Hochhäuser dürfen keine Verwertungsmaschinen sein
Cornelia Zuschke, Beigeordnete für Planen, Bauen, Mobilität und Grundstückswesen der Landeshauptstadt Düsseldorf macht klar: „Hochhäuser dürfen keine Verwertungsmaschinen sein.“
Brauchen wir mehr Wohnhochhäuser? An dieser Frage arbeiten wir derzeit mit Hochdruck und haben 2018 mit einem Symposium alle Akteure und die Stadtgesellschaft eingeladen, sich der Thematik fachlich, immobilientechnisch, betroffen, stadtsentimental oder einfach aus Interesse zu nähern.
Dazu haben wir ein Wochenende in den Räumen der Kunstakademie gearbeitet und bald darauf den Düsseldorfer Hochhausbeirat gegründet, der zum einen alle Projekte begleitet und die Politik berät und mit dessen Fachberater*innen, politischen Vertreter*innen und der lokalen Architektenschaft wir zusammen mit dem Büro de zwarte hond (https://dezwartehond.nl/de/) einen Hochhausrahmenplan (https://www.duesseldorf.de/stadtplanungsamt/stadtentwicklung/hochhausrahmenplan.html) erarbeiten, der noch dieses Jahr beschlossen wird.
Neben dem Besonderen und Lokalen der Stadt Düsseldorf, ihrer polyzentrischen Struktur und der einzigartigen Silhouette, also der stadtgestalterischen Qualität und morphologisch-logischen Verortung und dem Zusammenspiel der hohen Häuser und Hochhäuser auch die Frage der immobilientechnischen Ausrichtung und Mischung, sowie des returns to public genau zu definieren.
Also werden wir jedem Projekt abverlangen, städtebauliche Kontexte zu bereichern, Innovation und Klimaschutzmodule und -modelle mitzubringen, Fläche für Infrastruktur und Aufenthalt zu schaffen und dafür in die Höhe wachsen zu dürfen.
Wir erwarten kontextuelle Begründung und vorgreiflichen Wettbewerb oder alternative Qualitätssicherung. Ein Hochhaus ist danach grundsätzlich über einen B-Plan zu entwickeln und bedarf somit der vorgreiflich freiwilligen Qualitätssicherungsvereinbarung und dann gesetzlichen Beteiligung und Abwägung. Hochhäuser sind im Grundsatz frühzeitig über das Stadtmodell auszuloten.
Was Düsseldorf braucht
Wir haben für Düsseldorf zunächst einen Traditionshorizont von 90 bis 100 Metern definiert. Sicher kann man auch hier weiterreichende Visionen formulieren, aber Düsseldorfs städtebauliche Art, mit der Hochhausfrage umzugehen, ist zunächst dadurch und durch lockere Anordnung, korrespondierende Solisten und achsbetonende Markanten bespielt. Das macht die Eleganz und Leichtigkeit im Erscheinungsbild auch aus.
Hochhäuser dürfen keine menschenunmaßstäblichen Verwertungsmaschinen sein, sie müssen der Stadt Freiraum durch Höhe spenden und das zukunftsweisende Portfolio an Aspekten der ganzen Stadt einspielen, sie müssen gleichsam öffentlich und gemeinschaftlich sein, wie erfahrbar privat und selbstbezogen. Dazu gäbe es viel mehr dazu zu sagen, das ist eine Frage, die uns sehr beschäftigt und es im Sinne eines interessanten Stadtbausteins verdient, in ihrer ganzen Breite diskutiert zu werden.
Was Hochhäuser leisten müssen
Wohnhochhäuser im Besonderen brauchen – anders als die Bauten der Siebziger Jahre – flexiblere innere Aufteilungen, mehr Mix, Gemeinschaftsanteile und innere wie äußere Aufenthaltszonen. Sie müssen interne Infrastruktur im umfassenden Sinne mitbringen und damit Quartiersqualitäten, eben nur vertikal erzeugen.
Auch bedarf es überschaubarer Abschnitte und interner Cluster, um Heimat zu bieten und Nachbarschaften zu ermöglichen. Betreibermodelle und Bewirtschaftung, insbesondere von Dienstleistungen, Gästebereichen und Sharingangeboten machen Wohnhochhäuser fit für unterschiedliche Lebensentwürfe und Lebensphasen. Wohnhochhäuser brauchen mehr noch als Bürokomplexe eine maßstäbliche und bespielbare Freiraumstruktur und flexible Mobilitätsangebote, im Sinne der kompakten Stadt mit Aufenthaltsqualität.
Corona hat uns gelehrt, dass wir Wohnen und Arbeiten sowohl innerhalb der Wohnungen, als auch der Wohnhochhäuser in unterschiedlichen Formen zusammen denken müssen, das ist m.E. eine Riesenchance, dem Wohnhochhaus eine Attraktivitätskomponente hinzu.
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Philipp Schmitz-Morkramer, Vorstand der Quantum Immobilien AG, sieht einen fundamentalen Umbruch. Das Negativimage wandelt sich. Wohnhochhäuser entstehen im exklusiven Segment.
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Dr. Andreas Kleinau, Geschäftsführer der HafenCity Hamburg GmbH, sieht die Grenzen traditioneller Stadtplanung: „Unsere Städte müssen nicht dichter, sondern vor allem flächenwirtschaftlicher werden. Die Förderung des sozialen Miteinanders sollte Standard werden.“
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Für Kölns Stadtbaudezernent Markus Greitemann hat „der Bau von Hochhäusern auch immer etwas mit der Selbstdarstellung einer Großstadt zu tun.“ Greitemann spricht einen prinzipiellen Konflikt an: Baukultur versus Höhenwachstum.