Nachlese
ARCHITEKTUR & GESELLSCHAFT
ROUND-TABLE-GESPRÄCH

Wo liegt eigentlich Alfter?

Diese Frage, die wahrscheinlich jedem schon einmal in den Sinn gekommen ist, der von der Alanus Hochschule gehört hat, stellte sich auch Andreas Grosz, Leiter des KAP Forums. Nach häufigeren Treffen auf KAP Veranstaltungen oder Architekturvorträgen mit unserem Fachbereichsleiter Benedikt Stahl, faszinierten ihn die Themen und besonders die Umgangsformen der Alanus immer mehr.
So kam es – im Rahmen des KAP on tour – zu einem Besuch, bei welchem Professoren, Mitarbeiter und Studierende in sechs Kurzvorträgen eine Antwort geben durften, warum es sich zu wissen lohnt, wie man nach Alfter kommt.

Dass die Herangehensweise an das Architekturstudium an der Alanus Hochschule als eher unkonventionell eingestuft wird, mag wohl bekannt sein. Statt dem Auswendiglernen von Gesetzestexten und Errechnen von Statikproblemen, beginnt man hier damit, seinen eigenen Körper, dessen Umfang und damit auch die notwendigen Platzansprüche des Menschen darzustellen und zu verstehen.
In den Projekten der ersten, zweiten und dritten Haut fertigt man Zeichnungen seiner selbst in Lebensgröße an, klebt, näht und schweißt sich ein Gewand, das zum Beispiel aus Papier ist oder gegen Kälte schützt und entwirft ein erstes kleines Haus. Dabei begegnet man im eigenen Tun verschiedenen Tätigkeiten und Themen aus der Architektur. Zeichnen natürlich, Materialkenntnis, Baugeschichte, menschliche Bedürfnisse, Entwerfen und Entwurfsmethoden, räumliches Umsetzungsvermögen nicht zuletzt auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit der gefundenen Lösungen oder die Berechnung von Kosten für die verwendeten Mittel und vieles mehr. Eine Art Modellstudium für die großen Dinge, die dann kommen.

Experimentelle und interventionäre Projekte setzen sich unter dessen mit politischen Themen der Umgebung auseinander. Das Projekt ‘Raum auf Zeit‘ hinterfragt städtischen Kontext und warum dieser vielleicht nicht ganz so gut funktioniert wie er es eigentlich sollte. Hier erfahren Studenten und Professoren, anhand von kleinen Projekten eine intra- und interdisziplinäre Zusammenarbeit, die von der Planung bis zur endgültigen Umsetzung reicht.

Was es letztendlich bedeutet an der Alanus Hochschule zu studieren, vermochte das erste studentische Plädoyer anhand überaus atmosphärischer Bildeindrücke zu vermitteln: Ein persönlicher Bezug zu den Professoren, da man sich in kleinen Jahrgängen den Projekten nähert, eine offene Haltung gegenüber allen Persönlichkeiten und Charakteren, die es für jeden einzelnen zu erforschen gilt, sowie die Möglichkeit sich in einer Vielzahl unterschiedlichster Themen – auch die des Studium Generale – zu verwirklichen. Wie auch immer man sein Studium hier bewältigt, dass es DAS Studium an der Alanus gäbe, kann man nicht sagen.
Was sich jedoch sagen lässt (um mit Wittgenstein zu sprechen), dass lässt sich klar sagen. Zum Beispiel nämlich wie sich die Arbeit mit den Menschen, Themen und Projekten einem Lehrenden offenbart, dessen liebstes Projekt stets das aktuelle ist.
Besonders auffällig seien die stets präsenten Studierenden, welche voneinander lernen und eine gemeinsame Arbeitsphilosophie entwickeln, aus der sich die Konzeption diverser Themen, wie zB. Lernen, Wohnen oder Arbeiten entwickelt und sich zuletzt in der Komplexität der Projekte widerspiegelt.

Eine intelligente Nüchternheit bei der man sich jedoch fragt: Was ist hier eigentlich Kunst? Bei der Gegenüberstellung zweier Lehrräume der Hochschule, der Seminarräume und der Ateliers wird dies nur allzu deutlich. Während der eine die klare Sachlichkeit einer Lerneinrichtung suggeriert, offenbart sich der andere als das manifestierte Chaos in Form einer ständig wandelbaren Raumcollage, die jede Handlung kunstvoll in Szene setzt und in eine soziale Plastik verwandelt, sodass sich sagen lässt: Alles hier ist Kunst!

Am Klimax der Erkenntnis und des gewonnenen Eindrucks gesteht man schließlich ein, das Entertainmentlevel nicht mehr halten zu können. Dennoch schließt der letzte Punkt, nämlich ‘was kommt eigentlich nach dem Bachelorstudium? – das Masterstudium‘ mit der Frage: Was kann man sich unter Prozessarchitektur vorstellen, den runden Bogen in die Vortragsreihe.

Im Anschluss an die lebendigen und zugleich informativen Präsentationen, wurde noch gemeinsam mit allen Gästen gegessen, getrunken, geredet und gelacht. Alanus eben und Alfter liegt da, wo die das machen.

Text: Max Bentler, BA-Architekturstudent im dritten Studienjahr

Fotos: Nikolai Kaufmann