TEIL 4 AbschlussNewsletter
QUO VADIS CITY? Impulse für die Zukunft unserer InnenStädte.
Als wir zum Jahresbeginn mit dem Themenschwerpunkt »Quo Vadis City?« starteten, ahnten wir nicht, auf welch' großes Interesse und auf welche Resonanz das Thema stoßen würde. Die jetzt insgesamt vier Newsletter mit rd. 30 Positionen, vereinen allesamt die Aspekte, Fragen und Überlegungen, die wir für einen Neustart in der City brauchen.
Ob bei der Diskussion im Kölner Presseclub, auf der Polis Convention, bei der Futures Lounge der Zukunftsinitiative D2030 oder bei den Beiträgen für's KAP-Forum: Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir wissen, wo der Schuh drückt und wir kennen Wege und Möglichkeiten, unsere Städte wieder neu aufzuladen. Die Europäische Stadt hat sich in ihrer Geschichte laufend wandeln und neu erfinden müssen. »Wir alle sind die Stadt,« sagt die renommierte Architektin Barbara Possinke, »die Stadt hält uns den Spiegel vor.« Es ist an uns, die notwendigen Schritte zu gehen: Die Beiträge der KAP-Newsletter zeigen, wie wir unsere Städte reaktivieren und zu lebenswerten Stadträumen entwickeln können. Es wird ein Gemeinschaftsaufgabe, eine die alle städtischen Akteure einschliessen, eine die Zumutungen aushalten, die mit Widersprüchen leben und die vom Mut auch für Experimente getragen sein muss. Gehen wir es an! Die Zukunft wartet nicht.
Dank an alle die mitgewirkt und sich beteiligt haben. Die Beiträge stehen zur freien Verfügung im Netz. Bitte das Copyright beachten. Weiterleiten erwünscht!
Unser nächstes Thema für die 2. Jahreshälfte: Circular Economy – Zirkuläres Bauen
Offen für Ihre/Eure Ideen und Anregungen!
Herzliche Grüße, Andreas Grosz, Tobias Groß, Klaus Burmeister KAP Forum, Studio für Gestaltung, d2030 + foresightlab
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KAP-Impulse #4 mit Beiträgen von: Brigitte Scholz, Daniel Häni, Andrea Fuchs, Katja Wolframm, Stefan Müller-Schleipen, Lea Scholze, Thomas Höxtermann, Nicola Halder-Hass und Klaus Burmeister
KAP-Impulse #3 mit Beiträgen von: Marion Klemme, Jens Kreiterling & Thomas Binsfeld, Christa Reicher, Patrizia Bollwein & Alexander Gutzmer, Amandus Samsøe Sattler, Matthias Rottmann, Bernd Fels
KAP-Impulse #2 mit Beiträgen von: Kevin Meyer, Barbara Possinke, Steffen Braun, Anne Seubert, Marcus Menzl, Bart Brands
KAP-Impulse #1 mit Beiträgen von: Tina Unruh, Hilmar von Lojewski, Andreas Kipar, Tim Rieniets & Christoph Grafe, Theresa Keilhacker, Jörg Lehnerdt
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1. Brigitte Scholz Leitung Amt für Stadtentwicklung und Statistik der Stadt Köln Foto: © Maurice Cox, DGPh
Worin liegt der Niedergang unserer Innenstädte begründet? Die Innenstädte sind das Herz unserer Kommunen, und wir sind in den letzten Jahren eher lieblos damit umgegangen. Der klassische Markplatz mit Rathaus als zentralem Anlaufpunkt für alle Bürger*innen wurde mehr und mehr zur monofunktionalen Shoppinglandschaft umfirmiert. Schaufenster und Konsum waren die Hauptattraktoren zum Besuch in der City. Während tagsüber das Leben brodelte blieben in den Innenstädten abends verödete Großstrukturen zurück. Die Funktionstrennung der 1970er Jahre brachte großzügige Fußgängerzonen aber übersah, dass Flanieren ein urbanes Umfeld braucht.
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2. Daniel Häni Unternehmer, Mitbegründer des Basler Kultur- und Kaffeehauses »unternehmen mitte« Foto: © Pino Covino
Was geschieht mit unseren Innenstädten? Welche Prinzipien und Mechanismen bestimmen die Gestaltung? Wie sind die Besitzverhältnisse? Wer bestimmt? Vieles liegt im Argen. Wir sehen immer mehr Leerstände und Rechnungen, die nicht mehr aufgehen. Mitten in Basel gibt es ein Pilotprojekt, das zeigt, wie eine lebendige Innenstadt gelingen kann. Das Unternehmen Mitte – Kaffeehaus und Kulturimpuls. Wir sprachen mit Daniel Häni, einem der Gründer und Mitunternehmer dieses öffentlichen Wohnzimmers in einer ehemaligen Bank.
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3. Andrea Fuchs Architektin, Baukultur-Netzwerkerin, seit 2022 Stadtbaumeisterin in Tettnang
Foto: © Felix Kästle
(Innen-)Städte verändern sich – den Wandel als Chance sehen und dabei auf Baukultur und Nachhaltigkeit setzen!
Der Wandel in den Innenstädten infolge des veränderten Konsumverhaltens und der Verlagerung der Büroarbeitsplätze ins Homeoffice ist in großen wie in kleinen Städten zu beobachten. Dies führt zu Leerstand, Verlust der urbanen Attraktivität und vielerorts zum Donut-Effekt, indem sich immer mehr Flächen und Nutzungen an den Ortrand verlagern. Doch gleichzeitig bieten sich Chancen für eine Transformation zu vielfältigen, grünen, lebendigen und klimaresilienten Orten. Diese Chance, unsere Innenstädte an die geänderten Bedürfnisse der Gesellschaft sowie des Klimawandels anzupassen, sollten wir nutzen.
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4. Dr. rer. pol. Katja Wolframm Hamburg Kreativ Gesellschaft mbH Foto: © Oliver Reetz
Worin liegt der Niedergang unserer InnenStädte begründet? Mit Blick auf die Hamburger Innenstadt kann von einem Niedergang eher nicht gesprochen werden. Was wir, zum Teil auch sehr unangenehm, erleben, ist ein Veränderungsprozess: Die Hamburger Innenstadt ist geprägt von Großimmobilien, die auf mehreren Etagen vom Einzelhandel genutzt wurden. Wo andernorts über den Ladenflächen gewohnt wird, sind hier oft Büroetagen, Hotels oder Praxen. Die „City“ unterscheidet sich damit deutlich von den Quartieren. Einerseits erscheint sie punktuell zu bestimmten Zeiten fast ausgestorben, andererseits ist hier Platz für vieles, was in den stark verdichteten Quartieren nicht stattfinden kann – vom Sportevent über den Schlagermove, Kundgebungen aber auch Schlafplätze im Schatten der Gebäude.
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5. Stefan Müller-Schleipen Mitgründer und Geschäftsführer der Initiative – »Die Stadtretter« Foto: © »Die Stadtretter«
Der Wandel unserer Innenstädte oder was bedroht die Innenstadt wirklich?
Wir stehen erst am Beginn eines gewaltigen Veränderungsprozesses. Wir erinnern uns – für Bankgeschäfte, Urlaubsbuchungen, Konzerttickets, Schallplatten und CDs und auch Zeitschriften und Bücher war früher ein Gang in die Innenstadt notwendig. Diese „Dienstgänge“ wurden mit weiteren Einkäufen, Verabredungen, Kino- und Gastronomiebesuchen verbunden. So wurde innerstädtische Frequenz und Umsätze erzeugt. All das lässt sich heute mit dem Mobiltelefon bequem vom heimischen Sofa aus erledigen.
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6. Lea Scholze Geschäftsführerin der AIP Vision GmbH Foto: © AIP Planungs GmbH
Worin liegt der Niedergang unserer InnenStädte begründet? Unsere Innenstädte stehen vor großen Herausforderungen. Die Nachfrage nach dem traditionellen Angebot des Einzelhandels. Leerstand verbreitet sich zunehmend, welcher wiederum die Attraktivität der Innenstadt weiter negativ beeinflusst. Beschleunigt wird dieser Prozess weiter durch aktuelle Schließungen großer Warenhausketten. Der Onlinehandel, demographische Entwicklungen und verminderte Nachfrage führen bundesweit zu Schließungen an zentralen Standorten – eine Entwicklung, welche ohne schnelles Handeln bereits jetzt die gravierenden Auswirkungen auf den umliegenden, kleinteiligen Einzelhandel und somit die gesamte Innenstadt deutlich werden lässt.
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7. Thomas Höxtermann, Dipl.-Ing. Architekt BDA und SIA seit 2016 Mitinhaber und Geschäftsführer von Nattler Architekten in Essen Foto: © Susan Rentsch
Der Niedergang unserer Innenstädte ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, wie beispielsweise dem Wandel des Konsumverhaltens, der Zunahme des Online-Handels und der Veränderung der Mobilität. Geschlossene Ladenlokale begünstigen die Verödung der Innen-städte, sie ziehen weniger Menschen an und dadurch wirken Innenstädte wenig attraktiv. Leider wurde es in der Vergangenheit versäumt, Verweilorte für Menschen zu schaffen, um Innenstädte attraktiver zu gestalten, denn Innenstädte dienen nicht ausschließlich dem Konsum, sondern sind geprägt durch historisch gewachsene Strukturen. Dennoch teilen wir nicht die Meinung, dass dies auf alle Innenstädte zutrifft. Natürlich müssen große Handelsketten in Innenstädten schließen, z. B. in München, Düsseldorf oder im Ausland: Paris und London erleben diesen Niedergang jedoch nicht. Im Gegenteil, die Innenstädte erfinden sich neu, es entstehen beispielsweise „Pop-up“-Stores auf brachliegenden Verkaufsflächen, mit speziellen, aber reduzierten Angeboten, die eine Belebung der Innenstädte fördern.
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8. Nicola Halder-Hass Geschäftsführende Gesellschafterin der Bricks&Beyond I Vorständin im Verband für Bauen im Bestand Foto: © tiwigraphie
Städte müssen ihre Wirkkräfte aus Erbe, Bestand und Neubau neu codieren. Energiewende und Klimaanpassung, Digitalisierung und Mobilität, Demographie und Migration: Die europäische Gesellschaft befindet sich einem der größten Transformationsprozesse seit der Industrialisierung. Es geht um das Zusammenleben unterschiedlicher Lebensentwürfe und Nationen, das Aufeinandertreffen von globalen Entwicklungen im lokalen Kontext. Es geht um Nachverdichtung statt Neubau, Nutzungskontinuität und Umnutzung, Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit.
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9. Klaus Burmeister Politologe, Foresight-Experte und Autor Foto: © Klaus Burmeister
Back to the Future: 20 Jahre Zukunft der Stadt Die Zukunft der (Innen-)Stadt beschäftigt mich schön länger. Andreas Grosz hat meinen heutigen Beitrag zu verantworten. Er war es, der mich ermahnte, meinen Betrag doch endlich abzugeben und im Nebensatz kurz einstreute, damals im Interview mit Schmitz-Morkramer hast Du alles schon auf den Punkt gebracht. Das war 2019.
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