Nachlese
Wohnraum für alle
Modulares Bauen
Bauen mit Holz
Ressourcenschonende Architektur
Die Wohnungsfrage ist zurück. Und zwar mit Wucht. Es fehlt an Wohnraum in den Metropolen. Wer nicht in Containern hausen will, sollte einen Blick auf modulare Konzepte werfen. Die Veranstaltung im KAP Forum führte Akteure und Vordenker des modularen Wohnungsbaus zusammen. Holz ist ihr Mittel: ein nachhaltiges Material mit erstaunlichen Vorzügen.
Moderiert vom Münchner Journalisten Oliver Herwig diskutierten Stephanie Fiederer Geschäftsführerin der AH Aktiv-Haus GmbH, Annette Hafner, Professorin an der Ruhr-Universität Bochum, der Berliner Architekt Tom Kaden sowie Hans-Otto Kraus, bis 2016 Geschäftsführer der GWG Wohnungsbau München und Achim Nagel, Geschäftsführer der Hamburger PRIMUS developments GmbH.
Schnell wurde deutlich: Es geht ebenso sehr um Fassaden und gute Grundrisse wie um prinzipielle Fragen. Das deutsche Baurecht gehört geändert, war die einhellige Meinung der Experten. Schneller, experimenteller und besser könnten so die Antworten der Architekten ausfallen.
Tom Kaden blickt auf über zwei Jahrzehnte Bauerfahrung mit Holz zurück. Dennoch sieht er sich als Vertreter einer Minderheit, die nur wenige Prozent des gesamten deutschen Bauvolumens vertritt. Modularität sei im Holzbau noch gar nicht angekommen, sagt Kaden, Architekten fingen immer wieder von vorne an, und das sei Teil des Problems. Ähnlich argumentierte Hans-Otto Kraus, der sogar einen „Paradigmenwechsel der Bauwirtschaft“ – hin zu mehr industrieller Fertigung auf hohem Qualitätsniveau. Etwas, das Achim Nagel mit dem Studentenwohnhaus „Woodie“ längst praktiziert. Hamburgs größtes Holzhochhaus entstand aus 371 Modulen, die per LKW aus einer österreichischen Fabrik anrollten. Und weil das Projekt in Kreisläufen denkt, pflanzt Nagel Setzlinge – in 40 Jahren wäre ein zweiter Woodie möglich. Doch halten soll das Projekt viel länger – auch dank der markanten Planung von Sauerbruch/Hutton.
Genau darum ging es Annette Hafner, Architektin und Professorin für Ressourceneffizientes Bauen an der Ruhr-Universität Bochum: Modulares Bauen sei eine schnelle Lösung, um kostengünstig zu bauen. Es gehe aber auch um städtebauliche Qualitäten und darum, regionale Qualitäten und regionales Handwerk zu fördern – eine Ansicht, die Stephanie Fiederer, Innenarchitektin und seit zwei Jahren Geschäftsführerin der AH Aktiv-Haus GmbH, durchaus teilte, aber mit einem Twist. Sie versprach, dank hoher Vorfertigung, ein mängelfreies Produkt bei extremer Flexibilität
Was also ist das Fazit? Holz braucht eine Lobby. Und gute Architekten sowie mutige Investoren, die bereit sind, sich teilweise über gängige Standards und Baurecht hinwegzusetzen. Eine ganze Reihe intelligenter Lösungen zeigt, dass vorgefertigte Teile aus der Fabrik nicht mehr nach Plattenbau aussehen. Im Gegenteil. Modulare Bauten bieten eine Alternative zu Bauträgermodellen und seelenlosen Großsiedlungen. Sie sind nachhaltig, qualitätvoll und oft auch ziemlich gewitzt.
Autor: Oliver Herwig