Digitale Kommunikation
Wie punkten Architekt*innen bei Redaktionen? Wir haben die Chefredakteurinnen Dr. Sandra Hofmeister (detail), Friederike Meyer (BauNetz Meldungen) und Susanne Peick (polis) gefragt, was sie erwarten.
»Authentisch bleiben!«
Dr. Sandra Hofmeister, Chefredakteurin detail
Was sollten Architekt*innen bei digitaler Kommunikation beachten?
Auch digital gilt: Verbindlichkeit und Verlässlichkeit sind absolut sinnvolle und wichtige Qualitäten.
Was vermissen Sie beim Online-Auftritts von Architekt*innen regelmäßig?
Gute Texte und aussagekräftige Fotos sind meistens rar auf den Seiten von Architekt*innen. Das ist schade, denn eine gute Website sollte möglichst viele und präzise Informationen bieten und Lust darauf machen, mehr zu sehen.
Jede(r) will viral wirken. Geht denn das so einfach?
Ich finde wir alle sollten es unbedingt versuchen und uns nicht genieren, wenn mal was daneben geht. Mit den Monaten werden wir dann erfahrener und professioneller. Wichtig ist in meinen Augen, dass wir bei allem was mir tun authentisch bleiben. Wem die digitale Welt also wirklich ganz und gar nicht liegt, der sollte sie nicht zwanghaft fördern.
Ist es klug, wenn sich Architekt*innen an PR-Agenturen wenden?
Hm – hier bin ich unentschlossen. Es gib viele gute und viele nicht so gute PR-Agenturen. Manche Architekt*innen können ihre eigenen Projekte hervorragend kommunizieren, andere weniger. Jedenfalls sollte die Kommunikation im Ergebnis zu einem effektiven Gesamtpaket geschnürt werden, egal ob mit oder ohne PR-Agentur.
Was erwarten Sie in Zukunft von »gut aufgestellten« Büros in Sachen digitaler Kommunikation?
Na eigentlich, was ich von anderen Berufsgruppen auch erwarte: Dass sie erreichbar sind über digitale Kanäle, dass ihre Ansprechpartner transparent und ihre Website aktuell sind. Nicht nur junge Büros kommunizieren heute über die Sozialen Medien – ich glaube das kann sehr sinnvoll sein bei vielen Aspekten. Und was ich auch erwarte, gerade nach den Erfahrungen der letzten Jahre: Dass die Kameraeinstellung bei Vorträgen oder Interviews auf einen Menschen zeigt – und nicht auf die Wand neben ihm.
»Warum fehlt die Telefonnummer?«
Friederike Meyer, Chefredakteurin BauNetz Meldungen
Was sollten Architekt*innen bei digitaler Kommunikation beachten?
Wer Redaktionen überzeugen möchte, das eigene Projekt zu veröffentlichen, sollte es gleich bei der ersten Ansprache umfassend mit Fotos, Plänen und Fakten darstellen. Im Online-Journalismus haben sich Presskits durchgesetzt, die alle Dateien und Informationen, die zur Veröffentlichung freigegeben sind, bereits in ausreichender Qualität und mit Credits versehen, beinhalten.
Was vermissen Sie beim Online-Auftritt von Architekt*innen regelmäßig?
Eine Telefonnummer oder email-Adresse, unter der ich die für die Presse zuständige Person direkt erreichen ka
Jede(r) will viral wirken. Geht denn das so einfach?
Erfolgreiche Social-Media-Kommunikation läuft nicht nebenbei. Eine Strategie und langfristige, professionelle Rund-um-die-Uhr-Betreuung der Kanäle sind hilfreich.
Ist es klug, wenn sich Architekt*innen an PR-Agenturen wenden?
Wenn es um eine gezielte Ansprache und eine übersichtliche Darstellung der für das jeweilige Medium interessanten Informationen geht, kann das von Vorteil sein. Fachredaktionen wiederum schätzen – vor allem bei fachlichen Rückfragen – den direkten Kontakt zur Projektleiterin oder zum Projektleiter. Erreichbarkeit und schnelle Rückmeldung sind in beiden Fällen entscheidend.
Was erwarten Sie in Zukunft von »gut aufgestellten« Büros in Sachen digitaler Kommunikation?
Ausreichend gute, für Redaktionen honorarfreie Pressefotos sind ein Schlüssel für gute Kommunikation. Das setzt ein Bewusstsein für Fotorechte und eine entsprechende Budgetplanung voraus
»Mit Ecken und Kanten«
Susanne Peick, Chefredakteurin polis Magazin für Urban Development
Was sollten Architekt*innen bei digitaler Kommunikation beachten?
Bei digitaler Kommunikation gilt – und das ganz unabhängig von der jeweiligen Branche – sie, wie alle digitalen Instrumente, als nützliches Add-On zu betrachten und keinesfalls als Ersatz für analoges Miteinander. Ich denke, im Zuge der Corona-Pandemie ist uns spätestens klar geworden, dass viele Prozesse auch gut digital durchgeführt werden können – von der Planungsarbeit bis hin zu Meetings. Trotzdem geht nichts über menschliches Miteinander.
Was vermissen Sie beim Online-Auftritt von Architekt*innen regelmäßig?
Die Online-Auftritte der meisten Architektur-Büros sind äußerst attraktiv gestaltet. Die Projekte sind gut in Szene gesetzt, die Texte auf den Punkt. Allerdings wirken sie so zum Teil auch austauschbar, unpersönlich und kühl. Mich sprechen vor allem Online-Auftritte an, in der nicht nur die Architektursprache im Mittelpunkt steht, sondern auch die Architekt*innen-Sprache, sprich die Köpfe hinter den Projekten. Das mag für manchen trivial klingen, aber für mich machen menschliche Ecken und Kanten ein Büro – und einen Online-Auftritt – erst richtig interessant ;).
Jede(r) will viral wirken. Geht denn das so einfach?
Die virale Wirkung setzt voraus, dass man enorm viel Zeit in den Online-Auftritt investiert und dies auf ganz unterschiedlichen Kanälen zelebriert, um möglichst viele Zielgruppen zu erreichen. Bis zu einem gewissen Punkt sind solche Kanäle sicherlich nützliche Werbe-Tools. Allerdings ist es auch eine Kosten-Nutzen-Frage: Wieviel Zeit möchte ich in Arbeit stecken, die mich vorerst nicht auf meinem eigentlichen Gebiet »weiterbringt«? Ich würde mich immer lieber für »Einzigartigkeit« als für »Viralität« entscheiden.
Ist es klug, wenn sich Architekt*innen an PR-Agenturen wenden?
Mit »Klugheit« hat das wenig zu tun, sondern mit strategischer Ausrichtung und Kompetenz. Nicht jede(r) Architekt(in) braucht eine PR-Agentur. Sie können aber sicherlich gute Impulsgeber sein, um die eigene Arbeit aus neuen Blickwinkeln zu betrachten und sie so besser zu präsentieren oder zu vermarkten.
Was erwarten Sie in Zukunft von »gut aufgestellten« Büros in Sachen digitaler Kommunikation?
Ich wünsche mir, dass mich das digitale Angebot sagen lässt: »Die möchte ich live kennenlernen!«