DREI FRAGEN ZU CORONA AN …
KATRIN MAIO

Wie verändert Corona Ihre Arbeit aktuell?

Glücklicherweise ist unsere Arbeitstätigkeit gegenwärtig nicht betroffen. Unsere Projekte befinden sich überwiegend in der Planungsphase, welche mit verkraftbaren Anpassungen an die gegenwärtig gebotenen Verhaltensregeln fortgeführt werden kann. Wir erfahren dabei eine neue, direktere Erreichbarkeit unserer Projektpartner sowie eine größere, fast selbstverständliche Bereitschaft, Prozessen angemessen Zeit zu gewähren. Insgesamt erleben wir eine größere Ruhe im Arbeitsalltag – auch wenn Anspannung in der Luft liegt.

Welche Einflüsse in Folge der Corona-Pandemie erwarten Sie bis Ende 2020?

Schwer zu sagen, wird es doch wesentlich davon abhängen, wie lange der »Ausnahmezustand« anhalten und wie effektiv es – zumindest europaweit – gelingen wird, hieraus resultierende soziale und wirtschaftliche Verwerfungen aufzufangen. Erfahrungsgemäß reagiert die Bauwirtschaft zeitverzögert. Entsprechend erwarten wir bis zum Jahresende keine radikale Veränderung. Der Rücklauf von Baustellen aus unserem beruflichen Umfeld meldet jedoch Engpässe, die sich unter anderem aus dem Fortbleiben ausländischer Arbeitskräfte sowie aus gestörten Produktions- und Lieferketten ergeben.

Darüber hinaus ist zu befürchten, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Pandemie europaweit die Existenz zahlreicher Produktions- und Betriebsstätten gefährden wird. Erweitert man den Fokus, könnte die sich gegenwärtig möglicherweise abzeichnende Abkehr von der bisherigen Sparpolitik Zeichen für einen tiefgreifenden wirtschaftlichen Paradigmenwechsel sein. Womöglich würde dies eine zeitweilige Stärkung der öffentlichen Hand als Bauherrin zur Folge haben.

Was müsste sich aus Ihrer Sicht ändern?

Die Frage suggeriert Einigkeit darüber, dass wir in der Gestaltung unserer Arbeitsabläufe unfrei sind. Auf viele mag das bedauerlicherweise zutreffen, andere hingegen haben das populäre Konstrukt des allzeit und überall verfügbaren Dienstleisters als Lebensmodell verinnerlicht.

Für beide Gruppen lässt sich aktuell beobachten: In dem Maße, in dem das außerordentlich komplexe Zusammenwirken der wirtschaftlichen Akteure jetzt beeinträchtigt ist, lässt die Geschwindigkeit merklich nach und häufig fragwürdige Automatismen bleiben aus. Wir müssen gegenwärtig geduldig sein Dabei könnten wir im besten Fall folgende, positive Erfahrung machen: Wenn Nachhaltigkeit kein leerer Marketingspruch sein soll, dann beginnt sie schon bei den Arbeitskonditionen. Größere Beständigkeit und Konzentration statt Multitasking und vordergründigem Aktionismus wären wünschenswert.

Katrin Maio
Dipl.-Ing. Univ. Architektin
MAIOMAIO Architekten
www.maiomaio. de