, Meeting Raum, Auditorium und Cafeteria. Eine zentrale Treppe aus Holz verbindet die beiden Etagen miteinander.

Immer wieder wird der Bezug zum Wasser hergestellt. So ist das Layout der Bürostruktur von konzentrischen Wasserringen inspiriert. Die Arbeitsbereiche in unmittelbarer Nähe zum Atrium sind die, die eine größere Geräuschekulisse vertragen, wie etwa die Coffee Shops, Meeting Rooms und Social Areas. Weiter entfernt vom Atrium findet man die Arbeitsbereiche, wo Ruhe und Konzentration gefordert sind.

Und auch beim Thema Energieeffizienz in der Sparebank Vest ist Wasser von größter Bedeutung: Denn beispielsweise die Kühlung mit Ventilatoren funktioniert auf Basis von Meereswasser!

Verarbeitetes Produkt: Kollektion Eco Syn

© Fotos: Øystein Klakegg
© Autor: Kathrin Spohr