Nachlese: Kölner Perspektiven zu Wohnen und Arbeiten in Brüssel

Nachlese
09.10.2017

KÖLNER PERSPEKTIVEN  ZU WOHNEN UND ARBEITEN IN BRÜSSEL

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KÖLNER PERSPEKTIVEN  ZU WOHNEN UND ARBEITEN
BRÜSSEL

BAUMEISTER FÜR DIE STADT

Köln braucht dringend einen Stadtbaumeister und mehr produzierendes Gewerbe in der Innenstadt – das sind die beiden Erkenntnisse aus dem Vortrag, den Kristiaan Borret am Montagabend im Rautenstrauch-Joest-Museum hielt. Der Baumeister der Region Brüssel beteiligte sich an der Reihe Kölner Perspektiven zu Wohnen und Arbeiten, die Stadtverwaltung, Industrie- und Handelskammer (IHK), KAP-Forum und der „Kölner Stadt-Anzeiger“ gemeinsam organisieren.

Borret erklärte den Besuchern, dass seit 1999 alle größeren Städte in Belgien den Posten eines Baumeisters geschaffen haben, der die Qualität der Architektur und der Stadtentwicklungsprojekte aus einer unabhängigen Position heraus initiiert und überwacht. Unabhängig meint, dass der Baumeister anders als ein Baudezernent weder der Stadtverwaltung noch der Politik angehört. „Es geht darum, eine Balance zwischen Kritik und Loyalität zu finden“, sagte Borret. Sein Team und er organisieren Architektenwettbewerbe, zeichnen Entwürfe, anhand derer Vorhaben diskutiert werden, sie beraten die Politik und sorgen für die Fortbildung der Verwaltungsmitarbeiter.

Jenseits der Einführung eines Stadtbaumeisters brachte Borret noch einen anderen Ratschlag aus der belgischen Hauptstadt mit: Auch in der Innenstadt muss Raum für das produzierende Gewerbe übrig bleiben. „Wenn man eine Bar als urban betrachtet, dann muss das auch für den Getränkehersteller gelten“, sagte Borret. Da in Brüssel – anders als in anderen europäischen Metropolen – in der Innenstadt vor allem Menschen mit einem geringeren Einkommen wohnen würden, müsse es auch für sie Jobs vor Ort geben. „Es ergibt keinen Sinn, wenn der Klempner morgens erst aus der Stadt raus zu seinem Betrieb fährt und anschließend wieder zurück in die Stadt zu den Kunden“, so Borret. Sein Team und er würden Immobilienentwickler daher dazu motivieren, bei Neubauten Wohnen und Arbeiten zu kombinieren und mit einer ansprechenden Architektur zu verbinden. Brüssel sei keine harmonische Stadt, beschrieb Borret eine Gemeinsamkeit mit Köln. Historische Gebäude aus dem 19. Jahrhundert wechseln sich mit modernen, aber hässlichen Bauten ab. Autostraßen und eine Eisenbahntrasse quer durch die Stadt hätten Narben hinterlassen. Die Stadt schließe sie jetzt nach und nach mit der Hilfe von Grünflächen.

Erschienen im Kölner Stadt-Anzeiger, am 11.10.2017
Autor: Tim Attenberger
Foto: Peter Rakoczy

Nachlese: Ortner und Ortner – Depotgespräch

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15.09.2017
Die Stadt als Bühne. Architektur und Kunst – O&O Depotgespräch

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DIE STADT ALS BÜHNE.
ARCHITEKTUR & KUNST
O&O DEPOTGESPRÄCH

Bedeutung und Wandel des öffentlichen Raumes – das war das Thema der Diskussion „Die Stadt als Bühne“. Was war der öffentliche Raum früher und was ist er heute? Brauchen wir den öffentlichen Raum überhaupt noch und wozu? Wie sieht er aus und wo liegen seine Qualitäten? Was wird von ihm verlangt und wie wird er von den Bürgern genutzt? Welche Rolle übernimmt dabei die bildende Kunst und welche Relevanz hat sie im öffentlichen Raum? Wie greifen Künstler in die Stadt und das urbane Leben ein? Was kann Kunst im öffentlichen Raum des 21. Jahrhunderts überhaupt noch bewirken? Über diese Fragen diskutierten Isa Melsheimer (Künstlerin), Prof. Dr. Friedrich von Borries (Architekturtheoretiker), Prof. Andreas Denk (Architekturtheoretiker), Andreas Grosz (Kulturmanager) und Christian Heuchel (Architekt).

Ausgangspunkt der Diskussion war die Feststellung, dass zwischen der Architektur einer Stadt und ihren Einwohnern eine unmittelbare Wechselwirkung besteht. Nur wenn die Bürger einen öffentlichen Platz nutzen, ist er auch gelungen. Wichtig sei, so die Auffassung der Diskussionsteilnehmer, dass sich ein öffentlicher Platz den Bedürfnissen und Ansprüchen der Nutzer anpassen könne. Zu starke gestalterische Vorgaben, die aus baulicher Perspektive zwar gelungen sein mögen, jedoch keine individuelle Aneignung mehr zulassen, wurden einstimmig kritisiert.

Ein Hauptmerkmal des öffentlichen Raumes wurde in seiner gesellschaftlichen Relevanz gesehen: Er ermöglicht die Koexistenz unterschiedlicher sozialer und ethnischer Gruppen. Jeder öffentliche Platz impliziert die Begegnung mit dem Anderen, was entsprechend auch zu Spannungen und Widersprüchen führt. Sich diesen zu stellen, so wurde die Philosophin Hannah Ahrendt angeführt, sei die Bedingung für das Dasein als politischer Mensch.

Übereinstimmung zwischen den Diskutierenden gab es auch darin, dass die Gestaltung des öffentlichen Platzes robust und autonom sein müsse. Drei Entwicklungen wurden als problematisch bewertet: 1. Der Rückzug ins Private, der den Sinn und Zweck öffentlicher Plätze grundsätzlich in Frage stellt. 2. Die Inanspruchnahme des öffentlichen Raumes für kommerzielle Zwecke. 3. Eine Privatisierung öffentlicher Räume.

Darüber, dass die Kunst einen entscheidenden Beitrag bei der Gestaltung öffentlicher Plätze leisten kann, herrschte ebenfalls Einigkeit auf dem Podium. Wie aber eine künstlerische Beteiligung an städtebaulichen Prozessen genau aussehen sollte, wurde sehr kontrovers diskutiert. Sollten es sozialaktivistische Projekte sein, die Menschen an öffentliche Orte jenseits des Kommerzes locken und über partizipatorische Angebote die Erfahrungsräume des einzelnen erweitern? Oder können auch subtile Eingriffe zu einer Verschiebung der Wahrnehmung führen, wodurch Toleranz und schließlich auch gesellschaftliche Integration gefördert werden?

Mit ihrem sensiblen Gespür für die Eigenarten von Orten scheinen Künstler prädestiniert, auf einer tiefen, emotionalen Ebene zu agieren, um so unterschiedliche soziale Schichten und Milieus zu erreichen. Die Diskutierenden waren einhellig der Auffassung, dass es sich dabei nur um einen dynamischen Prozess handeln kann, für den keine grundsätzliche Vorgehensweise festgelegt werden kann, sondern jedes Mal aufs Neue verhandelt werden müsse.

Text: Almuth Finkel

© Sophia Paeslack

Nachlese: Bauen mit Holz – Modulares Bauen

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11.07.2017
Bauen mit Holz –  Modulares Bauen

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Wohnraum für alle
Modulares Bauen
Bauen mit Holz
Ressourcenschonende Architektur

Die Wohnungsfrage ist zurück. Und zwar mit Wucht. Es fehlt an Wohnraum in den Metropolen. Wer nicht in Containern hausen will, sollte einen Blick auf modulare Konzepte werfen. Die Veranstaltung im KAP Forum führte Akteure und Vordenker des modularen Wohnungsbaus zusammen. Holz ist ihr Mittel: ein nachhaltiges Material mit erstaunlichen Vorzügen.

Moderiert vom Münchner Journalisten Oliver Herwig diskutierten Stephanie Fiederer Geschäftsführerin der AH Aktiv-Haus GmbH, Annette Hafner, Professorin an der Ruhr-Universität Bochum, der Berliner Architekt Tom Kaden sowie Hans-Otto Kraus, bis 2016 Geschäftsführer der GWG Wohnungsbau München und Achim Nagel, Geschäftsführer der Hamburger PRIMUS developments GmbH.

Schnell wurde deutlich: Es geht ebenso sehr um Fassaden und gute Grundrisse wie um prinzipielle Fragen. Das deutsche Baurecht gehört geändert, war die einhellige Meinung der Experten. Schneller, experimenteller und besser könnten so die Antworten der Architekten ausfallen.

Tom Kaden blickt auf über zwei Jahrzehnte Bauerfahrung mit Holz zurück. Dennoch sieht er sich als Vertreter einer Minderheit, die nur wenige Prozent des gesamten deutschen Bauvolumens vertritt. Modularität sei im Holzbau noch gar nicht angekommen, sagt Kaden, Architekten fingen immer wieder von vorne an, und das sei Teil des Problems. Ähnlich argumentierte Hans-Otto Kraus, der sogar einen „Paradigmenwechsel der Bauwirtschaft“ – hin zu mehr industrieller Fertigung auf hohem Qualitätsniveau. Etwas, das Achim Nagel mit dem Studentenwohnhaus „Woodie“ längst praktiziert. Hamburgs größtes Holzhochhaus entstand aus 371 Modulen, die per LKW aus einer österreichischen Fabrik anrollten. Und weil das Projekt in Kreisläufen denkt, pflanzt Nagel Setzlinge – in 40 Jahren wäre ein zweiter Woodie möglich. Doch halten soll das Projekt viel länger – auch dank der markanten Planung von Sauerbruch/Hutton.

Genau darum ging es Annette Hafner, Architektin und Professorin für Ressourceneffizientes Bauen an der Ruhr-Universität Bochum: Modulares Bauen sei eine schnelle Lösung, um kostengünstig zu bauen. Es gehe aber auch um städtebauliche Qualitäten und darum, regionale Qualitäten und regionales Handwerk zu fördern – eine Ansicht, die Stephanie Fiederer, Innenarchitektin und seit zwei Jahren Geschäftsführerin der AH Aktiv-Haus GmbH, durchaus teilte, aber mit einem Twist. Sie versprach, dank hoher Vorfertigung, ein mängelfreies Produkt bei extremer Flexibilität

Was also ist das Fazit? Holz braucht eine Lobby. Und gute Architekten sowie mutige Investoren, die bereit sind, sich teilweise über gängige Standards und Baurecht hinwegzusetzen. Eine ganze Reihe intelligenter Lösungen zeigt, dass vorgefertigte Teile aus der Fabrik nicht mehr nach Plattenbau aussehen. Im Gegenteil. Modulare Bauten bieten eine Alternative zu Bauträgermodellen und seelenlosen Großsiedlungen. Sie sind nachhaltig, qualitätvoll und oft auch ziemlich gewitzt.

Autor: Oliver Herwig

Nachlese: Stadt & Improvisation

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27.06.2017
Stadt & Improvisation

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STADT & IMPROVISATION
DI., 27. Juni 2017, 19 Uhr, Schauspiel Köln

Einfall und Inspiration lassen in der Musik neue Welten aus Tönen und Klang entstehen, die scheinbar zufällig, aber doch intuitiv zu einem überraschenden Ganzen zusammenführen. Dass diese Improvisationen auch auf die Architektur übertragen werden können, zeigt Christopher Dell als einen der “größten Vibraphontechniker der europäischen Jazzgeschichte” (FAZ) mit seinem Instrument und im Dialog im KAP Forum.

„Man muss mit den Spielregeln brechen“, sagt Christopher Dell gleich zu Anfang der Veranstaltung „Improvisation & Architektur“. – Dass er weiß wovon er dabei spricht, nimmt man ihm sofort ab. Allein schon wegen seiner außergewöhnlichen Karriere. Denn er hält als gelernter Jazz-Musiker und Komponist eine Professur für Urbanistik an der Hafen-Uni Hamburg inne.

Was der weltweit renommierte, virtuose Vibraphonist konkret mit dem Brechen von Spielregeln meint, war dann ganzheitlich erfahrbar: denn der Abend war als Experiment angelegt. Nicht in einen Vortragsaal hatte das Kap-Forum geladen. Sondern in die noch unfertige Außenspielstätte des Kölner Schauspiels. Und damit in einen architektonischen Raum mit improvisierten Verhältnissen. Und dort präsentierte Dell eine Performance-Lecture. Eine Art Sequenz aus Vortrag und Improvisationsspiel auf dem Vibraphon. Ganz ohne Beamer und Bilder.

Wohnen ist kein statischer Zustand. Es ist Aktion, in der Veränderbarkeit, Prozess steckt. Umso mehr wundert es einen, dass Städte mit Planungs- und Masterkonzepten aufwarten, die perfekt ordnen und regeln wollen. Dass dies nicht mehr gelingt, zeigen die aktuellen Fragestellungen wie Zuzug in die Metropolen, Migration, Wohnungsnot, Verkehrskollaps angesichts derer viele Städte fast hilflos nach Antworten suchen. Christopher Dell sieht die Improvisation als Gestaltungsmöglichkeit von Veränderungsprozessen im urbanen Raum. Als ein Raus aus den Disziplinen, um andere Zugänge von außen zu urbaner Planung und Architektur zu schaffen. Um sämtliche Gebrauchsweisen von Raum zu lesen, der ja primär sozial hergestellt wird.

Dell zieht Philosophie, Architektur- und Gestaltungsgeschichte heran. Er referiert von der bestimmenden und reflektierenden Urteilskraft. Wie werden Regeln angewandt und warum? – Davon, Stadt wieder als Handlungsraum, als Produktionsmechanismus zu begreifen. Und davon, wie wichtig es ist, Zustände, Situationen zunächst wahrzunehmen, zu beobachten, also wirklich zu sehen. „Sehen, lernen, machen“ als Prinzip zu verstehen, denn wir brauchen heute auch die „Experten des Alltags“.  Dell: „Es kann soweit gehen, zu hinterfragen, ob das in einer städtebaulichen Wettbewerbsausschreibung definierte Problem wirklich das Problem ist? Und ob es nicht eher so ist, dass man mit dem gelösten Problem zig weitere kreiert?“  – Um Veränderung integrieren zu können, sollten urbane Planungskonzepte so geöffnet werden, dass sie eben „performative Fenster“, Improvisation, ermöglichen.

Der Rhythmus von Dell’s Lecture-Performance ist straff getaktet. Er referiert lebhaft, intensiv, komplex. Und macht meisterhaft Musik. Er referiert weiter. Spielt andere Klänge, improvisiert. Recht bald wird deutlich: anschaulicher hätte er seine Gedanken zu „Improvisation & Architektur“ wohl nicht kommunizieren können. Kaum hat das Publikum seine Ideen aufgenommen, folgt der radikale Bruch in die Musik-Welt. Perspektivwechsel. Die nächsten Thesen folgen. Cut in die Musik. Dann die Diskussion mit Andreas Denk, Chef-Redakteur des Magazin „Der Architekt“. Und abschließend bringt Dell das Vibraphon nochmals zum Klingen.

Am Ende rauchen die Köpfe. Und man ahnt: Irgendwie ist Dell’s Performance weit mehr als Zukunftsmusik.

Autorin: Kathrin Spohr

Nachlese Diskurs Bauen: Werkbundstadt Berlin

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30.03.2017
Diskurs Bauen: WerkBundStadt Berlin

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Diskurs Bauen: WerkBundStadt Berlin
Do., 30. März 2017, 19.00 Uhr, MAKK Köln

Mit der Auflösung des 2,8 Hektar großen Tanklagers am Spreebord soll ein ganzes Viertel in Charlottenburg-Nord wieder an die Stadt angebunden werden. Die Verantwortung für den Neubau des Wohn- und Arbeitsquartiers liegt in den Händen des Berliner Werkbunds. Die Erwartungen an die Struktur der Bebauung und Nutzung sind auf Seiten aller Beteiligter sehr hoch. Nicht nur städtebaulich und architektonisch, sondern auch von der Bevölkerungsmischung her soll die zukünftige WerkBundStadt mit rund 1.100 neuen Wohnungen ein lebendiges Stadtquartier werden, wie es seit Jahrzehnten nicht mehr gebaut wurde.

Grund genug, den Spiritus rector des Projekts, den Architekten Paul Kahlfeld, zugleich Vorsitzender des Deutschen Werkbundes, zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung ins MAKK Museum für Angewandte Kunst nach Köln einzuladen. Über einen nicht ganz einfachen Auswahlprozess wurden insgesamt 33 Architekten gewonnen, von denen jeder nach gemeinsam erarbeiteten Qualitätskritierien ein Haus auf dem Gelände bauen wird. Neben Paul Kahlfeldt wurden daher zwei weitere Köpfe nach Köln geladen, die exemplarisch für ganz unterschiedliche Positionen in der Architekturdebatte stehen: Christoph Ingenhoven, der zu den führenden internationalen Architekten zählt und sich für nachhaltige, ökologische und ästhetische Architektur einsetzen sowie Arno Brandlhuber, den der Kunsthistoriker und Publizist Arnold Bartetzky jüngst unter der Headline „Der Bestand bestimmt das Bewusstsein“ als einen der politischsten Architekten des Landes bezeichnete. Entsprechend lebendig verlief die Debatte, die zudem zeigte, dass es auch im weiteren Verlauf des Projektes nicht an Auseinandersetzungen fehlen wird. Die Forderung Brandlhubers etwa, die WerkbundStadt Berlin im Ganzen als soziale Stadt zu bauen, wird, so Kahlfeld und Ingenhoven, bei den vorgestellten Qualitätsanforderungen schon aus Kostengründen nicht so einfach zu erreichen sein.

Prof. Dr. Paul Kahlfeldt
Petra und Paul Kahlfeldt Architekten, Berlin,
Vorsitzender des Deutschen Werkbundes

Prof. Arno Brandlhuber
Brandlhuber+ Architekten und Stadtplaner,
Berlin

Der von Kritkern erhobene Vorwurf, das Quartier biete keine wirklichen neuen Perspektiven für die Herausforderung der Stadt von morgen, greift konzeptionell ins Leere und bedient geläufige Vorurteile. Schauen wir uns landauf, landab neue Wohngebiete an, so fällt, bis auf Ausnahmen, vor allem eine unglaubliche Monotonie und Einfallslosigkeit auf, die keinen echten Beitrag zur Stadtentwicklung leisten. Das im Sinne der Werkbund-Idee angelegte Berliner Projekt verspricht schon auf den ersten Blick eine ganz andere Qualität in der Wohungs- und Quartiersentwicklung – und das hochverdichtet – die man sich auch andernorts nur wünschen kann. Der Weg zur WerkbundStadt Berlin ist noch weit, offen sind z.B. das (komplizierte) Baurecht und die Investorenfrage. Die von Brandlhuber gestellte Frage, wie die Wertschöpfung durch den gestiegenen Grundstückspreis gerecht zu verteilen und für das gesamte Projekt sinnvoll einzusezten ist, bleibt brisant und verbindet die soziale Frage mit dem Wohnungsbau.

Christoph Ingenhoven
ingenhoven architects, Düsseldorf

Rundweg ein spannender Abend im MAKK, vor vollem Haus, mit drei unterschiedlichen Architektenbeiträgen zu Architektur- und Stadtentwicklung, die kaum eine Frage offen ließen und neugierig auf den weiteren Gang der Dinge machen. Dank auch an Petra Hesse, der Direktorin des MAKK, dass sie ihr Haus für diese Debatte geöffnet hat. Wird fortgesetzt!

Nachlese Maidar Ecocity

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13.03.2017
Maidar EcoCity

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MAIDAR ECOCITY

BAUEN UND LEBEN IN DER MONGOLEI

Ging es bei letzten Veranstaltung zum Thema MAKING HEIMAT im KAP Forum ganz zentral um die Frage, wie wir den Flüchtlingen aus krisengeschüttelten Regionen der Welt hier Heimat schaffen können, stellte sich im Vortrag über MAIDAR EcoCity die Frage, wie für die Menschen in Ulaanbaatar, der Hauptstadt der Mongolei und der am stärksten umweltgeschädigten Stadt der Welt, eine Zukunft und damit eine neue Heimat geschaffen werden kann.

Der Kölner Architekt und Stadtplaner Stefan Schmitz, Projektdirektor und Chefgestalter von MaidarCity sowie sein Kollege Gregor Grassl, Architektur und Stadtplaner bei Drees und Sommer in Stuttgart, stellten in einem äußerst spannenden Vortrag den Masterplan der EcoCity MAIDAR unweit von Ulaanbaatar vor. Als städtebauliche Alternative und Lösung für die Zukunftsentwicklung in der Mongolei. Das Land, äußerst rohstoffreich, steht vor einem radikalen Umbruch, den eine Reportage in 3sat kürzlich mit dem Titel „Mongolei zwischen Jurte und Megacity“ auf den Punkt brachte. Der Abend endete mit einer lebendigen Diskussion über alle relevanten Fragen, die ein Projekt dieser Größenordnung im globalisierten Weltgefüge auslöst. Wird fortgesetzt!

Nachlese Making Heimat

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16.02.2017
Making Heimat

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MAKING HEIMAT

Making Heimat. Germany, Arrival Country – titelte der Beitrag, den das Deutsche Architekturmuseum (DAM) im Deutschen Pavillon Deutschlands auf der 15. Internationalen Architekturausstellung 2016, La Biennale di Venezia, realisierte. Peter Cachola Schmal war als Generalkommissar und Direktor des Deutschen Architekturmuseums inhaltlich verantwortlich für den deutschen Beitrag (Kurator: Oliver Elser, Projektkoordination: Anna Scheuermann, Gestaltung: Architekturbüro Something Fantastic, Berlin). Mit der Ausstellung stellte das DAM Thesen und Beispiele aus deutschen Arrival Cities (Ankunftsstadtvierteln) zur Diskussion, die gemeinsam mit dem kanadischen Autor Doug Saunders entwickelt wurden. Sein Buch „Arrival City. Die neue Völkerwanderung“ diente als Vorlage für einen auch in Deutschland fälligen Perspektivwechsel auf Einwandererviertel.

Im KAP Forum stellte Peter Cachola Schmal den Beitrag MAKING HEIMAT zunächst in den Kontext der Flüchtlingsdebatte und Angela Merkels prägenden Satz WIR SCHAFFEN DAS! Deutschland tut sich traditionell schwer, sich als Einwanderungsland zu begreifen, obwohl dies de facto längst der Fall ist. Was also muss ein „Arrival Country“ oder eine „Arrival City“ leisten, worauf sollen wir uns einstellen, wenn es darum geht, Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen kommen und bleiben wollen, zu integrieren?

Allen war klar, dass wir erst am Anfang einer längerfristigen Diskussion stehen und alle gemeinsam an der Integration und Veränderung unseres Landes mitarbeiten müssen.

Die Ankunftsstädte und die von den Migranten geschaffenen Stadtbezirke bergen Chancen und Risiken. Ob die Integration gelingt, hängt in hohem Maße von der organisatorischen und politischen Herangehensweise, vor allem aber von den physischen Strukturen und gebauten Formen, ab.

Schwerpunktmäßig ging es sowohl im Vortrag als auch in der anschließenden Diskussion um die 8 Thesen von Doug Saunders zur „Arrival City“:

Die Arrival City…

  1. ist eine Stadt in der Stadt,
  2. ist bezahlbar,
  3. ist gut erreichbar und bietet Arbeitsmöglichkeiten,
  4. ist informell und bietet Spielraum für Entfaltungsmöglichkeiten,
  5. ist selbst gebaut, ermöglicht den Ankommenden Gestaltungsmöglichkeiten,
  6. ist im Erdgeschoss – offen für Geschäftsaktivitäten, kleinteilig verfügbar und stark verdichtet,
  7. ist ein Netzwerk von Einwanderern,
  8. besitzt beste Ausbildungs- und Schulungsmöglichkeiten (Bildungsangebote)…

An der von Andreas Grosz geleiteten Gesprächsrunde im Anschluss an den Vortrag nahmen Christl Drey, Vorstandsvorsitzende des Hauses der Architektur hda Köln; Kirsten Jahn, Fraktionsvorsitzende der Grünen und Sprecherin für Stadtentwicklung; Dominic Müller-Jaeger, Vorstand Rhein-Ruhr Real Estate AG; Johannes Schilling, Schilling Architekten und Christian Hümmeler, Lokalchef des Kölner Stadt-Anzeigers, teil.

Allen war klar, dass wir erst am Anfang einer längerfristigen Diskussion stehen und alle gemeinsam an der Integration und Veränderung unseres Landes mitarbeiten müssen. Einig waren sich alle, dass dieses Feld keinenfalls den Demagogen und Populisten im Lande überlassen bleiben kann! Wird fortgesetzt.

Weihnachtsbaumschlägerei

Nachlese
10.12.2016
Weihnachtsbaumschlägerei

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KAP-Weihnachstbaumschlägerei in Bransel

Einmal im Jahr wird der Flecken Bransel zum Mekka für Architekten und Immobilienschaffende. Dann nämlich schwärmen über 150 Menschen dieser Zünfte aus dem ganzen Land ins raue Ennepetal, um sich dort mit Sägen und Äxten auszustatten und ins Nadelgehölz zu ziehen. Hier verschwinden alle Unterschiede zwischen Hoch- und Tiefbau oder Innenarchitektur. Nur glückliche Gesichter können wir vermelden, wenn der oder die Ausgewählte frisch gefällt vor seinen neuen Eignern liegt. Dann werden die nadligen Gesellen in und auf die Gefährte verladen und endlich kann zu Glühwein, feinem Gebäck und in bester Stimmung auf dem Hof und in der Scheune das vorweihnachtliche Miteinander aufgenommen werden.

Liebe KAP-Freunde, danke für die abermals wunderbare Weihnachtsbaumschlägerei. Schickt uns bitte ein Bild eures Weihnachtsbaums, wir wollen sehen, was aus den nadligen Gesellen geworden ist.

Das KAP-Team wünscht allen ein frohes Fest und einen guten Start ins neue Jahr 2017. Wir sehen uns auf jeden Fall – spätestens in Bransel!

In diesem Sinne, herzliche Grüße,
Ihr Andreas Grosz

Nachlese ImmoTreff Köln

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24.11.2016
ImmoTreff Köln

 

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IMMOTREFF KÖLN

Ein Abend der Königsklasse

Rund 150 Entscheider aus Immobilienwirtschaft, Stadtentwicklung und Architektur trafen sich zur Jubiläumsausgabe des 50. ImmoTreffs Köln – diesmal unter dem Motto „Stadt weiter bauen“ im Neubau der FHöV in Köln-Kalk, einer Projektentwicklung der Aurelis Real Estate.

Gastgeber Olaf Geist, Leiter Region West der Aurelis, erläuterte zum Auftakt, wie sich das „Deutzer Feld“ binnen 13 Jahren vom Un-Ort zum Stadtquartier entwickelt hat, allen Zweiflern zum Trotz. Eine solche Entwicklung gelinge nur mit einer Vision am Anfang, Beharrlichkeit, guter Kommunikation und starken Partnern. Zudem ein gelungenes Zusammenspiel von Immobilienwirtschaft und Stadtentwicklung.

Peter Berner, Geschäftsführer von ASTOC und Vorsitzender des BDA Landesverbandes NRW, betonte, dass Stadt vor allem eines sei: Gemeinwesen. Mit Blick auf seine über 25-jährige Praxis als Architekt und Stadtplaner machte er deutlich, dass eine der großen Herausforderungen heute der Mangel an gut ausgebildetem Nachwuchs sei. Statt Museen und Klöstern, an denen sich junge Architekten am liebsten versuchten, sei es sehr viel sinnvoller, die Studenten stärker an Wohnungsbau und Nachverdichtung als Bauaufgaben heranzuführen. Auch das Hochhaus verdiene mehr Wertschätzung, angesichts des rasanten Wachstums unserer Großstädte. Und: Kommunikation erleichtere Prozesse und erhöhe Qualität.

Dr. Reimar Molitor, geschäftsführender Vorstand des Region Köln / Bonn e.V., gab einen erhellenden Überblick zum stadtentwicklerischen Zustand der Region und deren Tendenzen. Der Wachstumsdruck in der der Rheinschiene sei enorm. Problematisch sei zudem, dass auch aus dem Ruhrgebiet ein starker Zug ins Rheinland festzustellen sei, eine Entwicklung, die weder fürs Ruhrrevier noch fürs Rheinland förderlich ist. Die Preisentwicklung in der Rheinschiene für Grund und Boden sei inzwischen bedenklich und im wahrsten Sinne des Wortes „asozial“. Gemessen an der starken Zuwanderung bräuchte eine Stadt wie Köln rein hypothetisch zusätzliche Flächen von 2.000 Hektar, die nicht im Ansatz zur Verfügung stünden. Daher sei die Entwicklung der Bestände eine dringende Notwendigkeit. Aber nicht nur zugunsten des Wohnungsbaus, sondern auch des Gewerbes. Gemeinsam müsse eine gesunde Balance gefunden werden.

Statement von Prof. Dr. Johannes Busmann, Herausgeber der polis, Gründer der polis Convention

»Die Zeit einfacher Ordnungen ist zu Ende. Die Dynamik des Wandels steigt, zugleich steigt die Komplexität der Aufgaben. Stadt und Gesellschaft brauchen mehr Mut, mehr Kreativität, mehr Vertrauen. Und weniger institutionelles Verhalten.«

Prof. Dr. Johannes Busmann, Herausgeber der polis und Gründer der polis Convention, gab in einem beherzten Vortrag ein deutliches Statement ab: Die Zeit einfacher Ordnungen sei zu Ende. Die Dynamik des Wandels steige, zugleich steige die Komplexität der Aufgaben (in der Stadtentwicklung: Flächenverbrauch, Mobilität, Segregation, Bürgerbeteiligung). Stadt und Gesellschaft brauchten mehr Mut, mehr Kreativität, mehr Vertrauen. Und weniger institutionelles Verhalten. Busmann stellte grundsätzliche Fragen an das heutige Selbstverständnis der Immobilienwirtschaft. Entscheidend sei die Frage, wo deren Beitrag für die Stadt liege. Immobilienwirtschaft müsse aus der Sicht des Bürgers und der Stadt als Ganzes gesehen und verstanden werden.

Der erkrankte Baudezernent Franz-Josef Höing wurde durch seine persönliche Referentin Eva Herr kompetent vertreten, die einen eindrucksvollen Projektüberblick darüber gab, wohin die Reise Kölns in den nächsten Jahren gehen sollte, welche Ziele des Kölner Masterplan 2030 bereits auf den Weg gebracht wurden und erhärtete dabei die These von Franz-Josef Höing, dass das günstige Zeitfenster in den kommenden fünf Jahren genutzt werden müsse, um die großen Stadtentwicklungsaufgaben auf die Schiene zu setzen.

Initiator, Co-Gastgeber und Moderator Andreas Grosz führte durch den Abend. In seinen Auftaktworten forderte er nachdrücklich mehr Austausch und Kommunikation zwischen allen Beteiligten, die Stadtentwicklung vorantreiben. Immobilienentwicklung sei keine Closed-shop-Veranstaltung. Köln stehe für den Gemeinsinn und ein bürgerliches Miteinander, ein Wert, dem der ganze Einsatz gelten solle. Die positive Gestaltung der Stadt passiere nicht von selbst, es müsse um sie gerungen werden. Stadtentwicklung sei eine der vornehmsten Aufgaben der Kommunen: diese brauche klare Rahmenbedingungen aus Politik und Verwaltung, in die sich Architekten und Immobilienwirtschaft zum Wohle der Stadt einbringen können.

Nachlese Revisiting Modernism

Nachlese
17.11.2016

Revisiting Modernism

Nachlese
REVISITING MODERNISM
PROF. ALEXANDER SCHWARZ
DAVID CHIPPERFIELD ARCHITECTS

Was hat Heidegger mit der Neuen Nationalgalerie Berlin zu tun? Erst einmal nichts. Denn Ludwig Mies van der Rohe war es ja, der die berühmte Ausstellungshalle und Architekturikone der Klassischen Moderne in den 1960er Jahren errichtete.

Wenn man jedoch den Worten von Professor Alexander Schwarz folgt, Design Director bei Chipperfield Architects Berlin, wird es klar. Es sind die grundlegenden philosophischen Betrachtungsweisen Heideggers, die er unter anderem heranzieht, um eine komplexe Aufgabe zu klären: Wie kann dieses denkmalgeschützte Gebäude, zugleich das letzte eigenständige Werk van der Rohes, angemessen saniert werden? Wie weit darf und muss ein Architekt eingreifen, damit die visuelle Integrität dieses Denkmals gewahrt und so viel wie möglich an historischer Bausubstanz erhalten bleibt? Und wie geht man mit einem Gebäude der Moderne um, das nicht mehr modern ist?

Chipperfield Architects wurde 2012 mit der ersten umfassenden Modernisierung und Sanierung des fast 50 Jahre alten Gebäudes beauftragt.
Schwarz: „Der Alterungsprozess ist Teil eines Gebäudes.“ – In der bis zum letzten Platz ausgebuchten KyotoBar lauschten die Gäste gespannt diesen und anderen komplexen Betrachtungsweisen von Alexander Schwarz. Und am Ende war es fast keine Überraschung mehr sondern logische und zugleich charmante Konsequenz: Die technischen architektonischen Mängel der Neuen Nationalgalerie werden nicht zu 100 Prozent behoben und um jeden Preis perfekt saniert. Aus einem Grund: Sie sind Teil ihrer Strahlkraft!

Statement von Prof. Alexander Schwarz

»Der Alterungsprozess ist Teil eines Gebäudes.«