DER ZENTRALE ORT DER BEGEGNUNG.
WERNER SÜBAI, SENIOR PARTNER BEI HPP, ÜBER DIE NEUE STELLUNG DER BÜROS IN ZEITEN VON HOME-OFFICE UND ONLINE-JURY-SITZUNGEN.

Wie haben Sie die Umstellung zum Home-Office gestemmt?
Wir waren bereits vor der Corona-Pandemie durch unsere internationale Ausrichtung bezüglich Videokonferenz-Ausstattung gut ausgestattet. Mit dem Umzug unseres Düsseldorfer Hauptsitzes zum Jahreswechsel in neue Büroräume haben wir die Chance genutzt, dort rund 80 Prozent unserer Arbeitsplätze mobil mit Laptop auszustatten sowie unsere Konferenztechnik zu optimieren und zu erweitern. Die standortübergreifende Zusammenarbeit über Grenzen hinweg verläuft immer »remote« und hat unser Büro ohnehin seit vielen Jahren im Griff: Bereits 2006 haben wir unseren ersten Standort in China eröffnet.

Welche unerwartete Schwierigkeiten traten dabei auf?
Die parallele, gemeinsame Arbeit von Projektteams in komplexen planerischen Zusammenhängen, im Besonderen in 3D-Modellen gestaltet sich von zuhause aufwendig. Neben dem erhöhten kommunikativen Aufwand kann die öffentliche Internet-Infrastruktur durch erschwerte Zugriffsraten und Speicherprozesse eine effektive Projektbearbeitung erschweren.

Und was lief besser als gedacht?
Das virtuelle Miteinander sowohl intern als auch extern. Die kommunikativen Herausforderungen wurden mehrheitlich positiv angenommen sowie schneller als erwartet umgesetzt und in die alltägliche Arbeit integriert. Einige dieser Errungenschaften werden zukünftig auch in unseren Büroalltag Einzug finden. In der letzten Woche durften wir uns außerdem über einen Wettbewerbserfolg freuen. Die Jurysitzung wurde per Online-Videokonferenz abgehalten – und verlief laut Auslober auf diesem Weg disziplinierter und effektiver denn je!

»Wohnen an der Gracht« – HPP gewann den 1. Preis im Wettbewerb um die Hafeninseln II und III im Mainzer Zollhafen.

Das Büro bleibt.

Brauchen Sie eigentlich noch Büros, wenn alles so gut online klappt?
Das Büro ist und bleibt der Ort der Begegnung und der Interaktion. Es trägt zum Wohlfühlen und zur Identifikation der Kollegen und Mitarbeiter im und mit dem Unternehmen bei. Inspirierende Arbeitswelten berücksichtigen individuelle Bedürfnisse und unterstützen vielfältige Arbeits- und Kommunikationsformen – das wird ein Schreibtisch im Home-Office in der Form nie leisten können. Auch für uns wird das Büro immer ein zentraler Punkt zur Mitarbeitergewinnung und -bindung sein: Denn die Architektur und Arbeitswelten sind Ausdruck der eigenen Unternehmensphilosophie, der Haltung und des menschlichen Miteinanders.

Wie sehen Sie die Zusammenarbeit in drei, vier Jahren?
Die persönliche Begegnung wird in der Kommunikation immer ihren Stellenwert behalten. Den Aufwand für persönlichen Austausch jedoch, der durch Reisetätigkeiten entsteht, werden wir in Zukunft mit großer Wahrscheinlichkeit reduzieren. Technische Aspekte werden zukünftig aufgrund der aktuellen Erfahrung überwiegend im Rahmen virtueller Kommunikation geklärt. Die reale Begegnung bleibt dagegen für initiale Meetings, gemeinsame kreative Prozesse sowie entscheidende Verhandlungen unabdingbar.

Alles wird anders?
Eines wird auf jeden Fall zum jetzigen Zeitpunkt sehr deutlich: Die vermehrte Verlagerung von der realen in die virtuelle Welt schont unsere Umwelt und vermutlich auch unsere Nerven. Die aktuell notwendige Veränderung unserer Arbeitswelt betrachten wir somit auch als Chance, einen nachhaltigen ökologischen Beitrag in Bezug auf zukünftiges gesellschaftliches Miteinander leisten zu können. Und schließlich kann sie auch für jeden von uns ein Stück mehr an Zeit und persönlicher Gestaltung bedeuten!

Und wo müssen Sie (noch) optimieren?
Da aufgrund der aktuellen Situation die informelle Kommunikation im alltäglichen Miteinander weggebrochen ist, bedarf es einem Mehr an Disziplin und Transparenz in der Abstimmung und Kommunikation.

Internationale Teams

Sie bearbeiten 70 Projekte teilweise länderübergreifend. Wie geht das? Und welche Software verwenden Sie?
Aufgrund der gestiegenen Komplexität von 3D- und BIM-basierten Projekten nutzen wir für die standortübergreifende Zusammenarbeit bereits seit Jahren cloudbasierte Server. Alle anderen Projektbearbeitungen erfolgen über Remote-Zugriff auf unseren HPP-Server.
Durch unser IT-Team ist das flexible Arbeiten und vor allem auch die intensive digitale Kommunikation über MS Teams, Zoom, StarLeaf und andere Systeme bereits vor vielen Jahren in unserem Büro etabliert worden. Basis unserer digitalen Kommunikationsstruktur ist die Microsoft Office 365 E3 Lizenz unserer Mitarbeiter, die unter anderem auch die Kommunikationstools Teams und Skype for Business beinhaltet. Diese beiden Tools bilden aktuell die Grundlage unseres täglichen Miteinanders. Wir können uns sehen und miteinander sprechen sowie Dokumente und sogar den gesamten Bildschirm teilen und gemeinsam bearbeiten. Für unseren neuen Hauptsitz in Düsseldorf haben wir uns bereits im Vorfeld für die Organisation unserer Konferenztechnik über Starleaf entschieden. Starleaf organisiert intern unsere virtuellen Besprechungen und ist als ergänzendes Organisationswerkzeug zu Skype und Teams zu verstehen.

Wie sieht so eine länderübergreifende Arbeit idealerweise aus?
Entscheidend für eine möglichst effektive Leistungserbringung in einem Projekt ist die tägliche, offene Kommunikation von Team, Projektleitern und Partnern untereinander – ob remote oder face-to-face. Dies gilt sowohl für nationale als auch für internationale Projekte. Bei der internationalen Projektbearbeitung sind natürlich auch die Berücksichtigung unterschiedlicher kultureller Gegebenheiten und Konditionen sowie die unterschiedlichen Zeitzonen ein wichtiges Moment der Zusammenarbeit. Das sprachliche Verständnisthema haben wir schon vor Jahren überwunden. In internationalen Projektzusammenhängen gilt bei uns Englisch als Projektsprache.