»Vorbilder für das
Wohnen der Zukunft«
Von Tim Attenberger / KSTA 22.11.2017
Den Blick in andere europäische zu richten, um sich so Anregungen für die Stadtentwicklung in Köln zu holen, gehört zu den erklärten Zielen der Vortragsreihe „Kölner Perspektiven“. Die Veranstalter Stadt Köln, Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Köln, Kölner KAP Forum Architektur, Technologie, Design und „Kölner Stadt-Anzeiger“ haben am Montagabend zum Abschluss des diesjährigen Themas „Wohnen und Arbeiten“ fünf international tätige Architekten eingeladen, ihre Projekte mit Vorbildcharakter zu präsentieren.
Finn Geipel, Lin Architekten Urbanisten, Berlin
Finn Geipel verglich zwei seiner laufenden Projekte in Paris. Für eine der letzten unbebauten Brachflächen am Ufer der Seine hat sein Büro ein Gebäude mit 160 Wohnungen entworfen – die Hälfte davon sind öffentlich gefördert. Eigentum koste dort 30 000 Euro pro Quadratmeter, während eine Sozialwohnung lediglich auf 2500 Euro pro Quadratmeter komme. „Wir haben es trotzdem geschafft, fast allen Wohnungen einen Flussblick zu ermöglichen“, sagte Geipel. Da eine weitere Verdichtung im Zentrum nicht mehr möglich sei, konzentriere man sich zunehmend auf die Banlieu, also die Außenbezirke. Als Beispiel nannte Geipel das vormals industriell geprägte Gebiet von Freinville, das schlecht erschlossen war. Um das Neubaugebiet attraktiver zu gestalten, sei es zuvor mit einer Straßenbahn und der Rundbahn Grand Paris Express angebunden worden.
Anne Kaestle, Duplex Architekten, Zürich
Anne Kaestle stellte das Neubaugebiet Hunziker-Areal in Zürich vor, für das sich 50 Genossenschaften zusammengeschlossen haben. „Wir vertreten die These, dass neuer Stadtraum nur entsteht, wenn der Zwischenraum genauso liebevoll gestaltet wird wie die Architektur“, sagte sie. Deshalb habe das Büro 13 dicht aneinander stehende Gebäude entworfen, um Wohnraum für 1200 Menschen bauen zu können und dabei Freiflächen zu erhalten. „Das Ergebnis ist wie eine Familie – jedes Gebäude ist gestalterisch miteinander verbunden, hat aber trotzdem einen individuellen Charakter.“
Luca Selva, Luca Selva Architekten AG, Basel
Luca Selva beschrieb Basel als eine relativ kleine und deshalb sehr dicht bebaute Stadt. „Die Stadt muss sich mit dem Umland verbinden, um wachsen zu können“, sagte er. Andererseits gehe es auch darum, kleine Nischen in der Stadt zu entwickeln. Selva präsentierte einen Schul-Neubau, der terrassenförmig angelegt wurde, um Platz zu sparen. Die Architekten legten die Turnhalle zudem unterhalb des Pausenhofs.
Julian Weyer, C.F. MøllerArchitects, Aarhus
Julian Weyer unternahm einen Streifzug durch die aktuellen Projekte des dänischen Traditionsbüros C.F. Møller. „Es geht mittlerweile wieder darum, die Natur zurück in die Stadt zu bringen“, sagte er. So habe seine Firma etwa in Stockholm ein 25-geschossiges Holz-Hochhaus bauen lassen. Um ein biomedizinisches Forschungszentrum mit einem großen Park umgeben zu können, habe man sich für eine mittelalterliche Struktur entschieden und die Gebäude extrem dicht aneinander gesetzt.
Mads Birgens Kristensen, Cobe, Kopenhagen
Mads Kristensen, dessen Büro Cobe auch den Deutzer Hafen umwandeln wird, stellte ein ähnliches, aber deutlich größeres Projekt in Kopenhagen vor. Im Nordhafen sollen in den nächsten 50 Jahren 40 000 Arbeitsplätze und Wohnungen für 40 000 Menschen entstehen. Ein Metro-Anschluss wurde bereits vor Baubeginn geschaffen. Um das Viertel rund um die Uhr zu beleben, werden in den Gebäuden Büros und Wohnungen gemischt. „So gibt es auch abends Licht in den Fenstern, was ein Gefühl von Sicherheit vermittelt.“
Tim Attenberger
KSTA vom 22.11.2017