Dienstag, 24.04.2018, 19 Uhr
Corporate Architecture.
Brauchen Unternehmen noch eigene Häuser?
Referent
Martin Henn
Dipl.-Ing. Arch., Managing Director, HENN, Berlin
Jochen Siegemund
Prof. Dipl.-Ing., CIAD Cologne Institute of Architectural Design, TH Köln
Werner Sübai
Dipl.-Ing. Arch., Gesellschafter, HPP Architekten, Düsseldorf
Gerhard Wittfeld
Dipl.-Ing. Arch., Geschäftsführer, kadawittfeldarchitektur, Aachen
Moderation/Leitung
Andreas Grosz & Dr. Oliver Herwig
KAP Forum
Begrüßung
Dr. Petra Hesse
Direktorin MAKK, Köln
Datum
Dienstag, 24. April 2018
19:00 - 23:00 Uhr
Ort
MAKK Museum für Angewandte Kunst
An der Rechtschule
50667 Köln
Anmeldung
Buchungen sind für diese Veranstaltung nicht mehr möglich.
**
Ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen. Ich stimme zu, dass meine Angaben und Daten zur Beantwortung meiner Anfrage elektronisch erhoben und gespeichert werden.
Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an info@kap-forum.de widerrufen.
Google, Amazon und Facebook legen vor: Corporate Design spielt eine wichtige Rolle, wenn sich Internetriesen als modern darstellen. Apple investiert sogar Milliarden in seinen Campus. Das so genannte Spaceship wurde von Lord Foster entworfen. Doch wie sieht es in Deutschland aus? Wie präsentieren sich hier Arbeitgeber? Und können Start-Ups auf das eigene Bürohaus womöglich verzichten?
Im Rahmen der Ausstellung #alleskönner. Peter Behrens zum 150. Geburtstag 17.03.–01.07.2018
Statements zum
Veranstaltungsthema
Statement von Amandus Samsøe Sattler
Corporate Architecture. Brauchen Unternehmen noch eigene Häuser?
»In der Tat!. Unternehmen brauchen ihre eigenen Häuser. Die Corporate Identity wird in den Raum transformiert. So wird die Qualität und Haltung ihrer Produktion in der Stadt sichtbar. Spezifische Gebäude für differenzierte Anforderungen. Das kann ästhetische Architektur hervorbringen.
Die Realität ist konträr. Es fehlt am Mut das Risiko einzugehen und an der Freude, eine eigene Aussage zu proklamieren. Investoren bauen die Headquater der Unternehmen. Flexibel und beliebig. Das ist der Tot der Corporate Architecture. Es lebe die Corporate Architecture!«
Statement von Casper Schmitz-Morkramer
Welche Rolle spielen die Architektur, Raum & Ort, für Identität, Schaffensfreude und neue Ideen?
»Die Frage, ob Unternehmen noch eigene Häuser brauchen, kann man sehr einfach beantworten. JEIN!
Nein, weil Unternehmen zukünftig immer mehr auf Flexibilität angewiesen sein werden. Wer kann denn heute voraussagen, wie sein Unternehmen in 5 oder gar 10 Jahren aussieht. Business Modelle können sich schon längst wieder gedreht haben. Insofern bin ich überzeugt davon, dass sich immer mehr Unternehmen für betriebene Modelle wie z. B. Soundcloud in der Factory in Berlin entscheiden werden.
Ja, weil es gerade im War for Talents immer wichtiger wird, seinem Unternehmen ein starkes, attraktives Profil zu geben. Da ist Architektur ein sehr guter Weg, um auszudrücken, wofür man steht. Das wird uns gerade im Medienbereich vorgemacht. Spiegel, Axel Springer, Verlagsgruppe Handelsblatt und demnächst auch wieder Gruner + Jahr präsentieren sich in neuen starken Kleidern.
Und was bleibt, wenn die Antwort JEIN heißt? Gute Nachricht für unsere Städte. Egal, ob in eigenen, betriebenen oder angemieteten Immobilien Corporates werden stärker auf Qualität und Verknüpfung mit dem Stadtraum setzen! Denn ihre Mitarbeiter werden nicht mehr in abgekapselten Bürokolossen arbeiten wollen.«
Statement von Klaus Würschinger
Corporate Architecture. Brauchen Unternehmen noch eigene Häuser?
»In einer zunehmend virtuellen Welt, bedarf es eines physischen Ortes für den Zusammenhalt in einem Unternehmen. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sehnen sich nach einer temporären Heimat für Körper und Geist, in der der Vielfalt von Menschen und Aufgaben mit einer Vielfalt im Büro begegnet wird.
Eine zunehmende „Disneyfizierung“ der Architektur wird uns dabei nicht helfen. Vielmehr werden Einfachheit, Reduktion und ein klarer Bezug zu dem Ort die Identität, Leidenschaft und Inspiration der Menschen fördern. Kurz: Mehr Kloster und weniger Spielplatz!«
Statement von Dr. Markus Wiedenmann
Corporate Architecture. Brauchen Unternehmen noch eigene Häuser?
»In Zeiten in denen sich alles schneller bewegt, die normale Büroarbeit von unterwegs erledigt werden kann und Grenzen zwischen Fachbereichen verschwimmen, gewinnt Raum und Zeit für physische Begegnungen an enormer Bedeutung. Kreativität entsteht aus der persönlichen „analogen“ Begegnung in inspirierender Umgebung. Insofern wird es für Unternehmen, die an der Spitze von Innovation und Umsetzungsstärke stehen wollen, immer wichtiger Räume zu haben in denen sich Teams interdisziplinär und agil physisch treffen und miteinander neue Ideen entwickeln können. Das eigene Büro gewinnt dadurch enorm an Bedeutung. Das „normale“ Arbeiten kann heute von unterwegs erledigt werden. Das Büro ist der Ort, kreativ zu sein, Kommunikation in Teams zu fördern und Inspiration zu liefern. Diese Kernfunktion des Büros ist nur durch gute Architektur des Gebäudes, eine durchdachte Raumplanung und eine inspirierende Möblierung zu erreichen. Fundament dieses Konzepts ist die passende „Corporate Architecture“, denn sie liefert den notwendigen Rahmen hierfür.«
Statement von Werner Sübai
Corporate Architecture. Brauchen Unternehmen noch eigene Häuser?
»Innen ist das neue Außen. Architektur für Unternehmen dreht sich heute nicht mehr um Monumentalität, sondern um Werte. Unsere Aufgabe ist es mehr denn je gesamtheitlich identitätsstiftende Räume zu schaffen.«
Statement von Gerhard Wittfeld
Corporate Architecture. Brauchen Unternehmen noch eigene Häuser?
»Je flexibler die Arbeitsplätze werden, desto wichtiger wird die Rolle des Büros als Ort des persönlichen Zusammentreffens und des Austausches. Die Architektur dient als Schnittstelle zwischen virtueller und realer Welt und ist so ein wichtiger Identitätsfaktor für die Mitarbeiter.«
Statement von Prof. Christoph Langhof
Corporate Architecture. Brauchen Unternehmen noch eigene Häuser?
»Unternehmen brauchen heute, mehr denn je, eigene Häuser! Marken, Unternehmenskultur und die Architektur der Firmenzentralen bilden gerade in Zeiten von Digitalisierung und Globalisierung für die Menschen einen unschätzbaren Ankerpunkt. Was im vergangenen Jahrhundert das Seagram- oder das Chrysler-Building waren, sind heute die Firmenzentralen von Apple, Google und Facebook. Architektonische Statements für ihre jeweilige Unternehmenskultur, für die Kraft ihrer Marke und Ausdruck ihres Erfolgs und ihrer Individualität. Sie ummanteln den Unternehmenskosmos und schmiegen sich um ihn wie ein Maßanzug. Sie bieten Spielraum für die Phantasie und setzen Kreativität frei. Geschaffen werden die globalen Leitzentralen von internationalen Star-Architekten mit höchsten Ansprüchen. Im idealen Fall erfüllen die Unternehmensschaltzentralen die Sehnsucht nach Identifikation und entsprechen der Haltung des Unternehmens – nach innen wie nach außen. In Deutschland gibt es viel zu wenig herausragende Corporate Architekture. Vereinzelte Beispiele wie die VW Autostadt, das BMW-Gebäude in München sowie die zentrale der Commerzbank in Frankfurt sind hierzulande rare Ausnahmen. Dabei ist doch gerade die Architektur ein wesentlicher Ausdruck moderner Unternehmenskultur. Der augenscheinliche Rückschluss liegt auf der Hand – in Deutschland wird der Unternehmenskultur noch viel zu wenig Ausdruck verliehen. Identität und ein globaler Erfolgsanspruch braucht Corporate Architecture als Inspirationsquelle und Ausdruck ihrer Schaffenskraft.«
Statement von Achim Nagel
Corporate Architecture. Brauchen Unternehmen noch eigene Häuser?
»Immer mehr Protagonisten von Corporate Architecture – Unternehmer wie ihre Architekten – verwechseln Corporate Architecture mit Brand Architecture. Dieser Trend zur global austauschbaren Ikonografie sagt nichts aus über die Einzigartigkeit eines Unternehmens aus, sondern ausschließlich etwas über das Ego des Architekten.
Die Vielfältigkeit der mit Hilfe von Architektur abgebildeten Unternehmenskultur lässt sich nicht mit Direktaufträgen erzielen, sondern allein über den guten alten Architekturwettbewerb. Er ist, trotz seines aufwändigen Verfahrens, immer noch die beste Voraussetzung für eine Corporate Architecture im besten Sinne – und damit auch das, was wir hierzulande als Baukulturbezeichnen.«