Nachlese
IMMOTREFF KÖLN

Ein Abend der Königsklasse

Rund 150 Entscheider aus Immobilienwirtschaft, Stadtentwicklung und Architektur trafen sich zur Jubiläumsausgabe des 50. ImmoTreffs Köln – diesmal unter dem Motto „Stadt weiter bauen“ im Neubau der FHöV in Köln-Kalk, einer Projektentwicklung der Aurelis Real Estate.

Gastgeber Olaf Geist, Leiter Region West der Aurelis, erläuterte zum Auftakt, wie sich das „Deutzer Feld“ binnen 13 Jahren vom Un-Ort zum Stadtquartier entwickelt hat, allen Zweiflern zum Trotz. Eine solche Entwicklung gelinge nur mit einer Vision am Anfang, Beharrlichkeit, guter Kommunikation und starken Partnern. Zudem ein gelungenes Zusammenspiel von Immobilienwirtschaft und Stadtentwicklung.

Peter Berner, Geschäftsführer von ASTOC und Vorsitzender des BDA Landesverbandes NRW, betonte, dass Stadt vor allem eines sei: Gemeinwesen. Mit Blick auf seine über 25-jährige Praxis als Architekt und Stadtplaner machte er deutlich, dass eine der großen Herausforderungen heute der Mangel an gut ausgebildetem Nachwuchs sei. Statt Museen und Klöstern, an denen sich junge Architekten am liebsten versuchten, sei es sehr viel sinnvoller, die Studenten stärker an Wohnungsbau und Nachverdichtung als Bauaufgaben heranzuführen. Auch das Hochhaus verdiene mehr Wertschätzung, angesichts des rasanten Wachstums unserer Großstädte. Und: Kommunikation erleichtere Prozesse und erhöhe Qualität.

Dr. Reimar Molitor, geschäftsführender Vorstand des Region Köln / Bonn e.V., gab einen erhellenden Überblick zum stadtentwicklerischen Zustand der Region und deren Tendenzen. Der Wachstumsdruck in der der Rheinschiene sei enorm. Problematisch sei zudem, dass auch aus dem Ruhrgebiet ein starker Zug ins Rheinland festzustellen sei, eine Entwicklung, die weder fürs Ruhrrevier noch fürs Rheinland förderlich ist. Die Preisentwicklung in der Rheinschiene für Grund und Boden sei inzwischen bedenklich und im wahrsten Sinne des Wortes „asozial“. Gemessen an der starken Zuwanderung bräuchte eine Stadt wie Köln rein hypothetisch zusätzliche Flächen von 2.000 Hektar, die nicht im Ansatz zur Verfügung stünden. Daher sei die Entwicklung der Bestände eine dringende Notwendigkeit. Aber nicht nur zugunsten des Wohnungsbaus, sondern auch des Gewerbes. Gemeinsam müsse eine gesunde Balance gefunden werden.

Statement von Prof. Dr. Johannes Busmann, Herausgeber der polis, Gründer der polis Convention

»Die Zeit einfacher Ordnungen ist zu Ende. Die Dynamik des Wandels steigt, zugleich steigt die Komplexität der Aufgaben. Stadt und Gesellschaft brauchen mehr Mut, mehr Kreativität, mehr Vertrauen. Und weniger institutionelles Verhalten.«

Prof. Dr. Johannes Busmann, Herausgeber der polis und Gründer der polis Convention, gab in einem beherzten Vortrag ein deutliches Statement ab: Die Zeit einfacher Ordnungen sei zu Ende. Die Dynamik des Wandels steige, zugleich steige die Komplexität der Aufgaben (in der Stadtentwicklung: Flächenverbrauch, Mobilität, Segregation, Bürgerbeteiligung). Stadt und Gesellschaft brauchten mehr Mut, mehr Kreativität, mehr Vertrauen. Und weniger institutionelles Verhalten. Busmann stellte grundsätzliche Fragen an das heutige Selbstverständnis der Immobilienwirtschaft. Entscheidend sei die Frage, wo deren Beitrag für die Stadt liege. Immobilienwirtschaft müsse aus der Sicht des Bürgers und der Stadt als Ganzes gesehen und verstanden werden.

Der erkrankte Baudezernent Franz-Josef Höing wurde durch seine persönliche Referentin Eva Herr kompetent vertreten, die einen eindrucksvollen Projektüberblick darüber gab, wohin die Reise Kölns in den nächsten Jahren gehen sollte, welche Ziele des Kölner Masterplan 2030 bereits auf den Weg gebracht wurden und erhärtete dabei die These von Franz-Josef Höing, dass das günstige Zeitfenster in den kommenden fünf Jahren genutzt werden müsse, um die großen Stadtentwicklungsaufgaben auf die Schiene zu setzen.

Initiator, Co-Gastgeber und Moderator Andreas Grosz führte durch den Abend. In seinen Auftaktworten forderte er nachdrücklich mehr Austausch und Kommunikation zwischen allen Beteiligten, die Stadtentwicklung vorantreiben. Immobilienentwicklung sei keine Closed-shop-Veranstaltung. Köln stehe für den Gemeinsinn und ein bürgerliches Miteinander, ein Wert, dem der ganze Einsatz gelten solle. Die positive Gestaltung der Stadt passiere nicht von selbst, es müsse um sie gerungen werden. Stadtentwicklung sei eine der vornehmsten Aufgaben der Kommunen: diese brauche klare Rahmenbedingungen aus Politik und Verwaltung, in die sich Architekten und Immobilienwirtschaft zum Wohle der Stadt einbringen können.