Alle unsere Preise
Die Gründer von O&O Baukunst, Laurids und Manfred Ortner, erhalten 2020 den Großen Österreichischen Staatspreis für das künstlerische Lebenswerk. Gespräch mit Christian Heuchel über Auszeichnungen in der Architektur, Barschecks von anderthalb Metern und den Wert von Preisen heute.
Wie hat sich Ihr erster Preis angefühlt?
Einer meiner ersten Preise für O&O Baukunst war eine tragbare orangene Stehleuchte. Eine Art Tapferkeitsmedaille anlässlich des Architektur-Trialogs in Köln zum Projekt Wien Mitte. Unvergesslich bleibt für mich die Verleihung des Balthasar-Neumann-Preises im Würzburger Schloss. Der dabei überreichte Barscheck war sage und schreibe 1,50 Meter lang und musste von drei Personen in die Pressekamera gehalten werden. Der Scheck passte auf dem Nachhauseweg kaum ins Zugabteil.
Gilt das auch für den Großen Staatspreis?
Der Große Staatspreis ist das Bekenntnis Österreichs zu seiner künstlerischen Elite. Die Jury sucht dabei gerne das demokratisch Konsensfähige und möchte die Komplexität des Werks durch allgemein Verständliches und das Herausarbeiten der Inhalte vermitteln. Als Preisträger hofft man, eine erhellende und überraschende Laudatio zu seinem Werk zu hören. So lässt der österreichische Kunstsenat 2020 verlauten: »O&O Baukunst erfinden eine architektonische Sprache des radikalen Antiradikalismus. Die Architekten vollziehen das mit zeichenhaften Bauten und großen kompakten Monolithen. Die Fassaden aus Ziegel, Backstein oder Basalt und deren differenzierte Texturen sind ihre Antworten auf den jeweiligen Ort …«
Kommen solche Preise nicht immer zu spät?
Laurids und Manfred Ortner sind sich einig: »Für unsere visionären Projekte von damals kommt der Preis irgendwie zu spät. Warum ausgerechnet jetzt? Keine Ahnung, aber wir freuen uns!«
Welche Bedeutung haben Preise heute?
Wir bearbeiten bis zu 30 Wettbewerbsverfahren im Jahr. Immer wieder angefeuert durch unsere unerschütterliche Überzeugung, gewinnen zu können. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist ein permanentes Anpassen notwendig. Doch Preise fallen nach wie vor nicht vom Himmel. Die Konkurrenz schläft nicht. Architektonische Moden setzen sich in den Köpfen der Entscheider fest. Wir lassen uns auch heute durch die in unseren Augen falschen Juryentscheidungen nicht beirren und gehen immer wieder erneut ins Rennen.
Welcher Preis fehlt im Bereich Architektur?
Mir fehlt ein Preis, der die positive Umsetzung preisgekrönter Architekturkonzepte abbildet. Wie wurde das Konzept in Architektur überführt? Wie sieht das Gebäude heute aus und kann es sich in der Realität behaupten? Denn Architektur kann im Alltag auch modisch, oberflächlich und sentimental wirken. Architektur ist keine hehre Kunst. Ansonsten gefällt mir die Aussage des Unterhaltungskünstlers Heinz Erhardt anlässlich eines ihm im deutschen Fernsehen verliehenen Preises: »Alles großer Käse …«
Die Erfolgsgeschichte des Büros beginnt in den 1970er-Jahren, als die Künstlergruppe Haus-Rucker-Co mit utopischen Architekturkonzepten auf sich aufmerksam machte. Mit ihrer »Oase Nr. 7« anlässlich der documenta 5 in Kassel hat sich die Gruppe einen Platz in der Architekturgeschichte gesichert. In den 1980er-Jahren wurde das Architekturbüro gegründet und über die Jahre haben sich die Standorte Wien, Berlin und Köln etabliert. O&O Baukunst gehört zu den Top-Adressen der nationalen und internationalen Architekturszene. Zu den bedeutenden Bauten zählen etwa das Museumsquartier Wien, das Projekt Wien Mitte, die Sächsische Universitätsbibliothek Dresden, das Kulturzentrum Schiffsbau Zürich und die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin. »Ich denke, heute sind wir selbst Teil des Establishments. Mit Haus-Rucker-Co wollten wir das Alte wegrücken, um Platz für Neues zu schaffen. Das war ein künstlerischer, programmatischer Ansatz, der gut in die damalige Zeit passte. Heute hingegen arbeiten wir nicht mehr gegen die Stadt, sondern mit ihr«, sagt Manfred Ortner. Unter der Leitung des Partners Christian Heuchel wurden das 25hours Hotel The Circle im Gerling-Quartier Köln und das Landesarchiv NRW im Duisburger Hafen erfolgreich betreut. Aktuell wird das größte städtebauliche Projekt Europas, die »Parkstadt Süd«, in Köln entwickelt. Für seine herausragenden Projekte erhielt das Architekturbüro zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Balthasar-Neumann-Preis, den Iconic Award – Best of Best und den German Design Award.
Mehr unter www.ortner-ortner.com.