Ohne ihn gäbe es wohl weder Tolomeo noch Tizio – und auch kein „Licht für den Menschen“. Der studierte Luft- und Raumfahrtingenieur Ernesto Gismondi war zeitlebens begeistert vom morgen, das immer etwas besser sein konnte als das heute. Leuchtender. Gismondi war aber nicht nur begeistert von neuen Technologien, der Gründer der Leuchtenfirma Artemide trieb Gestalter*Innen zu Höchstleistungen an, wenn er gerade nicht selbst Leuchten (anfangs unter dem Pseudonym Örni Halloween) entwarf.

Welche Rolle Ernesto Gismondi etwa bei der Entstehung der ikonischen Tolomeo spielte, dazu sagte Michele De Lucchi in einem Interview: „Ernesto ist eine treibende Person, er gibt einem die Hauptrichtung vor, wohin man gehen soll.“ Gismondi konnte begeistern, denn er war von seinen Visionen und Zielen überzeugt. „Er beeindruckte mit seinem dem Anschein nach griesgrämigen, aber im Wesentlichen herzlichen und scherzhaften ‚Komm sofort her‘“, erinnert sich Michele De Lucchi an den Beginn einer sagenhaften Erfolgsgeschichte.

Gismondi verstand es, die jeweils berühmtesten Designer*Innen der Zeit an sich zu binden und ebenso ikonische Leuchten entstehen zu lassen. Die Liste der Autoren reicht von der Bjarke Ingels Group über Santiago Calatrava und Herzog & de Meuron über Richard Sapper bis zu Ettore Sottsass und ließe sich lange fortsetzen.

Die teils poetischen, dann wieder technoiden, verspielten und klaren Leuchten blieben immer eines: einzigartig in ihrer Verbindung neuer Technologien, ungewohnter Materialien und avancierter Konzepte. Mitte der Neunziger Jahre formulierte Artemide das Konzept, ja die Philosophie des „Human Light“, welches Nutzer*Innen ins Zentrum der Leuchten-Entwicklung stellt.

Innovation für Menschen, das verband Ernesto Gismondi mit seiner Frau Carlotta de Bevilacqua (https://www.kap-forum.de/leitartikel-carlotta-de-bevilacqua/), die sich als CEO und Vizepräsidentin von Artemide seit Jahren für nachhaltige Konzepte einsetzt. Am 31. Dezember 2020 verstarb Ernesto Gismondi im Alter von 89 Jahren. Sein Licht wird uns fehlen.