Mich begeistert Langlebigkeit

Designer Gerd Lange zum 90. Geburtstag.

Ein Gespräch über langlebige Gestaltung und Nachhaltigkeit im idyllischen Winzerort Kapsweyer. Die „Vogesen im Rücken, rechts Frankreich“, so beschrieb Lange einmal seinen Lieblingsplatz. Sein Alter sieht man dem agilen Designer nicht an, als dieser lässig im „Farmer Chair“ Platz nimmt.

Warum heißt der Sessel eigentlich „Farmer Chair“?

Ich wollte etwas Derbes, und der Bauer, der Farmer, den ich mehr von der Marlboro-Reklame kannte als vom Dorf, mit seinem Hut, der Jeans, dem karierten Hemd und Lasso, das war der Farmer.

Er ist aus Massivholz.

…und nicht totzukriegen, weder ästhetisch noch physisch. Er hat schon die Grünen vorweggenommen, die heute Naturmaterialien sehen möchten. 1965 war er auf jeden Fall antibürgerlich. Die ihn kauften, waren meist Künstler, Maler oder Architekten.

Ist der Aufbau kompliziert?

Es gab keine große Gebrauchsanweisung. Denn es ist ja auch egal, diese Teile sind gleich. Man steckt die oberen rein, also irgendwie liegend und dann das obere drauf – und dann bleibt nur noch der Bezug. Ich dachte an ein Baukastensystem, aber immer reflektierend, dass ein Laie sich zurechtfinden muss, wenn er es zusammensetzt.

Wie lange dauert das?

Wenn man Routine hat, zehn Minuten.

Ihr Ursprungsentwurf des „Farmer Chairs“ wurde praktisch unverändert übernommen.

Ich habe mich dabei rausgehalten … aber schrittweise kamen sie wieder dorthin (lacht). Dass COR sich wieder dafür interessiert hat, ist ein Beweis, dass es ein Evergreen ist. Der „Farmer Chair“ ist nie aus der Mode gekommen.

Was begeistert Sie heute noch an dem Design?

Die Langlebigkeit. Wir haben natürlich die Shaker bewundert, die alles auf das Einfachste reduzierten.

Der „Farmer Chair“ wirkt fast japanisch, mit einem Schuss De Stijl – und doch ist der Entwurf völlig eigenständig – eine Ikone aus den Sechziger Jahren von Designer Gerhard Lange (*1931 in Wuppertal).

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