Und sieht auch noch gut aus!

In der Stuttgarter Raumprobe zeigten Designerinnen und Innenarchitekten, auf welche Stoffe wir in Zukunft achten sollten, wenn es um gesunde Räume geht.


Tilla Goldberg
Director Product Design der Ippolito Fleitz Group

Welches Material hast Du mitgebracht?

Wir haben gleich drei tolle Materialien herausgesucht, und wie es sich für Ippolito Fleitz Group gehört, an Wand, Boden und Möbel gedacht: Lehmputz, Econyl, also recycelte Textilfasern und Glaskeramik.

Und wenn wir mal Lehmputz herausgreifen?

Er reinigt die Raumluft, bindet Schadstoffe und Geruchsstoffe, ist wärmespeichernd, klimatisiert auf natürliche Weise, reguliert die Luftfeuchtigkeit im Raum, senkt das Schimmelrisiko, ist zu 100 Prozent natürlichen Ursprungs und auch zu 100 Prozent wiederverwendbar, dazu strahlungshemmend und wirkt positiv auf die Raumakustik. Er ist in haptischen Texturen umsetzbar, aber auch in glatten, eleganten Oberflächenstrukturen. Einige Hersteller sind Claytec, Conluto oder Matteo Brioni .

Wie können wir mit wenig Aufwand die »Gesundheit« von Häusern steigern?

Der Aufwand liegt wohl immer im Auge des Betrachters. Aber grundsätzlich ist eine Wohnung mit guter Lichtqualität, guter Akustik und viel frischer Luft schon eine perfekte Grundlage. Eine schnelle und sofort atmosphärisch wirksame Methode: Umgeben Sie sich mit Pflanzen! Der Biophilie-Trend wird beflügelt aus einer großen Sehnsucht nach mehr Grün und Natur im Raum. Wir haben hier mit dem begrünten Raumteiler PARA VERT auch einen kleinen Beitrag geleistet.


Veronika Schmidt-Schäffer
Senior Designer bei Phoenix Design

Welches Material hast Du ausgesucht?

Antimikrobielle Textilien: von antibakteriellen Materialien aus der Natur bis hin zu antiviralen high-tech Textiltechnologien.

Was ist daran gesund?

Vermutlich war der Drang nie größer, sich jetzt vor Viren und Bakterien zu schützen. Moderne Textiltechnologie, wie HeiQ Viroblock wirken antimikrobiell und das sogar gegen Corona-Viren (SARS-CoV-2). Die Textilien sind hypoallergen und die Basisstoffe ÖKOTEX-zertifiziert. Eine Übertragung von Viren und Bakterien durch Oberflächen kann somit reduziert werden.

Wie können wir mit wenig Aufwand die »Gesundheit« von Häusern steigern?

Gesundheit umfasst das physische aber auch das mentale Wohlbefinden. Materialien, die Hygiene bieten, können die Gesundheit ganzheitlich fördern und eine entspannte Atmosphäre schaffen.
Gerade in öffentlichen Räumen wird das Thema Hygiene immer wichtiger. Es gilt, mögliche Infektionsquellen zu reduzieren und dennoch ein gesundes Wohnklima zu wahren. Die Reduzierung von aggressiven Putz- und Desinfektionsmitteln ist ein wichtiger Schritt.


Hannes Bäuerle
Gründer und Geschäftsführer der Raumprobe

Welches Material hast Du dabei?

Eine gesunde »Wollmilchsau« – der strapazierte Begriff passt hier so schön. Bei dem Muster handelst es sich sondern schon fast um eine Gesamtphilosophie, die viele „gesunde“ Aspekte im Bezug auf Materialien vereint.

Was ist es also?

Schafwolle. Und zwar Akustiklösungen aus regionaler oder recycelter Schafwolle von dem österreichischen Unternehmen Tante Lotte, das unter anderem damit wirbt: »Schallabsorption, Regulation der Luftfeuchtigkeit, Filtern von Giftstoffen aus der Luft sowie antibakterielle und selbstreinigende Eigenschaften.«

Also ein wahrer Gesundbrunnen?

Fast. Das Material vereint eine ganze Reihe gesunder Faktoren: Es ist nachwachsend, absorbiert ohne chemische Zusätze auf natürliche Weise Schadstoffe aus der Luft, reguliert die Luftfeuchtigkeit, ist ein Upcycling Produkt, kann vielfältig be- und verarbeitet werden. Es ist vielfältig eingesetzbar, akustisch wirksam – und sieht auch noch gut aus!

Wie können wir mit wenig Aufwand die »Gesundheit« von Häusern steigern?

Der geringste Aufwand wäre, keine schädlichen Materialien mehr verwenden. Das sagt sich allerdings leichter, als es in der Baurealität umzusetzen ist. Tragischer weise!

Es benötigt einiges an Wissen, reflektierten Umgang mit Werkstoffen und Raumgestaltung, bis hin zur Konstruktion und zum Klimakonzept. Der aktuell propagierte Weg der Energieeffizienz oder von Dämmvorschriften ist nur ein Baustein und kann keinesfalls der einzige Weg sein, das Wohlbefinden langfristig zu steigern.

Mir persönlich würde eine intensivere Auseinandersetzung mit den verwendeten Baustoffen deutlich mehr zusagen, da es hier große Hebel gibt. Dies wirken sowohl kurz- als vor allem auch langfristig. Was wir jetzt – auch mit etwas mehr Aufwand – an »gesundem Materialeinsatz« umsetzten, wird sich langfristig vielfältig auswirken und deutlich weniger Folgeschäden nach sich ziehen.