Allmann Sattler Wappner
Oder der permanente Wettbewerb
Aus dem KAP Magazin #8
Standort: München
Gründungsjahr: 1993
Inhaber: Prof. Markus Allmann,
Amandus Sattler, Prof. Ludwig Wappner
Schwerpunkte: Das gesamte Spektrum architektonischen Gestaltens
Mitarbeiter: 60
allmannsattlerwappner.de
Beitrag aus dem KAP Magazin #8
04.03.2010
STRUKTURELLE OFFENHEIT
AMANDUS SATTLER
Lange Zeit galten sie als Nachwuchsstars der Architekturszene, manchen gar als deutsches Pendant zu Herzog & de Meuron. Auch Allmann Sattler Wappner bürgen mit ihren Namen, auch sie verabscheuen technische Kompromisse, auch sie deklinieren jede Bauaufgabe so durch, dass ein Thema sichtbar wird. »Die Arbeitsfelder des Büros umfassen das gesamte Spektrum architektonischen Gestaltens«, heißt es ganz selbstverständlich auf der Homepage.
Der Ansatz: ganzheitlich. Der Anspruch: hoch.
Den Durchbruch brachte ein gewonnener Wettbewerb. Das Samuel-von-Pufendorf-Gymnasium in Flöha von 1996 wirkt noch immer frisch und stimmig, als Gegenstück zu einer seelenlosen Lernmaschine namens Schule. Als Ort, der Begegnung stiftet und Menschen zusammenbringt. Es hagelte Lob: Architekturpreis des Neuen Sächsischen Kunstvereins 1994. Lobende Anerkennung: Deutscher Architekturpreis Beton 1997.Sowie lobende Erwähnung: Deutscher Architekturpreis 1997. Das Büro ist seither gewachsen auf rund 60 Mitarbeiter, die es mit Aufträgen zu füttern gilt. Und diese stammen zumeist von Wettbewerben. Mitten in Münchens Nymphenburger Straße schnurrt also ein Wettbewerbsmotor. Ein eingespieltes Team, das in erstaunlich kurzer Zeit erstaunlich einprägsame Entwürfe liefert. Kein Wunder, dass sich Markus Allmann (geboren 1959 in Ludwigshafen), Amandus Sattler (geboren 1957 in Marktredwitz) und Ludwig Wappner (geboren 1957 in Hösbach) von Anfang an für den Wettbewerb als beste Form der Ideenfindung einsetzten.
»Ferrari unter den Gotteshäusern«
20 Jahre sind eine lange Zeit. Oder verdammt kurz, wenn man noch einiges vorhat. Ein Blick auf die Typologien ihres Bauens zeigt Familienbande und Entwicklungslinien, aber vor allem Individuen. Bereits früh entwickelte sich das Œuvre von Allmann Sattler Wappner erstaunlich vielfältig und fern jedes Formalismus: Wohnungsbauten (darunter das »Haus der Gegenwart« des Süddeutschen Verlags), Städtebau (etwa der sensationelle Entwurf für die Werkbundsiedlung München, ungebaut, wie übrigens auch der Wettbewerbsgewinner Kazunari Sakamoto), Kirchen (das symbolisch aufgeladene, gläserne »Herz Jesu« in Neuhausen für den ersten Ortspfarrer angeblich ein »Ferrari unter den Gotteshäusern«), Firmensitze (etwa ein wagemutiger Entwurf für Loewe, unrealisiert, sowie ein spektakuläres Metallensemble in Reutlingen für den Arbeitgeberverband Südwestmetall) und Einkaufszentren (darunter der reinweiße, sehr modische Umbau der Stachus-Einkaufspassagen im Herzen von München).
Viele Bauten, kein wiederkehrender Duktus, kein Repertoire an Stilmitteln, die dem Kenner sofort vermeldeten: Allmann Sattler Wappner. Einige Gebäude seien sogar stillos, unkte einmal ein Architektenkollege. Prompt sahen die drei Geschäftsführer darin ein großes Lob. »Das war mit das Schönste, was über unsere Gebäude je gesagt wurde«, entgegnete Vordenker Markus Allmann. Wie aber sind die Rollen der drei Partner verteilt? Wie spielen sie sich die Bälle zu? Beredtes Schweigen. In den Vordergrund drängen mag sich niemand. Die drei Geschäftsführer haben entschieden, dass persönliche Fragen tabu sind, ihr Büro soll sich einzig über die Arbeiten darstellen. Privates und Bürointerna taugen nicht für draußen.
Von Oliver Herwig